Dashiell Hammett

Dashiell Hammett

Dashiell Hammett

Dashiell Hammett lebte zwischen1894 und1961 und wird allgemein als Pionier angesehen, wenn es um den Hardboiled-Krimi als literarische Form geht. Er hat eine Handvoll Romane geschrieben, die die Aufmerksamkeit ernsthafter Leser auf sich ziehen, und er war ein früher amerikanischer Vertreter der literarischen Moderne und des literarischen Existenzialismus. Und trotzdem wird er als Autor wohl immer noch unterschätzt.

Die Gründe dafür sind einfach: Hammett schrieb Kriminalromane, die zunächst hauptsächlich in Groschenmagazinen veröffentlicht wurden; sein Publikum war während eines Großteils seiner Karriere ausgesprochen anspruchslos, und seine Figuren waren oft (wenn auch nicht immer) Bewohner der Armenviertel. Es dauerte eine Weile, bis die amerikanische Literaturszene die Tatsache akzeptierte, dass große Literatur sich nicht auf geordnete Gemeinschaften beschränken muss.

Hammetts beruflicher Werdegang war wechselhaft. Mit 15 Jahren brach er die High School ab, um seine Familie zu unterstützen. Als er 1915 einundzwanzig Jahre alt wurde, das Mindestalter für eine Anstellung als Detektiv bei Pinkerton’s National Detective Agency, meldete er sich an und begann eine Karriere als Privatdetektiv.

Drei Jahre später ließ er sich beurlauben, um in die Armee einzutreten, wo er während des Ersten Weltkriegs als Sanitätsfahrer im Sanitätskorps diente und Soldaten transportierte, die mit der Spanischen Grippe aus Europa zurückkehrten. Er wurde 1919 aus dem Dienst entlassen und versuchte nach einem Jahr wieder als Detektiv zu arbeiten, doch er war zu krank, um durchzuhalten.

Innerhalb von zwei Jahren wurde Hammett mit Tuberkulose ins Krankenhaus eingeliefert, verliebte sich in seine Krankenschwester, zeugte ein Kind und zog nach San Francisco, um zu heiraten. Gesundheitlich noch immer eingeschränkt, aber mit einer Familie, die es zu ernähren galt, wandte er sich der einzigen Möglichkeit zu, die ihm zur Verfügung stand: Er schrieb über das, was er kannte und was ihm am Herzen lag – Verbrechen, über Menschen, die sie begehen, und diejenigen, die versuchen, es zu verhindern.

Black Mask

Black Mask wurde 1920 von H.L. Mencken und George Jean Nathan gegründet, um die Vorteile des Pulp-Magazin-Handels zu nutzen und um „erfahrene Schreiberlinge“ zu veröffentlichen, die für „Mordfans“ schrieben. Anfänglich druckte Black Mask jedoch alles an Abenteuergeschichten derer sie habhaft werden konnten.

Nachdem Hammett einige kurze Skizzen an Menckens Magazin Smart Set verkauft hatte, empfahl ihm der Redakteur, er solle doch lieber für Black Mask schreiben, das Mencken und Nathan zu diesem Zeitpunkt bereits verkauft hatten. Hammett war bei den Lesern von Black Mask von Anfang an sehr beliebt, da er Geschichten schrieb, die sich durch ihre Glaubwürdigkeit und ihre Betonung der Mechanismen der Detektion auszeichneten.

Aber Black Mask befand sich in einer Wachstumsphase, und die neuen Redakteure – Teilzeitkräfte ohne ernsthafte redaktionelle Erfahrung – waren an eine Formel gebunden. Sie bestanden darauf, dass Action der Schlüssel zur Steigerung der Verkaufszahlen war; gewalttätige Action war natürlich besser, und eine Prise Sex machte den Reiz dann noch einmal größer.

Als neuer Schriftsteller, der auf die Verkaufszahlen angewiesen war, um seine Familie zu ernähren, gab Hammett seinen Redakteuren, was sie wollten, auch wenn er seine Fähigkeiten mit sorgfältig ausgearbeiteten Figuren und komplexeren Plots verfeinerte.

Der Druck der Redakteure, Geschichten über Figuren zu schreiben, die, wie Hammett es ausdrückte, „stinknormal“ geworden waren, hielt an, bis er 1926 genug davon hatte. Er fühlte sich wieder besser und hatte inzwischen die Nase voll von den seiner Meinung nach geschmacklosen, herrischen Redakteuren. Er war immer mehr von seiner eigenen kreativen Vision überzeugt und hatte sich als Schriftsteller einen guten Ruf erworben, um seinen Willen auch durchzusetzen. Also kündigte er.

Innerhalb von sechs Monaten, in denen er als Werbemanager arbeitete, erfuhr Hammett, dass er leider doch nicht so gesund war, wie er dachte. Er brach in seinem Büro zusammen und kehrte in sein Bett zurück.

Zur gleichen Zeit übernahm ein ehrgeiziger neuer Redakteur das Ruder bei Black Mask, Joseph T. Shaw, der in Hammett einen ernstzunehmenden Autor sah, um den herum er eine Zeitschrift mit einem guten Ruf aufbauen konnte. Im Herbst 1926 bat er Hammett, zurückzukommen, erhöhte sein Gehalt und versprach, ihn als Romanautor zu fördern.

Im folgenden Jahr verfasste Hammett seinen ersten Roman, der in Serie als The Cleansing of Poisonville veröffentlicht wurde. In Buchform wurde er 1929 von Alfred A. Knopf unter dem Titel Rote Ernte veröffentlicht und begründete eine Reihe mit dem Titel The Continental Op.

Die Resonanz war überwältigend.

Im folgenden Jahr reichte er seinen dritten Roman bei Knopf ein und erklärte, dass er nun bereit sei, das Genre des Kriminalromans in Literatur umzuwandeln. Das Ergebnis war Der Malteser Falke, gefolgt von Der gläserne Schlüssel und Der dünne Mann.

Hammetts erste vier Romane, die alle als Fortsetzungsromane in Black Mask erschienen, bevor sie von Knopf veröffentlicht wurden, brachen mit den Vorurteile der Leser gegenüber Kriminalromanen, und die Kritiker waren begeistert.

Als sein letzter Roman Der dünne Mann im Januar 1934 erschien, wurde Hammett in der Vanity Fair als „der klügste, lebendigste und belesenste Krimiautor Amerikas“ bezeichnet.

Dashiell Hammett war eine echte Berühmtheit geworden, und er lebte diese Rolle – solange er konnte. Das hatte natürlich seinen Preis, und der war hoch. Nach der Veröffentlichung des Romans war es mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit vorbei, obwohl das Geld aus den Tantiemen und Filmrechten weiter floss. Whiskey, Frauen, rücksichtslose Extravaganz und schließlich Depressionen forderten ihren Tribut, bevor er sich wieder aufrappelte.

Die Weltwirtschaftskrise lenkte seine Aufmerksamkeit auf politische Angelegenheiten. Während des Zweiten Weltkriegs meldete er sich zur Armee, und nach dem Krieg widmete er sich dem Grundsatz, den er im September 1936 in einem Brief an seine noch nicht ganz 15-jährige Tochter Mary formulierte: „Stell dich auf die Seite dessen, was gut für die Arbeiter und gegen das, was nicht gut für sie ist“.

Auch dafür zahlte er einen Preis. Als überzeugtes Mitglied der Kommunistischen Partei der USA wurde er 1951 inhaftiert, weil er sich weigerte, vor einem Bundesgericht über seine Aktivitäten auszusagen. Aus dem Gefängnis kam er sowohl finanziell als auch körperlich gebrochen heraus. Das Finanzamt beschlagnahmte sein Vermögen, und schließlich erkrankte er an Lungenkrebs, an dem er 10 Jahre später starb. Was er hinterließ, sind seine Geschichten und Romane, die heute noch so hell leuchten wie am Tag ihrer Veröffentlichung.

MEP

MEP

Michael Perkampus wurde am 2. April 1969 im Fichtelgebirge geboren. Als Solitär der deutschen Literatur arbeitet er in seinen Texten mit "Bewusstseinsfragmenten" und "Synkopen", einer "philosophischen Phantastik". Von 2005 - 2010 moderierte er die Schweizer Literatursendung "Seitenwind" in Winterthur. Letzte Erzählungen erschienen im Blitz-Verlag unter "Das Kriegspferd", herausgegeben von Silke Brandt. Im Januar 2015 ging das Phantastikon online, später folgte der gleichnamige Podcast. 2018 gab er die Anthologie "Miskatonic Avenue" heraus, deren Namen jetzt für eine Rubrik im Magazin steht. Wer sich für Metaebenen interessiert, sollte sich den Blog "Crossroads" anschauen: https://crossroads.phantastikon.de

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