Wahr und böse: Sawney Bean

Phantastikon Journal
Sawney Bean am Eingang zu seiner Höhle. Man beachte die Frau im Hintergrund, die zwei abgetrennte Beine trägt, und den toten Körper

Die wahre Geschichte ist noch irrsinniger, böser und länger als die erfundene. Die erfundene und gleichsam irrsinnige und böse Geschichte wird in Filmen erzählt: Wrong Turn handelt von Verrückten im finsteren Dickicht. Im Tunnel der lebenden Leichen verfallen Verschüttete dem Wahnsinn. Eine geisteskranke Sippe tobt sich in The Hills Have Eyes aus. Gemeinsamkeit: Allesamt sehen zum Totfürchten aus, schlachten vorbeikommende Leute ab und fressen sie auf.

So weit, so gut zu den Filmen. Vorerst wird das Augenmerk auf die wahre Geschichte gerichtet, die dahinter steckt. Die ist derart abgrundtief schaurig, dass man es trotz zutiefst dunkler Neigung schon wohltuender fände, wenn Alexander „Sawney“ Bean und seine verfressene Brut vielleicht doch nur eine Legende mit dem klassischen Wahrheitskern für den kleinen Nervenkitzel wären.

Mehr als nur ansatzweise wird das alles schon richtig sein, man hört und sieht ja viel. Zumal „Sawney“ im englischen Volksbuch, Klatschpresse des 18. Jahrhunderts, als einer der echten Kriminellen auftaucht, der zur Zeit der Hungersnot in Schottland gelebt haben soll. Fälle von Kannibalismus sind da belegt.

Es mag natürlich mit Skepsis vernommen werden, dass eine ganze Familie 1000 Menschen auf diese Weise geschafft hat, wenn auch in immerhin fünfundzwanzig Jahren. Ins unnötige Straucheln bringt es uns nicht.

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Hier spricht Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Filme waren echte Leinwandmagneten. Dafür standen die Leute in den 1960er Jahren vor den Kinokassen Schlange. Dann wurden sie zu Straßenfegern. Ein Phänomen älterer Fernsehgeschichte. Die Wallace-Krimis trommelten in den 1970er Jahren mit ihren reißerischen Titeln wie Der schwarze Abt, Der Bucklige von Soho oder Der Mönch mit der Peitsche landesweit ganze Familien und Nachbarschaften vor den Bildschirm. Einmalig war das. Los geht es (meistens!) mit einem Mord.

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Die Erzsébet Báthory-Besessenheit im Zeitalter des Internets

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1996 war das Internet noch jung, und niemand interessierte sich für Erzsébet Báthory, eine ungarische Gräfin, die um die Jahrhundertwende lebte und starb und möglicherweise Hunderte von Dienstmädchen ermordete. Niemand, bis auf den 47-jährigen Dennis Báthory-Kitsz, der eine Oper über sie schreiben wollte. Er hatte Material gesammelt – eine Skizze, eine Bibliografie und einige Fotos von einer Reise zu einem ihrer Schlösser. Um das alles zu organisieren, richtete er die Website bathory.org ein. Sie sollte eine private Ecke im Internet sein, in der Dennis seine Gedanken sammeln konnte – „im Grunde ein Dokument“, sagt er. Aber dann kamen die Fangirls.

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Edgar Allan Poe ein Mörder?

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Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 100: Edgar Allan Poe ein Mörder?
byMEP

Edgar Allan Poe gilt als literarisches Genie und als einer der Väter der amerikanischen Literatur. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass er der Erfinder der Detektivgeschichte war. Zweifellos war Poe ein brillanter Geist, ein Schriftsteller, der wie kein anderer in der Lage war, verblüffende und raffinierte Plots zu entwerfen. Auf der Grundlage seines eigenen katastrophalen Lebens zeigte er die dunkelsten und kompliziertesten Aspekte der menschlichen Seele, die bei den Lesern, die mutig genug waren, sich auf seine Geschichten einzulassen, Gefühle der Angst, der Beklemmung und des Unbehagens hervorriefen.

Nah dran am wahren Mord

Edgar Allan Poe gilt als literarisches Genie und als einer der Väter der amerikanischen Literatur. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass er der Erfinder der Detektivgeschichte war. Zweifellos war Poe ein brillanter Geist, ein Schriftsteller, der wie kein anderer in der Lage war, verblüffende und raffinierte Plots zu entwerfen. Auf der Grundlage seines eigenen katastrophalen Lebens zeigte er die dunkelsten und kompliziertesten Aspekte der menschlichen Seele, die bei den Lesern, die mutig genug waren, sich auf seine Geschichten einzulassen, Gefühle der Angst, der Beklemmung und des Unbehagens hervorriefen.

Viele Leser wissen wahrscheinlich nicht, dass einige von Poes Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen. Da ist zum Beispiel „Das verräterische Herz“. Diese Geschichte ist inspiriert von dem Mord, der am 6. April 1830 an dem 82-jährigen Kapitän Joseph White, einem reichen pensionierten Schiffskapitän und Kaufmann in Salem, Massachusetts, verübt wurde.

Eine Illustration von 1853 für „The Mystery of Marie Rogêt“ von einem unbekannten Zeichner.

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Fünf Wege, den Teufel zu überlisten

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Sagen wir mal, du hättest ein kleines Teufels-Problem. Vielleicht ist er einfach uneingeladen aufgetaucht und lockt dich nun mit der Erfüllung deiner Herzenswünsche. Eventuell soll eine verflossene Liebe wieder aufflammen, oder er offeriert dir Reichtum, oder die Reduzierung deines Gewichts, oder eine “Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte”. Und obwohl du es besser weißt, obwohl du weißt, dass es sich zu gut anhört, um wahr zu sein, genügt dieses Wissen nicht, um die Offerte einfach zu ignorieren. Vielleicht ist er ja auch nur gekommen, um dich aus Spaß zu quälen und du hast keine Möglichkeit, ihm zu entkommen. Wie geht eine ansonsten aufrechte Seele mit einer Situation wie dieser um?Es kommt natürlich auf die Umstände an, aber deine Möglichkeiten stehen gar nicht mal so schlecht, auch wenn es zunächst nicht so aussieht. Sicher, die einfachste Möglichkeit bestünde darin, den Standard-Vertrag zu nehmen, aber wie viele von uns bereits haben lernen müssen, beinhaltet der Standard-Vertrag nicht immer das Beste, das man herausschlagen kann. Und wenn der Teufel nur da ist, um seine Muskeln spielen zu lassen – es also gar nicht um einen Vertrag geht – magst du dich erst einmal hoffnungslos fühlen. Wie ich das sehe, hast du fünf Möglichkeiten, dich zu retten. Suche dir diejenige heraus, die zu deiner Situation passt, aber bleibe in erster Linie erst mal locker, okay?

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Arthur Conan Doyle – Spiritist und Gentleman

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Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 99: Arthur Conan Doyle – Spiritist und Gentleman
byMEP

Während der Schriftsteller und Arzt Sir Arthur Conan Doyle heute bei den meisten für seinen logisch denkenden Skeptiker Sherlock Holmes bekannt ist, wissen die Horrorbegeisterten aus aller Welt, dass er mit seiner bösartigen Mumie eine der besten Geistergeschichten der englischen Literatur verfasste und erkennen in ihm einen Vorfahren der Lovecraft unterstellten Weird Fiction. Tatsächlich ist Doyle für die Mumie das, was Stoker für den Vampir ist, und seine Geschichten von spitzhackenschwingenden Serienmördern, gespenstischen Folterinstrumenten, Geistern am sonnenlosen Nordpol, verfluchten Werwölfen, gelatineartigen Monstern am Himmel über uns und verunglückten Séancen, sind genauso kühl vorgetragen wie die Holmes-Abenteuer spannend sind. Der enorme Erfolg dieser Detektivgeschichten erlaubte es Conan Doyle, 1891 seine medizinische Praxis aufzugeben und sich dem Schreiben zu widmen. Sein Schaffen war breit gefächert: Theaterstücke, Verse, Memoiren, Artikel über Sport, Kurzgeschichten, historische Romane und schließlich Schauerromane und Schriften über Spiritualismus. Sein erfolgreichstes Werk blieb jedoch Holmes, sehr zu seiner späteren Frustration.

Arthur Conan Doyle

Während der Schriftsteller und Arzt Sir Arthur Conan Doyle heute bei den meisten für seinen logisch denkenden Skeptiker Sherlock Holmes bekannt ist, wissen die Horrorbegeisterten aus aller Welt, dass er mit seiner bösartigen Mumie eine der besten Geistergeschichten der englischen Literatur verfasste und erkennen in ihm einen Vorfahren der Lovecraft unterstellten Weird Fiction. Tatsächlich ist Doyle für die Mumie das, was Stoker für den Vampir ist, und seine Geschichten von spitzhackenschwingenden Serienmördern, gespenstischen Folterinstrumenten, Geistern am sonnenlosen Nordpol, verfluchten Werwölfen, gelatineartigen Monstern am Himmel über uns und verunglückten Séancen, sind genauso kühl vorgetragen wie die Holmes-Abenteuer spannend sind. Der enorme Erfolg dieser Detektivgeschichten erlaubte es Conan Doyle, 1891 seine medizinische Praxis aufzugeben und sich dem Schreiben zu widmen. Sein Schaffen war breit gefächert: Theaterstücke, Verse, Memoiren, Artikel über Sport, Kurzgeschichten, historische Romane und schließlich Schauerromane und Schriften über Spiritualismus. Sein erfolgreichstes Werk blieb jedoch Holmes, sehr zu seiner späteren Frustration.

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