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Calvin (und Hobbes) – Ein Herz und eine Seele

Wieso allein durch die Welt gehen, wenn man sie sich mit einem guten Freund teilen kann? Diskutiert und philosophiert es sich zu zweit doch leichter. Das wird sich vielleicht Calvin, der Junge der ewig 6 Jahre alt bleibt, irgendwann einmal gedacht haben. Gemeinsam mit seinen beiden Eltern lebt er in einer kleinen Vorstadt in den USA. Calvin ist kein gewöhnliches Kind, er ist wahnsinnig phantasiebegabt, aufmüpfig, neugierig, und vor allem nicht auf den Mund gefallen. Sein bester Freund, Spiel- und Lebenskamerad ist Hobbes, ein (Stoff-)Tiger mit dem er „durch dick und dünn“ geht. Während für den Jungen kein Zweifel an der Lebendigkeit seines Freundes besteht, sehen alle anderen in ihm nur ein Stofftier (bis auf Rosalyn, seine Babysitterin, die ihn hin und wieder als echten Tiger wahrnimmt). Allein diese Tatsache verrät uns, dass Calvin im Gegensatz zu seinen Mitmenschen über ein völlig eigenes Wahrnehmungsspektrum verfügt. Bissig und nicht selten auch zynisch sind seine Verbalitäten. Während er vorlaut und am liebsten nicht selbst für seine Taten verantwortlich sein will (er glaubt an Vorherbestimmung), übernimmt Hobbes die reifere Rolle von beiden, wirkt teils weise und fungiert als die moralische Instanz. Zudem ist er stolz darauf ein Tiger zu sein, und nicht zur Spezies Mensch zu gehören. Calvin hingegen verfügt über mehrere Alter Egos, die bekanntesten sind wohl: der Raumfahrer „Spliff“, der Superheld „der Unfassbare“ (Stupendous Man) und der Privatdetektiv „Tracer Bullet“.

Die gewählten Namen der beiden sind selbstverständlich kein Zufall: Calvins Namenspatron ist hierbei Johannes Calvin und Hobbes‘ ist Thomas Hobbes. Und so ist, wie man bereits ahnen kann, das jeweilige Wesen der beiden zu einem nicht geringen Teil auch von den Lehren und Ansichten ihrer Namenspatrone eingefärbt.

Let’s go exploring!

Die beiden zeichnen sich zudem durch gewisse Eigentümlichkeiten aus, die in den Strips immer wieder aufgegriffen werden. So hasst es Calvin z.B., baden gehen zu müssen, und versucht durch diverse Tricks seiner Vorherbestimmung zu entfliehen. Des Weiteren interessiert er sich für prähistorische Tiere, wie Dinosaurier. Häufig wird er von Dingen attackiert, wie z.B. einem Mathebuch oder Spinat. Auffallend ist, es sind stets Dinge, die er nicht mag. Sobald Schnee liegt, baut Calvin am liebsten morbide und zynisch-kritische Schneemänner (häufig im Garten der Eltern), die aufgrund ihrer dramatisch-spektakelhaften Erscheinungen in der Nachbarschaft für Furore sorgen.

Calvin und Hobbes sind die Erfinder einer Zeitmaschine, eines Duplikators, sowie eines Zellumwandlers. Das Geniale hierbei ist, alle drei sind aus dem selben Pappkarton gebaut. Während Hobbes am liebsten Thunfisch-Sandwiches isst, liebt Calvin Zucker- und Schokoladenhaltiges. Die Kochkünste seiner Mutter schmäht er regelmäßig, rümpft die Nase oder schaut angewidert. Beide haben einen eigenen Club, der im Original „Get Rid Of Slimy girlS“ heißt (G.R.O.S.S.). Getagt wird im Baumhaus. Häufige waghalsige Fahrten mit dem Schlitten sind im Winter für beide keine Seltenheit, während der restlichen drei Jahreszeiten muss der Zugwagen „Radio Flyer“ herhalten. Besonders gern spielt Calvin das selbsterfundene Spiel Calvinball, bei dem die Spielregeln erst während des Spiels entworfen werden. Beide kabbeln sich immer wieder in verschiedenen Situationen.

Calvins größter Gegner ist seine Lehrerin Fräulein Wurmholz (witzigerweise benannt nach Wormwood, dem Unterteufel aus C. S. Lewis‘ Buch „Dienstanweisung für einen Unterteufel“). Und obwohl er dem Nachbarsmädchen Susi Derkins häufig Streiche spielt, vermutet Watterson, dass Calvin insgeheim in sie verliebt ist. Sein Vater, ein Patentanwalt, erklärt ihm des Öfteren die Welt aus wissenschaftlicher Sicht, allerdings recht falsch. Er liebt das Fischen, Fahrradfahren, und Zelten. Alles Dinge, bei denen sich Calvin in höchstem Maße langweilt.

Kein Ausverkauf von Calvin und Hobbes

Bill Watterson heißt der geniale und zurückgezogen lebende Erfinder dieser beiden Figuren, der sich stets geweigert hat, seine Figuren vermarkten zu lassen. Selbst Steven Spielberg hat eine Absage von ihm erhalten. Peanuts-Fan Watterson ist ein Idealist und großartiger Denker, der seine Figuren somit „retten“ wollte. Geld und Ruhm bedeuten ihm wenig bis nichts. Der erste Strip wurde am 18. November 1985 veröffentlicht, der letzte am 31. Dezember 1995. Sie wurden in diversen Zeitungen gedruckt (grob überschlagen handelt es sich um mehr als 2400). Mittlerweile wurden weit über 45 Mio. Bücher von ihnen verkauft. Seit 2013 gibt es im Carlsen Verlag sogar eine herrliche Gesamtausgabe von Calvin und Hobbes. Am 12. August 2017 änderte der Browserhersteller Mozilla das bekannte Firefox-Icon, statt dem Fuchs umschmiegte nun Hobbes die Weltkugel.

Calvin und Hobbes sind ein Fingerzeig auf die Welt der Erwachsenen. Besonders verantwortlich ist hierfür das unverblümte Mundwerk des phantasiebegabten Eskapisten Calvin, mit dem auch Hobbes immer wieder überstimmt wird. Kein Erstklässler ist derart zynisch und von solch einem schnellen messerscharfen Verstand. Kein Blatt wird von ihm vor den Mund genommen, selbst dann nicht, wenn er Gefahr läuft, andere damit vor den Kopf zu stoßen. Calvin setzt sich durch, in allen Belangen, er hat die Welt der der Kindheit Entwachsenen durchschaut, er entzieht sich ihr, kehrt ihr den Rücken, wo er nur kann, um sich in seine vor Abenteuer wimmelnden Welten zu stürzen. Absolut liebenswert haben es Calvin und sein Tiger Hobbes geschafft, die Welt zu erobern. Nicht umsonst ranken sie in den Listen der weltbesten Comics ganz weit oben. Wer sich in diese beiden nicht verliebt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Calvin und Hobbes Gesamtausgabe
 
 

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