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Schusters Gespenster: Eine spukhafte Kinderserie aus dem Jahr 1978

Wann immer ich eine Serie oder einen Film aus den guten alten Zeiten ansehe, dann fallen mir vor allem die Farben auf. Ich könnte auch über Düfte reden, aber die sind für Filme eher uninteressant. Die Realität – oder zumindest das, was wir so nennen – hatte andere Farben als heute. Und ich kann euch auch sagen, woran das liegt: es handelt sich nicht um die gleiche Welt. Nehmen wir zum Beispiel Schusters Gespenster. Erinnert sich noch jemand daran?

Pidax Film

Diese Kinderserie war in den späten 70er Jahren ein Hit im deutschen Fernsehen und erreichte ziemlich gute Einschaltquoten. Die meisten dürften sie aber vergessen haben. Sie ist – wie vieles, das einen bestimmten Punkt in der Zeit abbildet – darüber hinaus völlig irrelevant.

Hier werden die Abenteuer der Familie Schuster geschildert, die in eine Villa zieht, in der Geister ihr Unwesen treiben. Mit ihrer Mischung aus Komödie, Mystery und Grusel, die damals sowohl Kinder als auch Erwachsene unterhielt, war sie eine der ersten Fernsehproduktionen, die sich mit diesem Thema humorvoll und familienfreundlich beschäftigte. Für das deutsche Fernsehen war das die gute alte Zeit, weil oftmals versucht wurde, neue Genres und Formate zu erproben. Da waren auch viele Experimente dabei, die für die heutigen Sehgewohnheiten teilweise unerträglich sein dürften und die man später auch nie wieder gesehen hat. Vielleicht muss man einfach dabei gewesen sein, um dem überhaupt etwas abzugewinnen, und wenn man bedenkt, dass von manchen Kritikern die schwache Handlung, die schlechten Spezialeffekte und die klischeehafte Darstellung von Eugen Dracula bemängelt wurde, dem Vampir, der den Gespenstern die Post bringt und der gerne Blutwurst isst, hatten diese Leute wohl nicht auf dem Schirm, dass gerade die Spezialeffekte für die damalige Zeit recht aufwendig waren und viel Geschick und Kreativität erforderten. Etwas, das man heute kaum noch irgendwo sieht. Gespielt wurde Dracula von Kurt Schmidtchen, der ebenfalls zum Ensemble von Dieter Hallervordens Nonstop Nonsens gehörte und dadurch in der Fernsehlandschaft bekannt wurde.

Zum Beispiel wurden hier die Geister mit Hilfe von Spiegeln, Projektionen und Masken dargestellt. Die Musik der Serie wurde von Rolf Kühn komponiert, einem renommierten Jazzmusiker und Klarinettisten. Vor Kurzem habe ich hier im Phantastikon über Catweazle gelesen. Da ging mir ganz genau so das Herz auf. Guter alter Flimmerkram.

Für Kenner – ja, für Kenner und Fans im Sektor Retro-Fernsehen haben Schusters Gespenster Kultstatus, und das trotz einer Familie, die ziemlich wuselig und laut ist. Das geht wahrscheinlich vielen heute auf die Nerven. Ganz einfach schon aus dem Grund, weil es heute keine lebendigen Familien mehr gibt.

Die Serie wurde vom 10. September bis zum 8. Oktober 1978 immer sonntags Nachmittags auf ARD ausgestrahlt. Jede Folge brachte es auf erquickliche 30 Minuten, so dass zum Schluss zweieinhalb Stunden Film standen. Anders wie die zwei Jahre vorher erschienene Serie „Haus der Krokodile“ gab es für Schusters Gespenster keine Buchvorlage.

Die Idee zu Schusters Gespenster stammte von Klaus-Dieter Lang, einem deutschen Drehbuchautor. Er schrieb die Serie als eine Parodie auf die klassischen Horrorfilme, die er sich als Kind gerne angeschaut hatte. Das sind natürlich Dracula, Frankenstein, Tarantula usw.

Lang wollte damit etwas schaffen, das sowohl lustig als auch spannend war, und das seinen jungen Zuschauern zeigte, dass Geister nicht immer böse sind. Die Erwachsenen dürften das ja schon längst gewusst haben, oder etwa nicht? War es etwa anders herum? Die 60er und 70er Jahre waren auf eine gemütliche Art okkult. Hörspiele wie Hui Buh (dessen Abenteuer bereits 1960 begannen, aber erst 1973 in Buchform erschienen), Ottfried Preußlers „Das kleine Gespenst“ und all diese zauberhaften Dinge hatten eine gewisse Hochkonjunktur unter Kindern, die das Phantastische schon immer liebten.

Schusters Gespenster wurde von Bruno Voges inszeniert, einem Regisseur, der zu diesem Zeitpunkt schon viele Fernsehfilme und -serien gedreht hatte, die allerdings alle nicht der Rede Wert sind.

Wir bekamen fünf Folgen, die jeweils etwa 30 Minuten lang sind:

  1. Der Zinksarg, die merkwürdige Villa, eine Mitternachtsüberraschung
  2. Schusters Einzug, die geheimnisvolle Kiste und ein anstrengender Spuk
  3. Die magischen Kräfte der Truhe, der undurchsichtige Besucher, eine Zerstörung
  4. Der große Schreck, nächtlicher Wirrwarr und ein merkwürdiger Anruf
  5. Das Verschwinden, das Wiedersehen und das Ende


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