Das „Final Girl“ ist eine zentrale Figur im Horrorfilm, insbesondere im Slasher-Genre. Sie ist die letzte Überlebende, die sich dem Mörder stellt, ihn besiegt oder zumindest überlebt. Ihre Ursprünge gehen auf Mari Collingwood in Wes Cravens kontrovers diskutiertem Film The Last House on the Left (1972) zurück, doch erst mit Laurie Strode in John Carpenters Halloween (1978) erlangte diese Trope Bekanntheit und popkulturelle Bedeutung.
Das Final Girl weiterlesenSchlagwort: Horrorfilm
Raimis böse Hand und was aus ihr wurde
Der Koch-Horror-Kurztrip „Attack of the Helping Hand“ war kein Meilenstein in der Filmgeschichte. Kennt vermutlich auch kaum jemand. Ist aber eine spannende Sache, weil der sechsminütige Schauerstreifen als Erstlingswerk von Sam Raimi gilt. Der nun ist Schöpfer der legendären Evil-Dead-Trilogie und längst schon ein weltberühmter Filmemacher. Hat ergo recht bescheiden klein angefangen und wurde ziemlich schnell ziemlich groß. So kann’s gehen. Knapp zwanzig war Samuel Marshall Raimi, Literaturstudent aus Franklin in Michigan, als er gemeinsam mit seinem „Blutsbruder“ Bruce Lorne Campbell, dem Ash zu späterer Stunde, seinen Kurzfilm über eine mörderische Hand drehte.
In der Küche ging der Horror los

Wir schreiben 1979, Schauplatz Küche, Hauptdarsteller eine ahnungslose Hausfrau, die scheinheilige „Helping Hand“ und ein trotteliger Milchmann, gespielt von Raimi persönlich. Die „helfende Hand“, als freundliches Werbebild auf einer Fast-Food-Packung bekannt, wird lebendig und vor allem böse, greift die Frau an und will ihr an die Gurgel gehen. Sie wehrt sich panisch, kämpft mit der Hand und haut versehentlich den Milchmann um, der plötzlich in der Küche auftaucht. Der Milchmann verkennt komplett die Lage, bis ein Messer in seinem Rücken steckt. Die Frau kümmert das nur bedingt, sie will mit allen Mitteln die Hand loswerden. Klappt mit einem Mixer. Beschwingt holt sie sich eine neue Fast-Food-Schachtel, da grinst sie ein Marchmallow-Männchen auf dem Küchentisch an, sagt was und…
Raimis böse Hand und was aus ihr wurde weiterlesenFrankensteins Fluch
Mit diesem Film begann die Wiederbelebung des Gothic-Horrors durch Hammer. Bis zu diesem Film bestand der Horror der 50er Jahre aus riesigen Monstern oder atomaren Unholden. Dieser Film brachte den Horror zu seinen Wurzeln zurück und fügte Farbe und ein gesteigertes sexuelles Bewusstsein hinzu. Regisseur Terence Fisher und Drehbuchautor Jimmy Sangster sollten für ihre hervorragende Arbeit an dieser Stelle gelobt werden.
Natürlich handelt es sich um eine Neuerzählung der berühmten Geschichte von Mary Shelley, aber sie unterscheidet sich grundlegend von der früheren Universal-Version. Der Baron (Peter Cushing) mischt sich nicht nur in das ein, was der Mensch nicht wissen sollte, er stürzt sich gleich kopfüber ins Ungewisse und genießt es. Er interessiert sich eigentlich nur für die Wissenschaft der Kreatur (Christopher Lee, der in einer kleinen Rolle sein Bestes gibt) und sieht sie nur als ein weiteres Experiment. Sein einziges Interesse an der Funktionalität der Kreatur besteht darin, wie sie die Akzeptanz seiner Arbeit in der wissenschaftlichen Gemeinschaft fördern kann. Hier steht der Baron im Mittelpunkt des Films, nicht die Kreatur, und Cushing macht seine Sache sehr gut. Er ist wie geschaffen für die Rolle des Frankenstein. In den Hallen des Schreckens gibt es Schauspieler, die durch ihre herausragende Leistung eng mit den Figuren verbunden sind. Nun, neben Boris Karloff als Monster und Lugosi als Dracula sollte es irgendwo noch einen Platz für Peter Cushing geben.

Das Monster ist viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Lee musste die Koordination eines Kindes im Körper eines Erwachsenen mit einer stupiden Blutgier kombinieren, die scheinbar keine Wut hervorruft. Die Kreatur tötet, weil sie zu nichts anderem fähig zu sein scheint. Sie kennt keine Liebe, keinen Hass, keine Krankheit. Sie ist von ihrem eigenen Aussehen nicht abgestoßen. Auf seltsame Weise ähnelt er den Pod People aus Die Körperfresser kommen. Die Produktion selbst ist so sparsam wie möglich. Das Schloss des Barons ist eine schöne gotische Kulisse, aber nicht sehr beeindruckend. Das Labor ist sehr realistisch, aber die sehr zurückhaltenden elektrischen Geräusche und die wenigen überflüssigen Apparate während der großen Reanimationsszene lassen den Wunsch nach den surrenden Apparaten der alten Zeit aufkommen. Aber die Regie macht das wieder wett mit ein paar netten Anspielungen auf dunklen visuellen Humor und ein paar schockierenden Andeutungen von Horror. Bonuspunkte für den gelungenen Schluss. Verblasst neben Karloffs Leistung, aber wer tut das nicht? Ansonsten einer der besten Horrorfilme aller Zeiten.
Ein Buch und mehr: Alles für Romero
Wir kombinieren, wir sind alte böse Hasen: Schauergeschichten mit Titeln wie Körper und Köpfe, Friss mich, Speisesaal und Die besten Stücke erzählen aller guten Wahrscheinlichkeit nach von untoten Leuten mit eigenwilligem Verhalten und großem Appetit. Kurzum versprechen sie Ordentliches, korrekt krass Durchdachtes, da geschrieben von illustren Autoren aus der totalen Horrorgarde. Von soliden Zombie-Geschichten ist die Rede. Eben. Kleine Kostproben zweier Meister:
Als er älter war, verfrachtete Pop ihn nach Galveston zu den Nutten oder zum Strand, wo sie Schießübungen auf all die hässlichen, entstellten Kreaturen machten, die in der Buch herumschwammen. Manchmal nahm er ihn auch mit nach Oklahoma zur Zombiejagd. Es schien dem alten Knacker gut zu tun, den Toten mit dem Stemmeisen den Schädel einzuschlagen, damit sie ein für allemal tot waren. Und es war auch aufregend, denn wenn einer dieser Toten einen biss, war man dran.
(Jenseits der Cadillac-Wüste, Joe R. Landsdale)
Ein Buch und mehr: Alles für Romero weiterlesenEr stieß grunzende Laute aus. Sein fleischloser Mund öffnete sich, und die Zähne klappten aufeinander. Er war hungrig…aber diesmal nicht auf Hühnersuppe mit Nudeln, nicht mal die aus der Dose würden ihn heute zufriedenstellen.
Hinter den grauen, muschelüberwucherten Höhlen baumelte graues Zeug herum, und ihr wurde klar, dass sie da Überreste von Jacks Gehirn vor sich hatte. Sie saß immer noch erstarrt da, als er aufstand und mit ausgestreckten Fingern auf sie zukam. Er hinterließ schwarze Tangspuren auf dem Teppich, stank nach Salz und Tauen.
(Hausentbindung, Stephen King)
We are what we are: Menschenfleischfresser
Der Tisch ist festlich gedeckt, die Familie, ordentlich frisiert und gekleidet, versammelt sich, betet gemeinsam. Kerzen brennen, in der Terrine dampft es, Brot wird gereicht, die älteste Tochter greift schweigend nach dem Schöpflöffel und verteilt bräunliche, dickflüssige Suppe auf den Tellern. Es wird gegessen. Stille im Raum. Fleischgeruch in der Luft. Ekel im Kopf.
Die Leute verzehren soeben die in feinste Bröckchen zerlegte Leiche einer aus dem Ort entführten Frau. Die zuvor im Schuppen angekettet war, um sie zur Feier des ersten Tages nach Beendigung einer familiären Fastenzeit zu erschlagen, zu schlachten, auszunehmen, zu zerschneiden, portionieren, anzurichten und zu verspeisen. Zu kauen. Schlucken. Zu fressen eben.
We are what we are: Menschenfleischfresser weiterlesenDie Notwendigkeit des Horrors
Auch wenn meine Eltern vielleicht bestreiten würden, dass ihre kleine Tochter Filme wie Der Exorzist, Omen und viele der Stephen-King-Verfilmungen (Cujo, Carrie, Christine) gesehen hat, haben sich Bilder und Szenen aus diesen Filmen unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt wie die schlimmsten Alpträume. Und ich bekam genug davon nachdem ich diese und andere Horrorfilme gesehen hatte: den Alptraum vom tollwütigen Hund, den Alptraum vom Dämonenkind, den Alptraum von angreifenden Vögeln, den Alptraum vom Mädchen, dem Blut über das Gesicht läuft. Man sollte meinen, dass mich solche Erlebnisse schon früh vom Horror abgehalten hätten, denn wer hat schon gerne so viel Angst, dass sie einen wie Freddy Krueger durch die Träume verfolgt?
Die Notwendigkeit des Horrors weiterlesenMutter weiß es am besten
Wenn dir als Kind etwas Angst macht – ein böser Traum oder ein Monster unter dem Bett – was tust du dann? Du rufst nach dem ultimativen Schutz: deiner Mutter. Aber was passiert, wenn Mütter selbst Monster sind und was macht sie zu diesen Monstern? Mütter – überhaupt Frauen in der Horrorliteratur – kommen nicht gut weg. Sie leiden unter dem Problem „Verdammt, wenn du es tust / Verdammt, wenn du es nicht tust“ und werden zur Quelle des Schreckens, weil sie zu mütterlich oder nicht mütterlich genug sind.
Mutter weiß es am besten weiterlesenWes Craven: „Blut. Da schreien die Leute!“
Schauergenie Wes Craven verkündete der Gemeinde: „Als Horrorfilm-Macher sage ich: Ich werde euch die absolute Wahrheit zeigen, und sie ist blutig und scheußlich und gefährlich.“
Und genau nach der, so wusste die Regie-Legende, fiebert die hungrige Meute.
„Blut. Es ist immer Blut. Da schreien die Leute.“
Wes Craven
Folgerichtig wurde bei ihm zerhackt, zerlegt, zerfetzt, zerschlitzt, gepeinigt, gefoltert und gefressen, im Regelfall immer hübsch blutig. Reines hohles Gemetzel freilich war das nie, die Story ist vorhanden, es wird (auch) erzählt. Und: Der Großmeister finsterer Absichten, der privat keine Horrorfilme mochte (er ängstigte sich), konnte auch durchaus leisere Töne anschlagen. Craven, der vor seinem Sprung ins Haifischbecken Hollywood als Dozent für Philosophie und „Writing“ an der Clarkson University in Potsdam, New York, die Brötchen verdient hatte, drehte 1999 mit der begnadeten Meryl Streep das Melodram „Music of the Heart“. Einfühlsam. Schön. Die Streep wurde für den Oscar und den Golden Globe nomiert. Craven war völlig zu Recht stolz auf seine Arbeit der etwas anderen Art, – Scream 2, ein starkes Genrestück, war zwei Jahre zuvor erschienen -, seine gewaltige Fan-Schar freilich bangte etwas, einige befürchteten Schlimmstes: Dass ein Horror-Maestro sein Gelübde ad acta legen könnte, um fortan mehr an die Psyche und weniger an unappetitlich Eingemachtes zu gehen.
Wes Craven: „Blut. Da schreien die Leute!“ weiterlesenDer böse See
In allen Kulturen der Welt gibt es Mythen und Legenden. Mythen darüber, wie die Welt erschaffen wurde, wie die Jahreszeiten entstanden sind, warum der Mond und die Sterne am Himmel hängen. Es gibt auch Legenden, die eine Warnung enthalten, wie die urbanen Legenden über den Mann mit der Hakenhand, der Verliebte angreift, die an einem abgelegenen Ort vorehelichen Sex haben, oder Legenden über Geister in den Wäldern, die Kinder entführen und bestrafen, wenn sie nicht gehorchen. Diese Legenden sind jedoch selten bewiesen. Aber manchmal zeugen Legenden dennoch davon, dass sie einst auf Tatsachen beruhten.

John Ajvide Lindqvist: So finster die Nacht (Buch)

In den letzten zwanzig Jahren waren Vampire sehr populär und allgegenwärtig, und sobald etwas populär ist, wird alles Mögliche daraus gemacht, bis jeder davon genug hat. Die jüngste Kritik an bestimmten Romanproduktionen lässt vermuten, dass die meisten von uns mit dem Vampirgenre in seiner heutigen Form nicht sehr zufrieden sind. Früher waren diese Kreaturen genau das: Kreaturen. Bösewichte. Monstrositäten. Sie waren keine hübschen vegetarischen Teenager. Sie waren dunkle, blutrünstige Mörder.
Es ist Zeit für „So finster die Nacht“, eine Geschichte, die die Dimensionen einer mächtigen Freundschaft aufzeigt, aber auch jede Buchseite mit einer unheimlichen und schrecklichen Präsenz füllt. Keine andere Vampirgeschichte hat die Schönheit und den Horror so perfektioniert wie die von John Ajvide Lindqvist. Ihm ist es gelungen, eine Atmosphäre zu schaffen, die geradezu von Schrecken und Spannung durchdrungen ist; es ist eine intensive Geschichte von Schönheit, die dem Leser auch nach dem Zuklappen des Buches erhalten bleibt.
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