Interview

Interview mit Alisha Bionda

P: Wenn man so umtriebig ist wie du, stellt sich die Frage, ob du nicht manchmal das Gefühl hast, dich mit einer einzigen Aufgabe nicht vervollständigen zu können. Ist das richtig oder hat der Tausendsassa in dir andere Gründe?

A: Ich liebe die Vielfalt im Leben und in meinen Berufstätigkeiten – und das ist ja das Wundervolle an der Literaturbranche, dass sie viele Möglichkeiten bietet. Ich habe aber auch einen streng getakteten Tag/Woche/Monat/Jahr, damit alles läuft. Und verzichte immer bewusst auf manche Sparten. So habe ich einige Jahre mehr geschrieben und weniger herausgegeben. Danach habe ich einige Jahre mehr herausgegeben und weniger geschrieben. Dann habe ich meine Agentur gegründet und das Schreiben und die Herausgabe eingeschränkt. Ich will mich ja entwickeln. Jetzt gebe ich z.B. zwar viele Reihen heraus, aber nicht mit festen Erscheinungszeiten, sodass ich das meinem Zeitplan anpassen kann. 2013 habe ich den Arunya-Verlag mitgegründet und bin einer der Masterminds – und nun für 2015/2016 steht wieder auf dem Plan, etwas mehr zu schreiben. Und wenn es nur an den Wochenenden ist. Es kommt ja nicht auf die Menge an: Qualität statt Quantität. Der Tausendsassa in mir hat folgende Gründe: ständige Neugier, Lust auf Vielfalt und Dauerkreativität. Letztere nenne ich immer meine „Feuerwerke“, die ständig züngeln. Hinzu kommt, dass ich, seit ich vor 6-7 Jahren einen scharfen Cut zu so manchen nicht so günstigen Verbindungen vollzogen habe, Kollegen und Freunde habe, mit denen ich jetzt fast ein Jahrzehnt auf eine so tolle Weise zusammenarbeite, dass mir da enorm etwas fehlen würde. Das hat mit dem ein oder anderen enge freundschaftliche, fast familiäre Züge angenommen. Und steck mal eine Handvoll Literatur-Nerds in einen Sack … da können nur ständig neue Projekte bei rumkommen.

P: Du hast Literaturgeschichte, Theater- Filmwissenschaft und Journalistik studiert. Schon daran bemerkt man deine Vielseitigkeit. Und trotzdem bist du in die phantastische Ecke gelangt. Gab es da einen Schlüsselmoment?

A: Das war in erster Instanz Zufall, denn ich habe früher völlig anderen Stoff gelesen. Von Hermann Hesse bis Alexander Solschenizyn. Dann traf ich 1985 auf die Hohlbeins (wir waren sechzehn Jahre Nachbarn und noch einige Jahre länger befreundet) und bekam den ersten Fantasyroman in die Hand gedrückt (Märchenmond) – von da an habe ich Fantasy gelesen, aber sehr schnell entdeckt: Das ist nicht mein Subgenre in der Phantastik. Mich reizte mehr die reine Phantastik, zu Anfang. Und dann habe ich alles gelesen, was mir in die Finger kam, Phantastik, düstere Phantastik, Horror – mittlerweile ist das schon lange wieder anders, ich bin kein reiner Phantast, denn ich liebe z.B. auch Spannungsromane und andere Genres. Das Einzige, was persönlich nicht mein Ding ist, sind klassische LiRos. Was die Phantastik angeht so waren Autoren wie E.T.A. Hoffmann, Edgar Allan Poe, H. P. Lovecraft – halt die üblichen Verdächtigen, aber auch Otto Gmelin und Alexander Moritz Frey ausschlaggebend dafür, dass ich der Phantastik treu geblieben bin und etliche zeitgenössische Autoren dieses Genres werden auch weiter dafür sorgen.
So gesehen, gab es zwei Schlüsselmomente, ich bin über das Subgenre Fantasy zur reinen Phantastik gekommen. Und das ist gut so.

P: Vielleicht ist das nicht fair, dich danach zu fragen, aber spätestens seit der TV-Soap „Eine total fantastische Familie“ kann man Hohlbein nicht mehr ernst nehmen (wenn man es je tat). Literarisch ist er ohnehin unfassbar schlecht. Wie siehst du die deutsche Phantastik im internationalen Vergleich? Wenn ich mich so umsehe, dann bekomme ich den Eindruck, es dreht sich alles um Unterhaltung. Warum fehlt unseren Autoren Tiefe und Technik, während man sich umgekehrt immer wieder über die Dominanz der angloamerikanischen Literatur beschwert?

A: Ich möchte das gar nicht an einzelnen Namen ausmachen und festlegen. Ich kann Fantasy auch nicht beurteilen, die habe ich kaum gelesen – summa summarum. Darüber hinaus beteilige ich mich niemals an Kollegenbashing, was es wäre, wenn ich auf den ersten Teil antworten würde. Und du hast recht: Es ist nicht fair, denn ich rede grundsätzlich nicht schlecht über ehemalige Kollegen (selbst wenn sie mich ausgenutzt und als Dank für meine Arbeit getreten haben, wie z.B. im Falle eines Verlages) und über ehemalige Freunde (wie im Falle Wolfgang Hohlbein, den ich ohnehin anders/positiver wahrnehme als die Öffentlichkeit, die ihn als Mensch gar nicht kennt, und da hat er sich mir gegenüber immer ohne Fehl und Tadel verhalten, und das ist es, was für mich vorrangig zählt) erst recht nicht. Da dringt kein schlechtes Wort meinerseits nach außen, das überlasse ich anderen.
Ich sehe es auch nicht so, dass wir keine deutschen Phantasten haben, deren Texte nicht in die Tiefe gehen. Ich finde die deutsche Phantastik kann sogar sehr gut mit der internationalen standhalten – ich muss da eher die Verlage schelten, sie übersetzen lieber ausländische Werke, als gute, deutschsprachige Phantasten aufzubauen. Wir haben – um nur wenige zu nennen – Barbara Büchner, Tobias Bachmann, Michael Siefener, Jörg Kleudgen, Marc-Alastor E.-E. um nur wenige zu nennen, die Liste könnte ohne Mühe verlängert werden. Besonders „zornig“ bin ich da auf so manchen Kleinverlag, der wie die Großen lieber auf ausländische Autoren setzt (und teils wirklich schlechte Werke übersetzt) und den deutschen erst gar keine Chance einräumt, vernünftig aufgebaut zu werden. Ein Grund, warum ich in meinen Reihen nur deutschsprachige Autoren herausgebe, weil ich dieser ungesunden Entwicklung entgegensteuern möchte. Denn würde man den guten deutschen Phantasten eine Chance geben, würden sie mit Sicherheit auch gelesen.
Was die fehlende Technik mancher Newcomer angeht, so liegt das m.E. ebenfalls an den Verlagen dies zu ändern. Gute Lektoren könnten das sehr schnell ändern. Man müsste nur wie früher wieder verstärkt darauf setzen, junge Autoren aufzubauen.
Auch internationale Autoren haben mal klein angefangen.

P: Dass du schlecht über Kollegen sprichst … das wollte ich auch gar nicht provozieren. Mich hat diese Frage hauptsächlich interessiert, weil du ja eben einen guten Einblick hast. Denkst du nicht, dass es auch daran liegt, dass der Markt unsäglich übersättigt ist? Du hast Jörg Kleudgen erwähnt – und da stimme ich dir zu. Ich mag seine Arbeit. Diese Qualität wird aber von den Lesern nicht gewürdigt. Ich glaube, da ist kein Verlag schuld. Ich halte die Phantastik für die potentiell wichtigste Literatur, wenn es um philosophische, existentielle Fragen geht, wenn es sich also um das dreht, was zählt. Wer wir sind, woher wir kommen usw. Außer Kafka haben wir da nicht viel zu Stande gebracht. Weder ein Poe, ein Lovecraft oder ein Ligotti, um die drei Säulen zu nennen, sind bei uns denkbar. Und da stimme ich dir zu: ein Verlag reagiert, denke ich, hauptsächlich auf sein Publikum. Ist nicht das Überangebot schuld, weil man gar nicht mehr selektieren kann, und jeder seinen Roman anbietet oder selbst raushaut, dass wir so schlecht abschneiden?

A. Eine sehr komplexe Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt, ich versuche es dennoch einmal wenigstens partiell. Ich drösel mal auf. Ich sehe das nicht so, dass der Leser z.b. Werke von Jörg Kleudgen nicht würdigen würde. Nur leider finden gerade diese Autoren nicht bei den Großverlagen statt, weil sie dort nicht ins Programm „passen“ und daher erst gar nicht aufgenommen werden. Wir wissen daher alle nicht wirklich, OB die Leser es nicht sehr wohl goutieren würden, einen Roman von ihm neben Mainstream zu lesen, würde es ihnen angeboten. Das ist es ja was ich anprangere: Es ist ja nichts Verwerfliches als Verlag Mainstream anzubieten (früher waren das in größeren Massen, als es sie heute noch gibt, Heftromane und Simmel- und Konsalik-Titel – u.a. – und da hat noch keiner geschrien „Böser Mainstream“, wie es heute en vogue ist). Mit fehlt in den meisten Programmen einzig, die von mir oben angesprochene Vielfalt. Warum nicht dort, wo das Budget ja vorhanden ist, sagen: 80% Mainstream und 20% Gehaltvolleres? Somit hätte der Leser ja auch die angesprochene Vielfalt, denn niemand will doch immer nur Seichtes, aber auch nicht immer nur Düsteres oder Gehaltvolles lesen. Alles zu seiner Zeit. Die Mischung macht es doch im Leben aus. Und macht es interessant und farbig.
Natürlich wird es schwieriger zu selektieren, für die Leser, bei der Fülle der Angebote. Aber genau da gehe ich nicht mit dir konform, dass es nicht an den Verlagen liegt. Ein Großverlag mit dem passenden Marketingbudget ist genau da in der Lage, auf einen der Autoren hinzuweisen, von denen wir hier sprechen, ihn aus der Masse herauszuheben. Durch gezieltes Marketing. Kleinverlage haben das Budget nicht, von daher gehen solche Perlen dann unter. Leider.
Was die Selfpublisher angeht, so möchte ich da nicht pauschalisieren, wie es viele tun. Denn auch dort gibt es – wie bei den klassisch verlegten Werken – solche und solche. Und gerade die KÖNNTEN die Aufgabe erfüllen, die früher Kleinverlage hatten, die ja auch keine Nischen mehr bedienen – also etliche nicht mehr, es gibt ja noch einige tapfere, die das sehr wohl umsetzen.
Ich kenne Selfpublisher, die davon leben können, somit ihr Publikum erreichen und bedienen. In allen Genres.
Und die ihre Texte professionell lektorieren lassen, ein professionelles Cover erstellen und somit ebenso ihre Daseinsberechtigung haben wir Klein- und Großverlage.
Was uns generell schadet, da gebe ich dir recht, ist dieser ÜBERFLUSS, aber der greift in der gesamten Gesellschaft, nicht nur in der Buchbranche, wir produzieren uns und unsere Umwelt zu Tode. Aber das ist ein anderes Thema – hehe, ich schweife ab.
Ich tue mich bei der Frage wie gesagt und wie man merkt etwas schwer, weil das für mich ein Thema wäre, das viel mehr Raum benötigt, um ihm gerecht zu werden, daher kann ich es auch nur unbefriedigend beantworten.
Ich möchte da mal enden, indem ich Markus Heitz zitiere – sinngemäß nicht wortwörtlich. Vor ca zwei Jahren, las ich ein Interview von ihm, und spürte wie ich heftig nickte, als er nach seinem Wunsch befragt antwortete, dass er sich wünsche, dass die deutschen Großverlage nicht mehr allem nur noch hinterherhecheln (was teilweise über den großen Teich schwappt – ich habe so viel davon gelesen, was so unsäglich schlecht war, und kenne so viele gute deutsche Autoren, die das tausendmal besser gemacht hätten, aber der Prophet gilt nix im eigenen Land, das ist leider oft so) sondern wieder selbst Trends setzen.
Wie gesagt, ich kann Markus da nur zustimmen, er hat völlig recht, und mir da aus der Seele gesprochen. Und so ein neuer Trend könnte z.B. einer der von mir genannten Autoren sein.
Auch Marc-Alastor E.-E. ist so ein Beispiel. Ein Autor, wo die Leser, die ihn lesen, sagen: Da habe ich ständig Kopfkino, das ließ mich wochenlang nicht los (frag Tanya Carpenter, von der ich dir heute einen Text geschickt habe) – DA hast du die von dir angesprochene Tiefe – es GIBT diese deutschen Autoren.

P: Ich werde mich freilich überraschen lassen und auch weiter forschen. Mir wäre das ein großes Anliegen, dass wir unsere Stärken wieder einsetzen. Schließlich hat uns die Romantik fast alleine gehört. Und da kommt schließlich her, was wir so lieben.
Wechseln wir mal eben das Thema. Du magst Windhunde sehr gerne. Warum aber schreibt man hauptsächlich über Katzen? Gibt es über Hunde nichts Magisches zu sagen – es sei denn, ein Wolf zerfetzt bei Vollmondnacht ein ganzes Dorf? Ich frage das, weil sich auch bei dir ein Katzen-Titel findet (Das Reich der Katzen, Ueberreuter, 2000).

A: Hehe … das ist wirklich ein Wechsel – von der Romantik zu Windhunden, wenngleich diese Rasse auch etwas Geheimnisvolles, manchmal Ätherisches hat. Ich mag alle Hunde/Tiere, aber Afghanische Windhunde und Dobermänner liebe ich. Da gibt es sicher auch Magisches, aber ich bin EIGENTLICH keine Autorin, die gerne über Tiere in dieser Form schreibt. Bei DAS REICH DER KATZEN, das es ja wieder gibt, nämlich im Arunya-Verlag, hat mich einfach die ägyptische Mythologie dazu verleitet. Ich liebe diese Mythologie und da sind Bastei und Sachmet nun mal interessante Charaktere, die ich auf diese Weise aufgegriffen habe. Das hätte ich aber auch gemacht, hätte ich keinen so großen Bezug zu Tieren, wie ich ihn habe. Es reizt mich heute noch, dazu eine Fortsetzung zu schreiben.

P: Das ist ein schönes Stichwort. Du hast ja oben bereits erklärt, warum du so umtriebig bist. Trotzdem: Welchen Stellenwert hat Alisha Bionda, die Autorin für dich selbst? Man sagt ja gerne, dass man sich für eine Seite entscheiden sollte: Autor sein oder Autoren machen.

A: Letzteres halte ich für Unsinn. Ich bin Lektorin, dann arbeitet nur die Lektorin, ich bin Herausgeberin, dann arbeitet nur die Herausgeberin, ich bin Agentin – etc pp – hehe – und so bin ich AUCH Autorin. Ich gönne mir aber nach einigen Wirrungen und Irrungen den Luxus nur dann zu schreiben, wenn ich Zeit habe. Und nur das, was ICH will. Von daher gehört es im Moment nicht mehr zu meinen „Brotjobs“. Auch da liebe ich die Vielfalt, denn ich mache alles gerne. Und da bin ich ja nicht alleine. Uschi Zietsch ist ein gutes Beispiel. Sie ist Autorin und hat einen Verlag und macht Autoren. Und beides sehr gut. Ich bemühe einmal dieses grauenvoll inflationär gebrauchte Wort: Wir sind eben multitasking. Man muss halt in der Lage sein, wenn man z.B. lektoriert nur das „anzuswitchen“ und das andere auszublenden.
Daher ist meine Autorenschaft vom Stellenwert her besonders hoch, im Sinne von „nur dann, wann es passt, es in Ruhe und Qualität anzugehen“. Ist das nicht gegeben, lasse ich es lieber. Wir haben ja schon festgestellt, dass es satt und genug VÖs im Jahr gibt – hehe … ist wie mit allem anderen – alles zu seiner Zeit.

P: Du beurteilst als Lektorin oder Herausgeberin den Text also nicht so, als hättest du ihn selbst geschrieben? Gibt es demnach andere Kriterien? Welche Texte willst du unbedingt machen und welche nicht?

A: Zu deiner ersten Frage: Auf keinen Fall. Das wäre nicht der richtige Ansatz. Ich gehe völlig neutral an jeden Text. Ich als Autorin bin da zu 100% nicht von Belang. Ich lasse mich auf den Plot und Stil des jeweiligen Autors ein und schaue, ob es für mich stimmig ist. Mal SEHR pauschal gesprochen, natürlich gehört zum Prüfen eines Textes erheblich mehr dazu. Im Grunde gibt es das „Welche nicht“ bei mir nicht, da ich schon so lange ich in diesem Beruf bin, Autoren gezielt anspreche, sei es für meine Anthologien aber auch für die Reihen, die ich herausgebe. Also die Romane darin. Und dann überlege ich meist zusammen mit den Autoren, wo wir ansetzen, welche Art von Roman geeignet wäre, ich mir vorstelle, sie umsetzen wollen und ob wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Und da ich die Autoren gezielt anspreche, kenne ich ja deren Stil, ich weiß, wie deren Plots sind, wie sie ihre Chars aufbauen, ihre Handlungen, Spannungsbögen, ob sie zu Logikfehlern neigen oder nicht und und und … ich weiß wo ihre Stärken und Schwächen sind.
Mein einziges Kriterium an den Text: Qualität.
Mein einziges Kriterium an die Zusammenarbeit: gegenseitiger Respekt.
Besonders bei Letzterem bin ich pingelig, nach einigen bitteren Erfahrungen vor etlichen Jahren, geradezu „streng“. Da bin ich auch viel konsequenter geworden. Merke ich, dass mich einer für dumm verkaufen will oder despektierlich daherkommt oder mich auszunutzen versucht, möchte ich mit ihm nichts mehr zu tun haben. Ein weiterer Luxus, den ich mir immer stringenter gönne, je älter ich werde: Ich gönne mir nur noch Menschen in meinem Umfeld – so auch beruflich, da ich ständig beruflich zugange bin, hehe -, die mir gut tun, weil sie korrekt mit mir umgehen. Seit ich das beachte, geht es mir erheblich besser.

P: Hast du ein Lieblingsprojekt unter all deinen Tätigkeiten? Ich weiss, diese Frage wurde dir schon ähnlich gestellt. Ich meine aber: etwas, das dich überdauert, etwas, das deiner Ansicht nach ewig mit dir in Verbindung gebracht werden wird?

A: Hehehe, ich schaue mich mal um. Steht etwa der Schnitter schon neben mir, dass du mir eine solche Frage stellst?
Aber mal ernsthaft.
Zum Ersten: Das ist natürlich auch – meiner Entwicklung unterzogen – hin und wieder verändert, aber im Grunde mache ich alles sehr gerne. Ich könnte mich schlecht für eines entscheiden. Was Letzteres angeht, was MICH überdauert? Ich hoffe, dass ich in den Herzen der Menschen, die mir etwas bedeuten, überdauern werden, wenn ich mich übereigne. Ansonsten nehme ich mich und meine Projekte nicht so wichtig. Was die Ewigkeit angeht. Ich habe ja nicht die Menschheit gerettet, hehehe, oder menschlich Großes geleistet.
MIR wurde ja etwas geschenkt: Ich durfte seit 1999 die Berufe ausüben, auf die ich seit gut einem Jahrzehnt davor zugearbeitet habe, und die ich sehr liebe, weil sie mir sehr sehr viel geben.
Was ich mir wünschen würde, wäre, dass vielleicht ein wenig in Erinnerung bleibt, dass ich versucht habe, mich für Literatur mit Ecken und Kanten, mit Qualität und einer schönen Aufmachung, einzusetzen (da besonders die Phantastik und Anthologien, dieses von mir geliebte Genre-Stiefkind im deutschsprachigen Raum) – und dass ich stets versucht habe, nicht auf Kosten anderer zu leben oder meine Dinge auf deren Rücken durchzusetzen. Ich weiß, das klingt nicht sehr spektakulär.

P: Nun, wärst du jetzt pathetisch geworden, hätte ich dir auch nicht geglaubt …
Zum Schluss: Was fasziniert dich an der dunklen Seite des Lebens? Gibt es ein Zeitalter, in dem du dich wohler fühlen würdest als jetzt?

A: Hm, sehr schwere Frage. Faszination vielleicht nicht, ich fühle mich dort zu Hause. Ich denke, das wird einem in die Wiege gelegt. Ich bin auch da „eigen“, denn ich liebe die Nacht, bin aber dennoch kein Nachtmensch, der bis in die Puppen schreibt oder werkelt.
Vom Zeitalter her, hätte ich gerne noch später gelebt, rein von den technischen Möglichkeiten, die man dann sicher haben wird … ich bin ein Technikfreak, und all die wunderbaren Möglichkeiten der Kommunikation etc pp, die es da gäbe … hach, da gerate ich ins Schwärmen.

P: Damit möchte ich mich für deine Geduld und Ausdauer bedanken, und hoffe, wird werden uns noch öfter über den Weg laufen.

A: Ich habe zu danken – und ich bin sicher, dass wir uns noch häufiger über den Weg laufen werden – zumindest den Mailweg – hehe.

MEP

MEP

Michael Perkampus wurde am 2. April 1969 im Fichtelgebirge geboren. Als Solitär der deutschen Literatur arbeitet er in seinen Texten mit "Bewusstseinsfragmenten" und "Synkopen", einer "philosophischen Phantastik". Von 2005 - 2010 moderierte er die Schweizer Literatursendung "Seitenwind" in Winterthur. Letzte Erzählungen erschienen im Blitz-Verlag unter "Das Kriegspferd", herausgegeben von Silke Brandt. Im Januar 2015 ging das Phantastikon online, später folgte der gleichnamige Podcast. 2018 gab er die Anthologie "Miskatonic Avenue" heraus, deren Namen jetzt für eine Rubrik im Magazin steht. Wer sich für Metaebenen interessiert, sollte sich den Blog "Crossroads" anschauen: https://crossroads.phantastikon.de

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