Manch einer wird sich vielleicht wundern, dass ich nach einer kleinen Sendung über den Erfinder der drei Fragezeichen – Robert Arthur – noch einmal auf eine Serie zurückkomme, die für Kinder geschrieben wurde. Aber es war eine verdammt gute Serie in ihren Anfängen und neben Miss Marple und Sherlock Holmes sicherlich eine der Serien, die mich grundsätzlich zum Krimi gebracht haben. Insgesamt gibt es 43 Originalbücher, die von 1964 bis 1987 erschienen sind, bevor die drei Detektive zu einer rein deutschen Angelegenheit wurden.
Die Grundidee, die Mitte der 60er Jahre das Licht der Welt erblickte, war, dass drei Jugendliche eine Detektei gründen. Sie hießen Jupiter Jones, Bob Andrews und Peter Crenshaw. Ihr Hauptquartier befindet sich auf dem Schrottplatz von Jupiters Onkel Titus in Rocky Beach.
Findet mir eine Geisterinsel!
Rocky Beach liegt in einer Ebene, die auf der einen Seite vom Meer und auf der anderen von einer Bergkette begrenzt wird, unweit von Los Angeles. Die Stadt selbst ist fiktiv, obwohl es ein echtes Rocky Beach im Indischen Ozean gibt, das heute allerdings Gilchrist Beach heißt. Und natürlich heißen die drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Die Hörspiele mit den drei Fragezeichen sind Kult, auch wenn sie nur rudimentäre Versionen der Bücher enthalten und nicht alle Bücher gleich gut sind, aber es lohnt sich, sie noch einmal zu entdecken. Die Abenteuer begannen mit dem Gespensterschloss, das 1964 im Original und vier Jahre später auch bei uns erschien. Es ist nicht gerade das beste Buch über die drei Detektive, aber immerhin das erste. Natürlich geht es um ihre blutigen Anfänge. Sie drucken ihre berühmten Visitenkarten und haben am Anfang noch nichts mit Alfred Hitchcock zu tun, der ihnen später immer wieder Fälle schickt. Er ist zunächst nicht begeistert, als sie sich in sein abgeschirmtes Studio einschleichen, um für ihn ein Geisterhaus für einen seiner Filme zu finden.
Terror Castle
Von Anfang an hat man es hier mit einem herrlich trashigen Spaß zu tun.
Ein Clubhaus mit geheimen Eingängen und vielen Gadgets, die sie aus allerlei Schrott zusammengebaut haben.
Sogar ein vergoldeter Rolls Royce steht ihnen zur Verfügung, weil Justus bei einem Bohnenzählwettbewerb die richtige Anzahl genannt hat, inklusive Chauffeur, der im Original Worthington heißt, bei uns aber Morton, was wohl mit der Aussprache zu tun hat. Morton fungiert hier als der ausgewählte Erwachsene, wenn ein Erwachsener benötigt wird, was hier der Fall ist.
Das Haus, das sie finden, trägt den ominösen Namen „Terror Castle“ und ist das ehemalige Schloss eines Stummfilmstars, der vor vielen Jahren bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kam. In der deutschen Übersetzung wurde der Name in „Schloss Terrill“ geändert.
Das Haus scheint jeden zu beunruhigen, der es nach Einbruch der Dunkelheit betritt, was sich für das Trio bestätigt, als ihr erster nächtlicher Ausflug scheitert und sie vor Angst fliehen müssen.
Justus, der durch einen verstauchten Knöchel außer Gefecht gesetzt ist, ist fest entschlossen, nicht zu scheitern und drängt seine Freunde, die Burg noch einmal von oben bis unten zu erkunden und ihm jedes Detail zu berichten.
Justus ist der intelligenteste der drei. Er hat eine viel stärkere Persönlichkeit als die beiden anderen Jungen, die sich im Wesentlichen über ihre Rolle definieren. Bob ist der Bücherwurm, Peter der Sportler. Justus hingegen bekommt eine viel größere Hintergrundgeschichte, um einige seiner Fähigkeiten zu rechtfertigen, wie z.B. sein Talent, andere zu imitieren, das schon früh in der Geschichte auf recht amüsante Weise eingesetzt wird. Tatsächlich kommen auch die beiden anderen im Laufe der Abenteuer etwas besser weg, aber das war im ersten Band natürlich noch nicht abzusehen.
Sogar die Rivalität mit Skinny Norris, einem anderen Jungen aus der Schule, ist hier schon angedeutet und wird später in der Geschichte schön aufgegriffen.
Bei allem Spaß und der Tatsache, dass dieser Roman gut geschrieben ist, ist die Prämisse des ersten Abenteuers eher schwach.
Zunächst stellt sich natürlich die ganz nüchterne Frage, warum Hitchcock nicht weiß, dass es in seiner unmittelbaren Umgebung ein Haus gibt, das den Anforderungen seiner geplanten Produktion entspricht, und warum er ausgerechnet ein Haus sucht, in dem es wirklich spukt. Schließlich hat Hitchcock nie wirklich Horrorfilme gedreht, wie es etwas missverständlich dargestellt wird.
Glücklicherweise ist das titelgebende Gespensterschloss ansprechend und faszinierend genug, um über die problematische Konstruktion hinwegzusehen. Das Argument, es handele sich um ein Kinderbuch, zieht da an keiner Stelle. Man schaue sich nur die hohe Qualität an, mit der viele Jugendbücher geschrieben wurden und werden.
Die Antwort auf die Frage, warum das Haus in der Lage ist, bei den Menschen, die sich darin aufhalten, ein Gefühl der Panik hervorzurufen, ist faszinierend, und die Erklärung ist sicherlich akzeptabel, aber nicht wirklich überzeugend.
Auf dem Weg dorthin können wir einige recht solide Ermittlungen der Jungen verfolgen, die uns einige ziemlich gute Hinweise liefern.
Eine Begegnung mit einem Nachbarn sorgt für einige besonders eindringliche Beispiele, und auch wenn der erwachsene Leser wahrscheinlich an keiner Stelle beunruhigt sein wird, berührt diese Geschichte genau das Thema, das jeden in meiner Kindheit angesprochen hat und das auch heute noch eine gewisse Faszination ausübt.
Obwohl es sich – nach Erwachsenenmaßstäben – um einen einfachen Krimi und der Aufbau einige kindliche Aspekte aufweist, spricht Arthur nie von oben herab zu seinen Lesern. Wir sollen auch nicht etwa glauben, dass seine kindlichen Protagonisten übernatürliche Fähigkeiten (oder Glück) haben – stattdessen nutzen sie Beobachtungen und Schlussfolgerungen, um herauszufinden, was vor sich geht.
Auch wenn „Das Gespensterschloss“ nicht zu den besten Krimis der drei Detektive gehört, so ist es doch eine wirklich unterhaltsame und spannende Lektüre und vor allem eine wunderbare Vorbereitung auf die folgenden Abenteuer.
Die Nummerierung
Die Nummerierung der Serie ist nicht ganz unproblematisch, denn während Buch 1 mit der amerikanischen Originalausgabe identisch ist, so trifft das auch die Hörspiele nicht zu. Dort erschien Das Gespensterschloss erst als Nummer 11. Im Gegensatz zu den Büchern schneiden die Hörspiele ohnehin schlecht ab. Sie sind teilweise unglaublich schlecht zusammengestückelt und auch billig produziert, haben aber natürlich einen immensen Nostalgie-Faktor, bei dem es den meisten Hörern gar nicht auf etwas anderes ankommt.
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