Familie Gämperl: So war das

Es gibt diese Geschichten, die irgendwie Steine schlucken lassen. Die so verstörend unangenehm sind, dass man sich schüttelt und denkt, dass das alles jetzt so irgendwie nicht wahr sein kann. Sollte. Dürfte. Ist es aber. Es ist so echt wie das zerbeulte Auto im Straßengraben. So wahr wie das Kreuzzeichen der alten Witwe, die seit zweiundzwanzig Jahren keine Farben trägt und dreimal über die rechte Schulter spuckt, wenn von links eine schwarze Katze kommt. So wahr und echt wie das Morden, die Folter, die unsinnigen Geständnisse, die abstoßende Zusatzstrafe und der Feuertod der Pappenheimer. Auf die stößt man, wenn man in Berichten über historische Serienmörder blättert. Die erwischen einen eiskalt. Und packen zu in der Nacht, die keinen Schlaf gönnen will, nur diesen finsteren Film zulässt, der sich immer wieder abspult, jeglichen Protest ignoriert, das Grauen rechtfertigt, das Entsetzen bespöttelt: So war das eben. Damals. Fertig.

Zimperlich war man Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts wahrlich nicht. Und wenig verwöhnt, was den Unterhaltungswert betraf, den das eigene Leben auf so kaltherzige, unfaire Art entbehrte. Wanderzirkus, Pranger, Laientheater. Gaukler, Diebe, Mörder, Huren, Kräuterweiber. Wunderheiler. Schmerzen. Schreie. Galgen und Schafott für das kriminelle Pack. Scheiterhaufen für das Hexergesinde. Der Rest war trister, harter Alltag.

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Die Weiße Frau

Im vertrauten Flüsterton sprechen wir über Frauen. Jene Frauen, die sich in weißen Kleidern irgendwo in Burgruinen, Altbauwohnungen, verwitterten Parkanlagen, Spiegeln und Bildern, auf Türmen, Brücken, Highways und vergilbten Schreckfotos, an dunklen Flüssen und bröckelnden Mauern zeigen. Wir sollen sie sehen. Ihr Leid und ihre Wut verstehen. Angst vor ihnen haben. Sie sind zornig. Verzweifelt. Und, das sei nicht vergessen: Sehr wohl mordlustig.

Weiße Frau
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Dämonen im Land der Dämmerung

Tatsächlich sind keine Dämonen im Land, das es nicht gibt. Von ihnen erzählt Astrid Lindgren nicht. Sie erzählt von einem einsamen Jungen, von einem winzigen fliegenden Herrn, von toten kleinen Menschen und greisen Unterirdischen mit roten Augen. Land der Dämmerung ist eine Kurzgeschichte, und sie gehört in ein Buch, das für mich geschrieben wurde. Nicht wirklich. Aber gefühlt. Gehofftt. Für wahr befunden als Kind. Und heute? Irgendwie immer noch.

Astrid Lindgren erzählt

Tatsächlich heißt das Buch einfach nur: Astrid Lindgren erzählt. Vom geheimnisvollen, uralten Tomte Tummetott, der wacht und hilft, wenn alle schlafen. Vom einsamen Lahm-Peter, der sich etwas Lebendiges wünscht. Von jenen, die man nicht bei Namen nennen darf. Und eben vom Land der Dämmerung. Ich denke, dass genau diese Geschichte die richtige für mich gewesen ist. Obgleich sie vermutlich nicht dafür gedacht war, mir jene Angst vertraut zu machen, die meine Phantasie seit jeher wortlos nickend begleitet hat, ohne mich selbst irgendwann so derart fassungslos verstummen zu lassen.

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Yuggoth und die Mi-Go

Zahlreiche Texte, die dem chaotischen Universum von Lovecrafts Cthulhu-Mythos gewidmet sind, sprechen von der geheimnisvollen Welt Yuggoth, aus der die Mi-Go gekommen sein sollen, um die Erde zu kolonisieren.

Pluto

Für viele ist Yuggoth der transneptunische Himmelskörper, der als Pluto bekannt ist. Er wurde 1930 von Astronomen entdeckt, im selben Jahr zum neunten Planeten des Sonnensystems erhoben und 2006 zum Zwergplaneten im Kuipergürtel degradiert. Pluto ist je nach Umlaufbahn zwischen 2,6 und 4,7 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt.

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Die Hand des Ruhmes

Vielleicht kennt ihr diese scheußlichen magischen Gegenstände – abgetrennte Hände von teuflischen Menschen, die in Salzlake eingelegt und getrocknet zu Talismanen verarbeitet werden. Solche Gegenstände tauchen häufig in Rollenspielen wie Dungeons & Dragons auf und geben den Charakteren einen zusätzlichen Bonus. Die Ruhmeshand hat jedoch eine lange Geschichte in Folklore, Mythen und Fakten – und ihr werden weitaus unheimlichere Kräfte nachgesagt als nur eine kleine Spielerei zu sein.

Die Idee der volkstümlichen Ruhmeshand reicht mindestens bis ins 16. Jahrhundert zurück, wo sie in Zauberbüchern wie dem Kleinen Albert von 1722 und dem Compendium Maleficarum, einem 1608 in Italien erschienenen Handbuch für Hexenjäger, erwähnt wird. Die Methoden zur Herstellung der Hand variieren ebenso wie ihre angeblichen magischen Eigenschaften, aber praktisch alle enthalten die abgetrennte Hand eines gehängten Verbrechers oder manchmal die abgetrennte Hand eines toten Kindes.

Handofglory Hulton
Photo Credit: Hulton Archive / Getty Images
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Und immer lockt der Ripper

Jack The Ripper. Weltberühmt. Längst schon tot. Nie wirklich identifiziert, nie geschnappt. Seine Morde: Cold Cases. Wie besonders war der Ripper? Wie extrem? Und wie hat er sich von der Bühne des Lebens und Tötens so klammheimlich verabschiedet?

Jack The Ripper By Angel Biljana
(c) Angel Biljana

Zumindest im Weltlichen ist der mysteriöse Ripper (= Aufschlitzer) vermutlich völlig ungestraft davongekommen.Vielleicht wurde er irgendwo in einem urigen Hinterhaus mit Blick auf die Themse steinalt. Über 300 Personen waren im Fall der „Whitechapel-Morde“ dringend tatverdächtig , 80 wurden verhaftet. Privatermittler und eine Bürgerpolizei waren neben Scotland Yard und den offiziellen Londoner Beamten fieberhaft auf der Suche nach dem Richtigen. Dabei hätte man es gern gesehen, wenn der gerade mal kein Engländer gewesen wäre. Eher vielleicht ein Franzose oder ein Deutscher wie der Maler Walter Sickert, der auch zu den mit Argwohn betrachteten Kandidaten für das Schafott gehört hat.

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Märtyrer, Schlampertoni und der Heilige Bimbam

Meine Großtante Katharina pflegte zu sagen: „Heiliger Antonius, hilf.“ Das sagte sie dann, wenn sie etwas nicht finden konnte. Geldbörse, Brief von Cousin Friedrich, Heftpflaster, Perlenohrringe, Fahrradschlüssel, Handschuhe, Zucker, Familienstammbuch oder Schmierseife, egal, was es war, sie bat den Heiligen Antonius, ihr bei der Suche zu helfen. Tante Katharina schwor darauf, dass das fast immer funktionieren würde. Glaubhaft oder nicht, interessant fand ich die Sache allemal. Zumal meine Tante mir augenzwinkernd mitteilte, dass Antonius auch bei der Partnersuche die direkte Kontaktperson sei. Ich testete das als Vierzehnjährige im speziellen Fall Stefan Kuklinski an, es klappte aber nicht, ich blieb erfolglos verliebt. Die Sache ruhte dann für sehr, sehr lange Zeit.

Schlampertoni
Schlampertoni (Antonius)

Der Heilige Antonius tauchte erst wieder auf, als ich jüngst beim Zahnarzt im Wartezimmer in einer Illustrierten blätterte und auf diese denkwürdige „Wussten Sie eigentlich, dass…“-Kolumne stieß. Tatsächlich stand da ganz zuoberst, dass man den alten Spezi meiner Tante in Bayern ganz vertraulich „Schlampertoni“ nennt. Weil er Verschludertes wiederfinden lässt. Auch eine verschlampte Liebe. Recht amüsant, wie ich fand. Kannte ich aber im Kern bereits, las weiter.

Wussten Sie eigentlich, dass...die Heilige Appoloniaein offenes Ohr für an Zahnschmerzen Leidende hat? Man solle nur kräftig beten und bitten und hoffen, anstatt zu jammern, und, oh Wunder..was und wie auch immer.

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Die dunklen Künste: Die viktorianischen Gemälde der Amalia Kouvalis

Elysium
Elysium

Die viktorianische Fotografie hat etwas so Schönes und Unheimliches an sich. Die düsteren Gesichter, die dunkle, aber elegante Kleidung; man könnte schwören, dass jeder geheimnisvolle Porträtierte hinter seinem ausdruckslosen Blick ein dunkles, schreckliches Geheimnis verbirgt. Und dann ist da noch die unbestreitbar morbide Faszination der Post-Mortem-Fotografie, also der Bilder von Menschen nach ihrem Tod.

Die amerikanische Künstlerin Amalia Kouvalis fängt die Welt ein, die wir sehen wollen, wenn wir alte viktorianische Porträts betrachten. Im Blitzlicht einer imaginären Kamera fängt sie Geister, Dämonen, scheidende Seelen und andere Dinge ein, die wir nur aus dem Augenwinkel wahrnehmen können.

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Hexen: Wicca

Sie lesen in ihrer persönlichen Bibel: Dem „Book of Shadows“, Buch der Schatten. Sozusagen Fachlektüre, die das legendäre „Grimoire“, uraltes, ultimatives Zauberwerk der Magier noch bis ins 18. Jahrhundert hinein, als Quelle hat und in zeitgemäss aufgearbeiteter Form auf dem Nachttisch der modernen Hexe liegt.

Wicca-Altar
Ein Wicca-Altar
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Hexen: Irrsinn und Grauen der Folter

Die Folter im Mittelalter: Es war eine andere Zeit . Ein anderes Denken. War da auch ein anderes Schmerzempfinden? Ein anderes Verständnis von Unerträglichkeit? Eine andere Vorstellungskraft? Diese furchtbare Sache vor finsterster Kulisse ist als durchweg menschliche „Erfindung“ nicht erst im 16., 17. Jahrhundert Köpfen entsprungen, die wir krank nennen müssen. Nicht nur können aus unserer Sicht. Es gibt keine vernünftigen historischen Rechtfertigungen für diesen Irrsinn. Folter ist unmenschlich. Unlogisch. Unentschuldbar. Und sie ist eine alte Geschichte, die nie auserzählt worden ist. Sie blieb immer das eine große unfassbareThema.

„Wenn jemand Folter unterstützt, ist er keiner näheren psychologischen Betrachtung wert.“ – (John le Carré)

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