Phantasmagorie – Die Horrorshow des achtzehnten Jahrhunderts

Phantastikon Journal
Künstler: Govard Bidloo.

In der Vergangenheit waren wir nicht so sehr vor dem Tod geschützt wie heute.  Der Tod war nicht in klinischen Umgebungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen sicher verstaut. Oh nein – er verfolgte uns auf der Straße, er war in unserem Haus, in unserem Bett und stand in unserem Gesicht.  Vielleicht haben die Menschen deshalb schon immer nach Antworten auf die Frage gesucht, was uns erwartet, wenn wir endlich unsere sterbliche Hülle ablegen.  Und während Theologen und Denker Trost spendeten und versuchten, Antworten in Form von Religion oder Philosophie zu geben, hatten die einfachen Leute Lust am Volksmärchen und Aberglauben, um das Unerklärliche zu erklären.  Und das Nebenprodukt davon war die Freude an einem guten Schreck!

Als aus schön schrecklich schrecklich schön wurde

Im 18. Jahrhundert kam das Genre des Horrors in Form von Geistergeschichten und der Gothic Novel auf: Das Schloss von Otranto von Horace Walpole 1765, Vathek von William Beckford 1786 und Die Geheimnisse Udolpho von Anne Radcliffe 1794, um nur einige zu nennen. Das 18. Jahrhundert bot nicht nur die Möglichkeit, sich mit der Lektüre von Büchern über übernatürliche Ereignisse zu vergnügen, sondern auch ein interaktives Erlebnis in Form der seit den 1760er Jahren sehr beliebten phantastischen Laterna magica.

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Komische Clowns

Seltsame Begebenheiten

Wir kennen King’s Clown Pennywise. Sein verschlagenes Grinsen, die bösen Augen, die spitzen Zähne. Wir wissen vom Joker, Gegenspieler des großen Batman. Permanent grotesk belustigt. Ein ewig grinsender Oberschurke, genial, verrückt und de facto ein übler Kerl, faszinierend durchaus und gerade deswegen so herrlich böse abgefahren.

Wir haben vom Serienkiller John Wayne Gacy gehört, der als Clown Pogo in seiner Heimatstadt den allseits beliebten Spaßmacher spielte und Jungs für seine Lust ermordete, wenn die Maske fiel.

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Die verhängnisvolle Leinwand

Die Dame von ehrwürdigem Alter führte ihn die alte Holztreppe nach oben, und er verspürte einen Schauder der Begeisterung, endlich hier an diesem Ort zu sein, von dem er so oft geträumt hatte. Es war nicht leicht gewesen, das Geld zusammenzusparen, das ihn den Flug nach Paris ermöglicht hatte – aber er wusste in diesem Augenblick, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hatte. Sie erreichten den oberen Absatz und standen vor der Tür des berüchtigten Mansardenzimmers, wo die verblühte alte Dame zögerte, bevor sie den Schlüssel in das Schlüsselloch steckte.

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Dorothy Gale (Der Zauberer von Oz)

Phantastikon Ikonen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 109: Dorothy Gale (Wir sind nicht mehr in Kansas)
byMEP

Ob man nun durch das originale Kinderbuch von L. Frank Baum aus dem Jahr 1900 oder durch die Verfilmung mit Judy Garland aus dem Jahr 1939 zur Geschichte kam, Der Zauberer von Oz ist Teil eines gemeinsamen emotionalen Eigentums geworden, das sich tief in der kollektiven persönlichen und kulturellen Psyche verankert hat. Jüngst haben Filmwissenschaftler aus einer groß angelegten Studie die Erkenntnis gewonnen, dass besagter Film der einflussreichste aller Zeiten ist. Das mag das deutsche Publikum etwas staunen lassen, denn hierzulande kennt man Dorothy Gale zwar auch, hält das Phänomen aber wohl für ein rein amerikanisches. Und das stimmt eben nicht. Millionen Menschen auf der ganzen Welt haben unvergessliche Verbindungen zu dieser Erzählung voller Wunder, Gefahren, Freundschaft und Gegenspieler. Natürlich sind das Erfahrungen, die oft durch die nostalgische Linse der Kindheit verstärkt werden, aber nur wenige Geschichten wurden mythologisiert wie Oz. Nein, selbst Mittelerde nicht.

Dorothy Gale

Ob man nun durch das originale Kinderbuch von L. Frank Baum aus dem Jahr 1900 oder durch die Verfilmung mit Judy Garland aus dem Jahr 1939 zur Geschichte kam, Der Zauberer von Oz ist Teil eines gemeinsamen emotionalen Eigentums geworden, das sich tief in der kollektiven persönlichen und kulturellen Psyche verankert hat. Jüngst haben Filmwissenschaftler aus einer groß angelegten Studie die Erkenntnis gewonnen, dass besagter Film der einflussreichste aller Zeiten ist. Das mag das deutsche Publikum etwas staunen lassen, denn hierzulande kennt man Dorothy Gale zwar auch, hält das Phänomen aber wohl für ein rein amerikanisches. Und das stimmt eben nicht. Millionen Menschen auf der ganzen Welt haben unvergessliche Verbindungen zu dieser Erzählung voller Wunder, Gefahren, Freundschaft und Gegenspieler. Natürlich sind das Erfahrungen, die oft durch die nostalgische Linse der Kindheit verstärkt werden, aber nur wenige Geschichten wurden mythologisiert wie Oz. Nein, selbst Mittelerde nicht.

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Der menschenfressende Baum von Madagaskar

Seltsame Begebenheiten

Die Kryptozoologie und Kryptobotanik sind voller schillernder Erzählungen über mysteriöse Kreaturen und ungewöhnliche Pflanzen. Während das legendäre Ungeheuer von Loch Ness und der sagenumwobene Bigfoot in der Öffentlichkeit weit bekannt sind, gehören die erzählten Geschichten über menschenfressende Bäume auf Madagaskar oder die gefürchteten mongolischen Todeswürmer zu den weniger verbreiteten, aber nicht minder schaurigen Legenden.

Der menschenfressende Baum
Der angebliche „menschenfressende Baum“ von Madagaskar, Dies war das Titelbild der Ausgabe vom 8. September 1878 einer französischen Zeitschrift mit dem Titel Journal des Voyages et des Aventures de Terre et de Mer („Expeditionsjournal: Abenteuer zu Lande und zu Wasser“)

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Die toten Augen von London

Finstere Nacht. Nasser Asphalt. Nebelschwaden über der Themse. Kahler Kopf. Bleiches Gesicht. Weiße Augäpfel. Andy Gerber. Der blinde Jack. Mein erster schwarzer Mann, der im Traum im Keller lauert.

Die toten Augen von London haben bei mir, – seht mich mal als bezopfte Elfjährige -, tiefen Eindruck hinterlassen. Vor kurzem habe ich ein persönliches Exempel statuiert und mir den Gänsehaut-Klassiker von 1961 nochmals angesehen.

Hier spricht Edgar Wallace. Immer noch nicht verstaubt: Dieser Film. Immer wieder gut: Diese Stimme.

Hier spricht Edgar Wallace

Constantin Film

Und dieser Gerber und seine Bande? Immer noch die personifizierten Angst-Schocker.

Fazit: Ich kann den Schauder des unschuldigen Kindes von damals, – ergo meinen -, absolut nachvollziehen. Das Bild von dem Kanaldeckel, der sich in der Dunkelheit hebt, um den Blick auf diesen furchteinflößenden Kerl freizugeben, der von da unten emporkrabbelt, blind, beeindruckend klobig, hässlich und offensichtlich nichts Gutes im Schilde führend, hat sich über all die Jahre sehr lebendig gehalten.

Nie vergessen. Wie den Griff des Zyklopen in einem TV-Vierteiler, der Anfang der 70er in der Vorweihnachtszeit gezeigt wurde. Ein Auge prangte auf seiner Stirn, und mit seiner riesigen Hand holte er sich die Gefährten von Odysseus aus den Höhlenritzen, in denen sie sich vor ihm versteckt hatten. Um sie sich lebendig in den Mund zu stopfen.

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