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Dr. Mabuse (Superhirn des Bösen)

Dr. Mabuse ist eine vielschichtige Figur, die seit 1920 die Fantasie von Lesern und Zuschauern anregt. Er ist ein Superschurke, ein angesehener Arzt, ein Meister der Verkleidung und der Hypnose, ein Utopist und ein Wahnsinniger. Er ist der Schöpfer und das Opfer seiner eigenen Welt, die er nach seinen Plänen gestaltet oder zerstört.

Die Geburt des Dr. Mabuse

Norbert Jacques war der Schöpfer von Dr. Mabuse. Der Autor wurde 1880 in Luxemburg geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn wurde er Journalist und Weltreisender. Seine Erfahrungen führten ihn zum Schreiben von Reiseberichten und Abenteuerromanen. War Norbert Jacques ein Autor von Groschenromanen? Er selbst würde das wahrscheinlich bestreiten. Immerhin wurden seine Geschichten in respektablen Tageszeitungen veröffentlicht. Und Jacques war kaum ein Schmierfink, wenn man bedenkt, dass sogar Thomas Mann seine Fähigkeiten als Schriftsteller lobte. Trotzdem haben viele seiner Werke einen gewissen Ruf. Dies gilt insbesondere für den Roman, der Jacques berühmt machen sollte, „Dr Mabuse, der Spieler“, der zwischen dem 25. September 1921 und dem 29. Januar 1922 in der Zeitung Berliner Illustrierte Zeitung veröffentlicht wurde.

Dr Mabuse
Rudolf Klein-Rogge als Dr. Mabuse in Dr. Mabuse, der Spieler (1921)

Zu Mabuse ließ Jacques sich von einem Mitpassagier auf einer Fähre über den Bodensee inspirieren, der ihm als ein kleiner Schieber mit einer berührenden Ausstrahlung erschien. Jacques machte aus ihm einen genialen Großverbrecher, der die Gesellschaft mit seinen Verbrechen erschüttert.

Dieses erste Buch zeigt uns das Bild einer verrotteten und korrupten Weimarer Republik, die von Krieg, Inflation und moralischem Niedergang geprägt ist. Dr. Mabuse ist ein Spiegel dieser Gesellschaft, aber auch ihr Gegner. Er plant eine utopische Kolonie in Brasilien namens Eitopomar, die er mit den Früchten seiner Verbrechen aufbauen will.

Sein Widersacher ist der Staatsanwalt von Wenk, der versucht, Mabuse das Handwerk zu legen. Doch Mabuse entkommt immer wieder mit Hilfe seiner hypnotischen Fähigkeiten und seiner Verkleidungen. Er kann sich als Graf Told, als Industrieller Hull oder als Professor Jordan ausgeben und so in die High Society eindringen.

Machs lieber mit uns!

Jacques ließ sich bei seiner Figur von früheren Schurken wie Dr. Fu Manchu, Dr. Nikola, Fantômas und Svengali inspirieren. Seine Ziele mit der Figur waren neben kommerziellem Erfolg auch ein politischer Kommentar. Doch das klappte nicht.

Fritz Lang und seine damalige Frau Thea von Harbou überarbeiteten und verfilmten den Roman 1922. Jacques bemühte sich um eine Fortsetzung, wurde aber von Lang und von Harbou überzeugt, das Projekt fallen zu lassen und stattdessen mit ihnen gemeinsam an einer Fortsetzung des Films zu arbeiten, die 1933 unter Das Testament des Dr. Mabuse erschien. Jacques schrieb danach aber doch eine Romanvorlage dazu, die auf Langs Skizze basierte und verfasste auch weitere Werke, die zunächst als Dr. Mabuse-Romane gedacht waren, aus denen er die Figur dann doch entfernte. 1960 drehte Lang einen dritten Mabuse-Film: Die Tausend Augen des Dr. Mabuse, und der Erfolg führte zu einer weiteren Serie von fünf Mabuse-Filmen in den 60er Jahren.

Wer ist Doktor Mabuse?

Also, wer ist Dr. Mabuse? Ein Psychologe und verrücktes Superhirn, ein Meister der Verkleidung und der „telepathischen Hypnose“. Dr. Mabuse ist all das. Wie ähnliche Schurken begeht er seine Verbrechen selten persönlich. Vielmehr operiert er über ein Netzwerk von Agenten, die seine Pläne umsetzen. Interessanterweise reichen seine Agenten von Berufsverbrechern, die für ihn arbeiten, über Unschuldige, die durch Erpressung oder Hypnose zur Zusammenarbeit gebracht werden, bis hin zu Dummköpfen, die so erfolgreich manipuliert werden, dass sie nicht merken, dass sie genau das tun, was er für sie geplant hat.

Sein Ziel scheint es zu sein, mit dem Geld aus seinen kriminellen Aktivitäten ein eigenes Land in Südamerika zu gründen, das er nach seinen eigenen verdrehten Vorstellungen organisiert. Er stirbt am Ende des Romans, aber die geplante, aber nie umgesetzte Fortsetzung (Mabuses Kolonie) handelte von seiner neuen Gemeinschaft, die auf seinem Testament basiert. In den Filmen wird Mabuse stattdessen am Ende des ersten Films gefangen genommen und in eine Anstalt eingesperrt (was natürlich eine Fortsetzung offen lässt, an die Jacques selbst nicht gedacht hat). Er stirbt im zweiten Film, aber andere scheinen den Mantel (und den Namen) von Mabuse zu übernehmen. Sind diese Leute vom Geist Mabuses besessen?

Wie jeder Bösewicht hat auch er seine Gegenspieler. Im ersten Film ist es Polizeiinspektor von Wenk, der im zweiten Film durch Inspektor Lohmann ersetzt wird, und in den weiteren Filmen durch Inspektor Como.

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