Micky Maus

Micky Maus (Die Ikone der Popkultur)

Micky Maus gehört sicherlich zu den bekanntesten popkulturellen Persönlichkeiten der Geschichte. Seit seiner Einführung im Jahre 1928 ist Disneys legendäres Wahrzeichen in ausschließlich allen Medien und Variationen zu haben. Künstler von Saul Steinberg bis Andy Warhol haben ihn gefeiert und kritisiert. Für manche ist die Micky Maus sogar der Comic-Charakter schlechthin. Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten der Stern etwas zu verblassen scheint, wäre es noch untertrieben, hier einfach nur von einer Erfolgsgeschichte zu sprechen.

Vielmehr ist Micky Maus ein Symbol, das über sich hinausragt, der Grundstein für eine einzigartige amerikanische Kunst, die Innovationen in Film, Musik und Malerei vereint (und sogar geschaffen) hat. Micky ist von einer Cartoon-Figur zu einer beeindruckenden Kulturmaschine geworden, die sich auch heute noch mit nichts vergleichen lässt. Diego Rivera bezeichnete Micky als echten Helden der amerikanischen Kunst und Walter Benjamin schrieb, dass sich die Öffentlichkeit bei Micky in seinen Handlungen wiedererkennt.

Die erste Maus war ein Kaninchen

Walt Disney
Walt Disney in Paris

Wären die Dinge in den 1920ern jedoch ein wenig anders gelaufen, wäre die große Ikone der Popkultur vielleicht ein Kaninchen gewesen. Disney war ein noch junger Animator, der eine Serie namens Alice Comedies produzierte, Kurzfilme, die echte Darsteller mit animierten Bildern kombinierten. Aber er war der Serie überdrüssig geworden und wollte komplett zum animierten Film übergehen. 1927 ging dieser Wunsch in Erfüllung und er durfte für Universal eine Cartoon-Serie produzieren. Disney wählte ein Kaninchen, dessen Name bei Universal tatsächlich aus einem Hut gezogen wurde.

Inspiriert war Oswald, wie viele andere Figuren zu dieser Zeit, von Felix – der erfolgreichen Cartoon-Katze, deren schwarzer Körper sich gut vom schlicht gezeichneten Hintergrund absetzte. Die Rechte an Oswald hatte allerdings, wie damals üblich, das Filmstudio. In diesem Falle Universal. Und so kam es, dass Disney um die Rechte an seiner Figur betrogen wurde.

Anstelle den Kopf in den Sand zu stecken, arbeitete er und sein Chefanimator Ub Iworks an einer weiteren Figur, auf die sie merkwürdigerweise nicht sofort kamen, obwohl animierte Mäuse bei Disney bereits zu dieser Zeit Gang und Gäbe waren. Als sie im Wesentlichen einfach nur Oswalds Ohren zu runden Mäuseohren gestutzt hatten, hatten sie ihre Figur, die zunächst Mortimer genannt wurde, bis Disneys Frau darauf beharrte, die Maus Micky zu nennen.

Micky und Oswald
Micky und Oswald

Die drei Anläufe der Micky Maus

Der erste Cartoon, in dem Micky auftrat, war Plane Crazy. Inspiriert von Charles Lindberghs heldenhaftem ersten Alleinflug über den Atlantik, führte die Handlung dazu, dass Micky und einige Tierfreunde versuchten, ihr eigenes Flugzeug zu bauen. Der Cartoon wurde am 15. Mai 1928 in Hollywood in Form einer Testsichtung uraufgeführt. Es gelang ihm jedoch nicht, einen Verleih zu finden. Der zweiten Cartoon, The Gallopin‘ Gaucho, erlitt das gleiche Schicksal. Man erklärte Walt Disney sogar:

„Niemand kennt dich und niemand kennt deine Maus.“

Der dritte Anlauf brachte für Micky dann den Durchbruch, als Steamboat Willie am 18. November 1928 im New Yorker Colony Theatre Premiere feierte. Es war einer der ersten Cartoons, die jemals erfolgreich synchronisierten Sound einsetzte, und er war so beliebt, dass Walt Disney die höchste Summe bekam, die jemals für einen Cartoon am Broadway gezahlt wurde. Die Geschichte ist im wesentlichen eine Parodie auf Buster Keatons Kassenschlager Steamboat Bill Jr aus dem selben Jahr.

Steamboat Willy
Steamboat Willi

Die Walt Disney Studios mit ihren kleinen, aber treuen Mitarbeitern wurden durch diesen Erfolg gerettet und ein Star war geboren.

Aber wann wurde er geboren?

Seltsamerweise änderte sich Mickys „offizieller“ Geburtstag nach 1928 jedes Jahr. 1933 verkündete Walt Disney:

„Micky Maus wird am Sonntag fünf Jahre alt sein. Er wurde am 1. Oktober 1928 geboren. Das war der Tag, an dem die erste Zeichnung entstand, also haben wir ihm erlaubt, diesen Tag als seinen Geburtstag zu beanspruchen.“

Doch dieses Datum hielt sich nicht lange. Der Geburtstag wurde oft geändert, um ihn an bestimmte Aktivitäten anzupassen. Erst 1978 entschied Dave Smith, der Gründer des Disney-Archivs, dass die Premiere von Steamboat Willie wirklich der erste öffentliche Auftritt von Micky Maus war, also sein Geburtsdatum. Und an diesem Tag feiert natürlich auch Minnie Maus ihren Ehrentag, denn sie eilt in diesem Cartoon am Ufer entlang und versucht Kater Karlos Dampfschiff zu erwischen. Micky fand einen Weg, sie an Bord zu bringen, obwohl der Dampfer schon abgefahren war. Sofort hatten beide füreinander Feuer gefangen. Der Rest ist Geschichte, die aber gerne ausklammert, dass Micky und Minnie verheiratet sind. Zumindest sagte das Walt Disney 1933 in einem Interview, erwähnte aber auch, dass sie ihre Ehe nicht in die Öffentlichkeit tragen.

Walt Disney lieh seiner Maus über Jahrzehnte auch seine Stimme. Das erste Mal sprach Micky Maus in The Karnival Kid von 1929. Der perfekte Umgang mit den verschiedenen Sounds ist der wesentliche Grund, warum Micky Maus so erfolgreich wurde und in kürzester Zeit seinen Hauptkonkurrenten, die Stummfilmanimation Felix the Cat hinter sich ließ.

In kurzer Folge wurde die Charakterisierung vorangetrieben und das Aussehen der Figur verbessert. Kater Karlo wurde als Mickys Erzfeind eingeführt, er bekam weiße Handschuhe, damit sich die Hände besser vom Körper unterschieden, seine berühmten kurzen roten Hosen wurden ihm verpasst, und der Schwanz verschwand.

Die Ära Gottfredson

Anfang 1930 verließ Ub Iworks Disney und somit auch die Arbeit an dem seit dem 13. Januar des selben Jahres lizensierten Comic-Strips, und Walt machte sich auf die Suche nach einem Ersatz. Er entschied sich für Floyd Gottfredson, einen kürzlich eingestellten Mitarbeiter. Damals war Floyd Berichten zufolge begierig darauf, in der Animation zu arbeiten und zögerte etwas, seinen neuen Auftrag anzunehmen. Walt musste Floyd versichern, dass der Auftrag nur vorübergehend war und er schließlich zur Animation zurückkehren würde. Floyd akzeptierte und behielt diese „temporäre“ Aufgabe vom 5. Mai 1930 bis zum 15. November 1975.

Mickys Auftreten in den Comics unterschied sich von Anfang an erheblich von den Cartoons. Während sich nämlich die Cartoons weiterhin auf die Komödie konzentrierten, kombinierten die Comics auf sehr effektive Weise die Komödie mit der Abenteuergeschichte. Und diese Version der Micky Maus hielt sich bis in die heutige Zeit.

Der nächste Künstler, der die Figur prägte, war Paul Murry für die Dell-Comics. In der gleichen Zeit begann Romano Scarpa in Italien für die Zeitschrift Topolino, Micky in seinen Geschichten weiterzuentwickeln.

In Deutschland kam das Erscheinen des ersten Micky-Maus-Magazins 1951 einem Erweckungserlebnis gleich. Allerdings wurde die Beliebtheit der Maus hierzulande schnell von Donald Duck eingeholt, die in ganz Europa die eigentlich gefeierte Disney-Figur ist. Das zeigt an, wie sehr Micky Maus mehr als Symbol, denn als Comic-Charakter Anerkennung findet.

Pulp Matters

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Hat sich in Studien durch die Weltliteratur arbeiten müssen, fand schließlich mehr Essenz in allem, was mit Krimi und Horror zu tun hat.

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