Poltergeist

Poltergeist – Die unheimliche Macht

Poltergeist: Die unheimliche Macht

(Im Original: Poltergeist: The Legacy – USA/Kanada 1996-1999; Kreator + Autor mehrerer Folgen: Richard Barton Lewis)Das Vermächtnis oder: Wer beschützt uns vor dem Bösen?

Das Böse?

Ich dachte schon immer: Wenn es das Böse gibt – dann muss es auch jemanden geben, der uns vor dem Bösen beschützt. Jemand, der von den Schatten weiß, die uns verfolgen. Der die dunklen Mächte kennt und ihnen auf Augenhöhe begegnet. Der das Wissen, aber auch die Mittel besitzt, um den uns Menschen übermächtigen Gegner zu besiegen.

Aber bitte – damit wir uns nicht missverstehen: Wenn ich von dem Bösen rede, dann meine ich: Das WIRKLICH BÖSE! Nicht unseren Boss, obgleich der zuweilen teuflisch daher kommt. Nicht den missgünstigen Kollegen oder Nachbarn, nicht die Schwiegermutter. Ich spreche von den existenziellen Bedrohungen unseres Lebens und vielleicht sogar unserer Seele. Und vom Ende der Welt natürlich.

Denn eins ist so gewiss wie das Armen in der Kirche: Das Böse lauert immer und überall.

Wer beschützt uns vor dem Bösen? – Das Legat

»Seit Anbeginn der Zeit existierte die Menschheit zwischen der Welt des Lichts und der Welt der Finsternis. Unseren Geheimbund gibt es schon seit einer Ewigkeit. Er soll andere Menschen vor den Geschöpfen des Schattens und der Nacht beschützen. Nur die Eingeweihten kennen unseren richtigen Namen: Das Legat«

(Zitat aus dem Episoden-Vorspann der ersten Staffel – ab Staffel 2 geringfügig geändert.)

Das Legat – ein Geheimbund, im 6. Jh. in England gegründet – sammelt Wissen und mächtig-magische Artefakte. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, uns Unwissende und Unschuldige zu beschützen. Die Geheimgesellschaft ist weltweit in verschiedenen Städten organisiert, neben San Francisco – wo die Serie spielt – werden im Verlauf der Episoden Legatsniederlassungen in New York, Boston, Montreal, Hongkong, Barbados und London erwähnt.

Der im Vorspann beschriebenen Herausforderung kommt das Team aus dem San Francisco-Haus in vier Staffeln und insgesamt 88 Episoden nach.

Vermächtnis und Bürde – Die Pilotfolge verbindet Vergangenheit und Gegenwart

Der Pilot macht klar, was es mit dem Erbe und seiner Bürde auf sich hat. So wie die Angehörigen des Legats die Bürde wortwörtlich von ihren Vorgängern vermacht bekommen haben, so erben einzelne Legats-Mitglieder sie von ihren Vätern.

Zum Beispiel Dr. Derek Rayne: Wir sehen den fünfzehnjährigen Derek mit seinem Vater Winston in Peru. 1969 – eine regnerische Nacht. Eine ungemütliche Nacht, die unsereins lieber zu Hause vor dem Kamin verbringen würde. Aber als Mitglied des Legats kann man sich diesen Luxus nicht leisten. Ebenso wenig wie einem Urlaub mit dem Sohn. Statt sich in seiner Freizeit auf seinen Sohn zu konzentrieren, sucht Winston Rayne ein Artefakt.

Denn die Pflicht ruft: Die Bürde – in diesem Fall die Mitgliedschaft im Geheimbund – lastet schwer auf ihm. Und die Erwartungen von Vätern an ihre Kinder nicht minder:

Während sich der Jeep durch Dunkelheit und Regensturm quält, versucht sich der fünfzehnjährige Derek an einer Lateinübersetzung und wird von seinem Vater wegen seiner mangelnden Kenntnisse zurechtgewiesen. Papa Rayne sprach in Dereks Alter bereits Althebräisch und -griechisch.

Und doch wird Derek einige Jahre später selbst dem Legat beitreten und wie sein Vater den Ring mit dem Symbol des Geheimbundes tragen, der seinen Besitzer als Vorsteher eines Legats-Hauses ausweist.

Aber so weit sind wir noch nicht.

Der junge Derek muss im Auto warten, während sein Vater in eine Höhle eilt, um ein Artefakt für das Legat zu retten. Und was für ein Artefakt! Ein Schrein, so mächtig, dass der Vater nicht widerstehen kann, ihn zu öffnen. Derek, unser zukünftiger Hauptprotagonist, hält sich natürlich nicht daran, im Auto zu bleiben, und betritt den Schauplatz gerade rechtzeitig:

Er, und mit ihm der Zuschauer, sieht ein bösartiges Skelett, umgeben von einem übernatürlichen Dunst, aus der Truhe auferstehen. Die Konfrontation mit dem Bösen wird der Vater nicht überleben, doch Derek gelingt es, das Böse zurück in den Schrein zu verbannen. Bevor Winston Rayne stirbt, drückt er seinem Sohn den Ring – Signum des Legats – in die jugendliche Hand und erklärt ihm, dass die Bürde nun bei ihm liege.

Ein heftiges Vermächtnis für einen Teenager!

Das Team des San Francisco-Hauses

Die neue Szene in der Pilotfolge katapultiert uns die Gegenwart und mitten hinein in das San Francisco-Haus:

Derek Rayne hat sich entschieden, das Erbe anzunehmen. Er ist Vorsteher im San Francisco-Haus, charismatisch, mit einem Hang zur Selbstherrlichkeit. Autoritär bis diktatorisch, wenn es um die Aufgabenverteilung im Team geht. Ab und an plagen ihn Visionen, so wie gerade, doch diese ist vermischt mit der Erinnerung an damals: an den Schrein und an den Tod seines Vaters.

Wir erfahren, dass es fünf Schreine gibt. Vor Generationen haben Druiden fünf gefallene Engel darin verbannt.

Vier Schreine hat Derek Rayne bislang gesammelt und nun weist seine Vision ihn auf den Standort des fünften hin. Eine Datenbankrecherche im Netzwerk des Legats klärt die Details: Connemara, Irland.

Für Recherchen ist Alex Alexandra Moreau als Computerspezialistin im Team zuständig.

Alex besitzt ebenfalls übersinnlichen Fähigkeiten. Durch Berühren von Gegenständen erhält sie Informationen über Vergangenes oder Zukünftiges. Doch Alex darf nicht mit nach Irland reisen, sie soll das Haus hüten und die Schreine erneut untersuchen. Nick Boyle fliegt selbstverständlich mit. Der Ex-Navy SEAL, ist der Sicherheitschef, verantwortlich für Waffen und das regelmäßige Kritisieren von Dereks Entscheidungen.

Um die christlich-spirituelle Seite im Team kümmert sich Father Philip Callaghan. Er war einst Mitglied im Geheimbund, entschied sich jedoch dann für das Priesterleben. Dereks Angebot, mit nach Irland zu kommen, schlägt er aus. Allerdings wird er zum finalen Kampf auftauchen und seinen Freunden beistehen. Dies tut er bis zum Ende der ersten Staffel, bevor er wiederum den Priesterkragen umlegt.

Lediglich in der ersten Doppelfolge gehört Laura Walker dazu. Sie stirbt bei der Bergung des fünften Schreins.

Für sie stößt Dr. Rachel Corrigan zum Team. In der Pilotfolge: gerade auf Besuch in Connemara. Ihre kleine Tochter Kat, ebenfalls mit einem Sinn fürs Übernatürliche ausgestattet, findet den gesuchten Schrein bei einem Antiquitätenhändler. Eine Stimme hat sie geleitet: ihr toter Bruder, doch in Wirklichkeit ist es natürlich einer der dunklen Engel, der Böses im Schilde führt.

Da Derek uns vorher erzählt hat, dass fünf Engel aus dem Himmel verstoßen wurden, weil sie sich mit den Frauen paarten, ist der Zuschauer nun vorbereitet – und darf, nicht zu Unrecht, das Schlimmste befürchten! Der unvorsichtige Antiquitätenhändler öffnet den Schrein. Und es kommt wie befürchtet: Der dunkle Engel übernimmt seinen Körper, tötet nebenbei Julia, das Legatsmitglied, und gibt sich als verstorbener Ehemann von Rachel aus. Sie erliegt der Täuschung und lässt sich verführen.

Derek und Nick reisen zurück in die Staaten zum Legatshaus. Sie haben die tote Laura sowie die im Koma liegende Rachel und deren Tochter Kat dabei, ebenso den fünften Schrein. Damit sind alle fünf Truhen unter einem Dach. Doch es geht noch schlimmer: Rachel ist schwanger – und erlebt eine Turboschwangerschaft. Die Kraft des Bösen setzt unser Team außer Gefecht und Rachel gebiert das Kind, das bei seinem nächsten Auftritt den Körper des verstorbenen Sohnes bzw. Kats Bruder angenommen hat.

Die dunkle Seite oder: Wer sind eigentlich die Gegner?

Wir erleben einen wahrhaft mächtigen Gegner – einen der fünf gefallenen Engel, dessen Ziel es ist, mit den fünf Schreinen ein Portal zur Hölle zu erschaffen und allen Dämonen den Weg in unsere Welt zu ebnen. Die Pilotfolge endet recht heftig – kein Wunder, dass die Serie ab 18 ist.

Doch nicht alle Episoden sind derartig brutal. Das Böse tritt in vielerlei Gestalt in Erscheinung. Gefallene Engel wie im Piloten sind die machtvollsten. Aber auch andere Widersacher geben sich alle Mühe, ihre sinistren Ziele zu erreichen! Ganz klassisch: Geister, davon gibt es einige Typen, nicht alle unter ihnen sind böse. Ebenfalls klassisch: Vampire – nein, diese hier glitzern nicht! – und einmal sogar ein Werwolf. Selbstverständlich tauchen bösartige Hexenmeister auf – gerne die bereits besiegten wie z. B. in Episode S01 E16 Das Medaillon (The Dark Priest). Nicks Vater, längst verstorbenes Legats-Mitglied, tötete ihn während seiner Geheimbundtätigkeit. Durch die Verkettung unglücklicher Zufälle erlebt der Hexenmeister sein Revival: Klarer Fall, dass sich dieser Fiesling an Nick rächen will.

Übrigens bedienen sich etliche Folgen aus dem mythischen Sagenfundus diverser Völker. Es treten auf: Voodoo-Priester, indianische Schattengeister sowie ein rachsüchtiger Fuchs-Geist, der in Episode S01 E14 Ruhet in Frieden (Fox Spirit) Chinatown auf den Kopf stellt.

Rache und Verführung – was treibt die dunkle Seite an?

Überhaupt wird sich viel und gern am Team im Speziellen oder an den Menschen im Allgemeinen gerächt. Ebenfalls ein immer wieder auftauchendes Thema sind die Verlockungen der dunklen Seite.

Bereits in der Pilotfolge ist der junge Derek Zeuge der Versuchung seines Vaters. Winston war ihr damals erlegen. Er schmort dafür in der Hölle – ist sogar selbst ins Gegnerlager gewechselt! Ab und an schaut er bei seinem Sohn vorbei.

Auch der erwachsene Derek muss sich mit Angeboten der Finsternis auseinandersetzen ebenso wie seine Teamkollegen. Alex Moreau z. B. kehrt mit einem Vampirbiss aus New Orleans ins Legats-Haus zurück. Sie kämpft in den ersten beiden Folgen der dritten Staffel gegen ihre persönliche Verführung zum ewigen Leben.

Einmal müssen Derek und seine Kollegen sogar ein ganzes zur dunklen Seite übergelaufenes Legats-Haus stoppen. Angeline d’Arcy – Anführerin des Legats in Montreal – huldigt mit ihrem gesamten Team in Episode S02 E10 Menschenopfer (Ransom) der Finsternis. Nebenbei bemerkt: Angeline ist eine von drei Frauen mit Cheftitel im Geheimbund.

Die dunkle Seite mit ihrem Angebot an Macht scheint sehr verlockend zu sein.

Das Legats-Haus in San Francisco: Selbstverständlich mit Butler!

In der Serie hat das Haus seinen Sitz auf Angel Island, einer Insel vor der Westküste San Franciscos.

(In Wirklichkeit steht das herrschaftliche Steingemäuer in Kanada – Colwood, British Columbia, und trägt den Namen Hatley Castle. Es diente so einigen Filmproduktionen als Schauplatz, z. B. Serien wie Smallville, Arrow und The Killing sowie für zwei X-Men-Filme.)

Winston Rayne, ist nicht der einzige Antagonist, der gern im Haus auftaucht. Immer wieder werden Endkämpfe dort ausgetragen. Versteht sich von selbst, dass das Haus des Öfteren verwüstet wird. Aber es gibt ja Dienstboten, die Kaffee servieren und aufräumen, wenn nötig.

Nachts verlassen sie das Haus – glücklicherweise. Denn gerade in regnerischen, von Donner und Blitzen heimgesuchten Nächten fühlt sich die dunkle Seite zu Besuchen aufgelegt.

Nur einer der Diener, der Butler Frederick, verliert sein Leben im Legats-Haus.

Atmosphäre der Serie? Von heftig über düster bis nachdenklich.

Dabei startet die Episode, in der er stirbt, S02 E3 Ewige Finsternis (Lights Out), recht heiter:

Eine alte Truhe bringt blinde Passagiere in das San Francisco-Haus. Drollig summende, lustige Lichtpunkte schwirren durch die Räume. Mit Inbrunst stürzen sie sich auf alle Lichtquellen. Frederick zieht den Zorn der winzigen Wesen auf sich, als er seiner Pflicht nachkommt und die defekten Leuchtmittel durch neue ersetzt. Die anfangs noch lustig anzuschauenden kleinen Brummer erweisen sich schließlich als ein geschrumpfter schottischer Kampf-Clan! Einst verbündete der sich mit dunklen Mächten und wurde dafür vom Legat auf den Scheiterhaufen gebracht. Frederick bleibt ihr einziges Todesopfer, bevor das San Francisco-Team sie erneut ins Licht schickt. Obwohl die Folge humorig beginnt, endet sie dramatisch. Und passt in ihrer Ernsthaftigkeit haarscharf zu Dereks Gemüt, das schwer am Legat – an seinem Vermächtnis – trägt.

Wie schwer die Bürde wiegt, erleben wir im ersten Staffelfinale Episode S01 E22 Die Verschwörung (A Traitor Among Us). Er muss sich einem Tribunal des Legats stellen. Einer aus seinem Team hat ihn angeklagt: Es geht um falsche Entscheidungen, die das Leben seines Teams gefährdeten oder gar kosteten, wie z. B. Laura Walker in der Pilotfolge. Am Ende dieser Episode stellt sich heraus, dass es Derek selbst war, der die Anschuldigungen gegen sich erhoben hat, um eine aufblühende Keimzelle des Bösen im Legat zu enttarnen.

Eine Entscheidung, die Derek seiner Bestimmung – die Mitgliedschaft im Legat – hätte berauben können. Doch ein Derek Rayne konnte in seinem Kampf gegen die Dunkelheit nur diese Entscheidung treffen.

Keine Frage – er nimmt sie ernst, diese Sache mit der Bürde!

Stephanie Richel

Stephanie Richel

Stephanie Richel lebt und schreibt im Bergischen Land. Bücher- und Geschichtenverliebt seit dem ersten Hören von Märchen-LP's, hat das Aufschreiben eigener Geschichten im Teenageralter begonnen. Eigentlich sollte es Horror werden, herausgekommen sind bislang Urban Fantasy und Thriller. Und im Urban Fantasy Genre spuken die Storys um die Liga Foundation besonders heftig in ihren kreativen Gehirnwindungen herum. Seit 2018 ist die Autorin zudem im Selfpublisher Verband organisiert.

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