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Der rosarote Panther (Raffinesse und Stil)

Der heutige Gaststar spielte in der letzten großen Zeichentrickserie mit, die im „Goldenen Zeitalter der Animation“ entstand. Bei uns kennt man ihn als den rosaroten Panther – im Original heißt er natürlich Pink Panther.

Viele wissen gar nicht, dass er eigentlich nur die animierte Titelsequenz des 1964 erschienenen Films mit Peter Sellers in der Hauptrolle war. Die Titelsequenz wurde so populär, dass der rosarote Panther nicht nur zum Maskottchen der Comedy-Filmserie um den schrulligen Detektiv wurde, sondern auch eine eigene Zeichentrickserie bekam. Und während andere Trickfilmstudios gerade alle Zeichentrickfilme einstellten, gewann das kurze Debüt des Panthers am Ende sogar einen Oscar. Nach einigen Spielfilmen wechselte der Panther mit der erwarteten Anmut und Leichtigkeit ins Fernsehen und wurde dort zur Ikone. Wie bei allen Superstars folgten bald stapelweise Merchandising-Artikel und Sponsorenverträge.

Dem Hauptfilm die Show gestohlen

Der rosarote Panther wurde von David DePatie geschaffen, der bei Warner Brothers in der Abteilung für Fernsehwerbung arbeitete und dort für die Animation zuständig war. Als er erfuhr, dass Warner sich aus dem Animationsgeschäft zurückziehen wollte, beschloss DePatie, genau das Gegenteil zu tun und eine eigene Produktionsfirma zu gründen. Sein Partner war Friz Freleng, der bis dahin ebenfalls in der Fernsehwerbung gearbeitet hatte. Die neu gegründete Produktionsfirma DePatie-Freleng blieb diesem Metier treu, bis DePatie einen Anruf des Regisseurs Blake Edwards erhielt. Die beiden kannten sich aus DePaties Zeit bei Warner:

„Eines Tages rief er mich an und bat mich, zu ihm zu kommen. Ich fuhr hin und er gab mir ein Drehbuch mit dem Titel „The Pink Panther“ und sagte, er wolle eine gezeichnete Figur des rosaroten Panthers und ob ich einen entwerfen könnte. Ich habe unser ganzes Team darauf angesetzt und wir haben über 100 verschiedene Entwürfe gemacht. Ich brachte sie zu Blake und verteilte sie auf dem Boden. Blake ging eine Weile um die Zeichnungen herum und zeigte plötzlich auf eine.

„Das ist es, was ich will“. Edwards hatte eine Zeichnung von Hawley Pratt ausgewählt, auf der der Panther mit einer Zigarettenspitze in der Hand sitzt. Edwards begann sofort, die Illustration auf Briefköpfen und Karten zu verwenden.

„Wir dachten, das war’s, und machten uns wieder an die Arbeit für unsere Werbespots. Ein paar Monate später rief Edwards wieder an. Diesmal sagte er mir, er wolle einen Haupttitel mit der Figur, die im Vorspann mit allen Namen spielt. Er wollte die Sequenz komplett animiert haben. Wir machten uns sofort an die Arbeit.“

Und diese Titelsequenz stahl dem ganzen Film die Show, obwohl der Originalfilm eine klassische, urkomische Schlafzimmerfarce ist. Die hochkarätige Besetzung bestand aus Peter Niven, Robert Wagner und Peter Sellers in seiner ersten Rolle als Inspektor Clouseau. Doch keine der zahlreichen witzigen Anspielungen und amüsanten Dialoge, gepaart mit unverschämten Slapsticks, konnte den krachenden Vorspann trüben. DePatie erzählte bei einer der ersten Vorführungen, dass das Publikum so laut gelacht habe, dass der Filmvorführer den Film nach dem Titel stoppen musste, damit sich die Menge beruhigen und den Film ansehen konnte!

Der Auftritt des Panthers wurde von Henry Mancinis heute klassischer Titelmelodie begleitet. Seine Titelmusik zu Der rosarote Panther ist eine der bekanntesten der Filmgeschichte.

Der Panther muss geschmeidig bleiben

Der Erfolg des Vorspanns brachte DePatie auf die Idee, einige Kurzfilme mit der Figur zu drehen, und United Artist, die Verleihfirma, stimmte nicht nur zu, sondern verlangte 156 Zeichentrickfilme über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren.

Die Herausforderung bestand darin, den Panther geschmeidig und katzenhaft zu halten. Zum Team gehörte damals auch der Autor John Dunn, der von Disney kam und bald als Meister der Panthergeschichten gelten sollte. Der Schlüssel zu den Zeichentrickfilmen war, sie anspruchsvoll zu gestalten. DePatie und sein Team wollten, dass sich die Kurzfilme eindeutig an Erwachsene und nicht an Kinder richteten.

Obwohl oft gesagt wird, dass der Panther nie gesprochen hat, stimmt das nicht, er spricht sogar in mehreren Filmen. Freleng erinnert sich:

„Wir haben verschiedene Stimmen mit ihm ausprobiert, aber nichts hat funktioniert, weil er ursprünglich für einen Vorspann gemacht wurde, und da spricht er nicht. Es gab also keinen Grund, ihn sprechen zu lassen.

Mehr als ein halbes Jahrzehnt lang produzierten DePatie-Freleng Kurzfilme über den rosaroten Panther. Sie ruhten sich jedoch nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern schufen eine Reihe weiterer Figuren, darunter den Inspektor, die blaue Elise, die Ameise Charlie sowie Sancho und Pancho. Während der gesamten 70er Jahre liefen die Panther-Cartoons im Fernsehen.

1975 kam der nächste Inspektor-Clouseau-Film in die Kinos: Die Rückkehr des rosaroten Panthers. Und wieder stellte der Vorspann den ganzen Film in den Schatten. Die New York Times schrieb, der Panther sei alles, was Clouseau nicht sei: urban, witzig, schlau, gerissen, geistesgegenwärtig und anmutig. 1978 spielte Peter Sellers zum letzten Mal den Inspektor. Seltsamerweise schlossen DePatie-Freleng in diesem Jahr auch ihr Studio. Für einige Panther-Filme, die in den 80er Jahren nachgedreht wurden, mieteten sie kurzfristig einen Raum an.

1993 wurde die erste Serie mit einem sprechenden rosaroten Panther gedreht. Allerdings bestand MGM darauf, dass es diesmal keine Pantomime sein sollte. Das gefiel DePatie und Freleng zwar nicht, andererseits würde MGM die Zeichentrickfilme nicht annehmen, wenn der Panther nicht sprechen würde. Schließlich einigte man sich auf 72 halbstündige Filme.

Die deutsche Übersetzung der Serie enthielt jedoch von Anfang an eine omnipräsente, an Wilhelm Busch erinnernde Stimme in Reimen, gesprochen von Gert Günther Hoffmann, der deutschen Stimme von Sean Connery. Hier erhielt der Panther auch seinen Namen: Paul. Meist wird jedoch die Koseform Paulchen verwendet.

Seit seinem Debüt 1964 blieb der Panther in klassischen Theaterkurzfilmen, Vorspännen und Fernsehauftritten präsent. Sein Bild erschien auf Hunderten von Produkten, darunter Frühstücksflocken, Limonade, Kleidung, Tassen, Plüschtiere, Comics und vieles mehr. Der Panther war zu einem Schlüsselsymbol für Kultiviertheit und Stil geworden.


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