Donald

Donald Duck (Jeder ist eine Ente)

Der Cricket-Spieler

Walt Disney entlehnte den Namen Donald Ducks von der australischen Cricket-Legende Donald Bradman. Zumindest ließ er sich wahrscheinlich davon inspirieren, als er in einer Zeitung davon las, dass Bradman, der im Jahre 1932 mit seinem Team durch Nordamerika tourte, ohne einen einzigen Punkt bei einem Spiel gegen die New York West Indians als Schlagmann ausschied.

Das war die Zeit, als Disney einen Freund für Micky Maus suchte. Dieser berühmte Charakter hatte im Laufe der Zeit etwas von seiner ursprünglichen Frechheit verloren, weil er immer mehr zu einem Vorbild für Kinder wurde, und so wollte Disney eine Figur erschaffen, die einige der weniger schönen Charaktereigenschaften ausleben sollte, die für Micky nicht mehr infrage kamen.

Also erfand er Donalds berüchtigte Attribute wie sein unbeherrschtes Gemüt und den Matrosenanzug. Letzterer ist in sich bereits ein Gag, denn Enten wie Matrosen werden gleichermaßen mit Wasser in Verbindung gebracht.

Jetzt muss man wissen, dass im Cricket das Ausscheiden ohne einen einzigen Punkt “out for a duck” genannt wird. Der Schlagmann hatte sich also eine sogenannte Ente eingefangen. Und das wiederum geht – ob man es glaubt oder nicht – auf die Null zurück, die damals an der Schautafel in den Stadien einem Entenei glich.

Die kluge kleine Henne

Während Dick Huemer und Art Babbit Donald als erste in dem Film „The Wise Little Hen“ animierten, wird Dick Lundy zugeschrieben, dass er ihn als einen Charakter überhaupt erst entwickelt hat, denn Donalds erstes Auftreten bot hierzu noch wenig Gelegenheit. Im zweiten Film mit Donald, „Orphan‘s Benefit“, war Lundy der einzige Animator des bald berühmten Erpels, und er sagte später:

„Ich entschied, dass Donald einen egoistischen Auftritt haben sollte. Sobald ihn etwas ärgerte, sollte er aus der Haut fahren.“

Der Grundstein war gelegt, und dennoch konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht ansatzweise erahnen, welchen Erfolg dieses rudimentäre Konzept haben würde.

Tatsächlich war die Disney-Familie damals noch so etwas wie der Urbrei, aus dem sich erst später eine der gewaltigsten Comicwelten erheben sollte, als Carl Barks ins Spiel kam. Doch noch war es nicht so weit. Als Comicfigur einer eigenen Abenteuergeschichte debütierte Donald Duck nämlich in England.

Donald Duck in England

Die Story „Donald and Donna“, die im Mickey Mouse Weekly #67 am 15. Mai 1937 in der Odhams Press erschien, war 15 Seiten lang und wurde wöchentlich bis zum 21. August desselben Jahres veröffentlicht. Dieses allererste Donald-Abenteuer wurde von William Ward gezeichnet, der insgesamt 12 Serien mit Donald in phantastischen Umgebungen wie dem Wilden Westen, in Tausenundundeiner Nacht oder 20.000 Meilen unter dem Meer erschuf. In den britischen Comics wurde Donald von Mac, dem Seemann begleitet.

Allerdings trat Donald schon vorher in den amerikanischen Sonntagszeitungen und den dortigen Comic-Strips von Al Taliaferro und Floyd Gottfredson zusammen mit Micky Maus auf. Erst am 2. Februar 1938 wurde Donald zum Star seiner eigenen täglichen Zeitungs-Strips, und am 10. Dezember 1939 bekam er seine Sonntagsseite. Beides wurde von Al Taliaferro gezeichnet und von Bob Karp 30 Jahre lang getextet.

Das ließ natürlich Zeit für einige richtungsweisende Ergänzungen und Figuren, die hier eingeführt wurden. Bolivar, der Bernhardiner, Donalds Cousin Franz Gans, Tick, Trick und Track, Dorette (Oma) Duck und auch Donna Duck – eine rätselhafte Figur, mit der wir uns irgendwann einmal gesondert beschäftigen müssen, weil fast nicht zu klären ist, ob sie mit Daisy identisch ist oder eine eigenständige Figur darstellt.

Dass Donalds Zweitname Fauntleroy ist, geht aus dem Kurzfilm von 1942, „Donald Gets Drafted“ hervor und ist so etwas wie eine Kuriosität und sorgt immer wieder für Kontroversen. Es gibt Autoren, die diesen Zweitnamen anerkennen und solche, die das nicht tun. Da allerdings Carl Barks zu den Autoren des Films gehört, ist Fauntleroy heute kanonisch.

Donalds Geburtstag

Nichts im Werk von Carl Barks weist darauf hin, wann Donalds Geburtstag ist. Eine frühe Erwähnung findet sich im Film “Drei Caballeros” (1945: The Three Caballeros), der sich an Donalds Geburtstag abspielt, einem Freitag, den 13ten.

Der Film hat das Jahr 1944 als Bezugspunkt, auch wenn er erst 1945 in den Vereinigten Staaten gezeigt wurde. Der einzige Freitag, der 13te, in diesem Jahr fiel auf Oktober. Will man aber das (US)amerikanische Erscheinungsjahr hernehmen, kämen April und Juni in betracht.

In dem Kurzfilm “Donald’s Happy Birthday” (Donalds Geburtstag) von 1949 wird zum ersten Mal explizit ein Monat angegeben, nämlich der 13. März. Dieses Datum wurde von Freddy Milton und Daan Jippes in der Comic-Geschichte “Falsche Erziehung” (auch “Viel Rauch um nichts”) von 1978 übernommen.

Heute ist es üblich, als Geburtstag das Datum von Donalds Leinwanddebüt heranzuziehen – den 9. Juni. So ist es bei Don Rosa der Fall, der dann noch das Geburtsjahr auf 1920 festlegte. Warum? Nun, das hat mit dem Stammbaum zu tun, der von Don Rosa erarbeitet wurde – und zu diesen kommen wir ein andermal.

In Marco Rotas “Happy Birthday, Donald” sagt Donald, dass er am 16. September 1934 geboren wurde (das ist Donalds erster Auftritt in einem Comic-Strip), aber im italienischen Nachdruck zehn Jahre später wurde dieses Datum auf den 9. Juni 1934 geändert. Und so steht es auch im Donald Duck Spezial Nr. 8.

Tatsächlich ist diese Geschichte weit außerhalb des Kanons angesiedelt, denn hier wird gezeigt, dass Donald aus dem Nest gefallen ist und von Onkel Dagobert und Oma Duck auf der Straße gefunden wird. Das würde bedeuten, dass überhaupt kein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen ihnen besteht.

Im Laufe der Jahrzehnte gab es viele “apokryphe” und “alternative” Geschichten, und das ist auch völlig legitim, denn es gibt keine offizielle Timeline und nur relativ lose Eckdaten, an die sich auch alle halten. Es gibt so viele Widersprüche wie es Künstler gibt, und dennoch h

Pulp Matters

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Hat sich in Studien durch die Weltliteratur arbeiten müssen, fand schließlich mehr Essenz in allem, was mit Krimi und Horror zu tun hat.

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