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Nur nicht drängeln: You are next

You’re Next kann durchaus auch mal Gutes bedeuten. Macht’s aber oft nicht. Hier sowieso nicht. Normal. Wir wissen schließlich, wo wir uns befinden. Aktuell und generell im bösen Land. You’re Next ist ergo eine definitiv Furcht einflößende Aussage. Keine Chance, zu kneifen. Sich klammheimlich zu verdrücken. Augen zuzukneifen, Sonne brav kitzeln zu lassen und im Himmelbett aufzuwachen. Läuft so nicht, Freunde. You’re Next heißt bestenfalls, sich zu ducken, sonst ist der Kopf ab. Schlimmstenfalls bleibt keine Zeit für den fassungslosen Blick, der den letzten großen Schrei verschluckt. Und basta.

Ist schon denkwürdig, dass Adam Wingard’s Slasher von 2013 nach ersten Festivalaufführungen zwei Jahre in der Schublade schlummerte, bevor er in die Kinos kam. Denk- und noch mehr merkwürdig, weil halt Profis darüber entscheiden, welche verlockende Höllenpforte für uns eifrig Suchende denn nun wann und warum geöffnet wird. Mittlerweile durften wir alle den Schockstreifen natürlich längst schon gucken.

Jawohl. Schockstreifen! Einer von der edlen Sorte, keine Billigidee, kein Nullachtfuffzehn-Plot. Saubere Akteure, logisch. Ideales Ambiente: Landhaus-Idylle in perfekter Grusel-Optik. Alles in allem zählt You’re Next mittlerweile zu den Auserkorenen, die sich „Genre-Highlights“ nennen dürfen. Grund genug also, den Film hier vorzustellen.

Familienfest endet als Schauer-Solo

Ewig leidiges Problem: Wer noch so gar nichts ahnt und weiß und jetzt recht wissbegierig weiterliest, betrügt sich um eine wahrlich hübsch krasse, höchst plötzliche Erfahrung. Vorausgesetzt, wir definieren hübsch jetzt mal im besten Finster-Kontext. Vielleicht soviel: Was als solides Familientreffen geplant ist, endet als Schauer-Solo. Dazwischen geht es knallhart zur Sache.

Und Schnitt. Ende. Zumindest für diejenigen, die sich inhaltlich nicht vorweg greifen lassen möchten. Lohnt freilich wirklich, sich mit dem Film, Chips und Wolldecke auszurüsten für eine Runde Atemlosigkeit. Ansonsten gilt…einfach weiterlesen. Allzu viel verraten wird eh nicht.

Yo're next
(c) Splendid Film

Brutal getötet wird bereits gleich zu Beginn in direkter Nachbarschaft der Hauptakteure, Platz für Schonung gibt’s hier nicht. Die Mörder hinterlassen eine Drohung, mit Blut geschrieben: You’re Next. Die Warnung steht erst mal. Szenenwechsel. Ein sehr wohlhabendes Ehepaar erwartet zur Feier seines Hochzeitstages auf seinem pompösen Feriendomizil irgendwo dort, wo es so herrlich hübsch einsam ist, seine Gäste: Die drei Söhne, die einzige Tochter und die jeweiligen Lebenspartner. Man plaudert, neckt und freut und ärgert sich, zankt, wird zynisch, und plötzlich dann, beim gemeinsamen Abendessen, stirbt der Erste. Richtig fies. Natürlich. Es folgen zunächst …danach…demnächst…fies und fieser noch.

Feiner Handschlag mit der Angst

Verantwortlich dafür sind schwarzgekleidete Killer mit Tiermasken vor den Gesichtern, die nur eins im Sinn zu haben scheinen: Den kompletten Clan auszurotten. Abzuschlachten. Oder doch nicht komplett? Nicht ganz. Immerhin: Es geht um ein dickes Erbe. Viel Geld. Um noch mehr Gewissenlosigkeit. Und um eine höchst toughe Lady, mit der niemand gerechnet hat. You’re Next? Von Blut durchtränkt? Abwarten. Und bloß nicht drängeln.

So streng genommen durchweg bitterernst ist You’re Next nicht. Die Gesamtsituation ist verdammt unkomisch, klar, aber es gibt da diese gewissen Stellen, köstlich überdreht, vor allem beim Finale, da lacht der Humor ganz, ganz tief und dunkel. Ein feiner Handschlag mit der Angst. Gut gemacht. Und: Respekt, Erin!


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