Jim Butcher: Sturmnacht (Die dunklen Fälle des Harry Dresden 1)

Sturmnacht

Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden. Nutzen Sie meinen Namen auf eigenes Risiko für Beschwörungen. Wenn Sie es nachts mit der Angst zu tun bekommen, dann schalten Sie das Licht ein. Erst wenn Ihnen wirklich sonst niemand helfen kann, rufen Sie mich an. Das tat auch Lieutenant Karrin Murphy von der Chicagoer Polizei, als sie vor den Opfern eines bizarren Doppelmords stand. Die Tat war eindeutig durch etwas Übernatürliches verübt worden. Doch was den Fall noch viel gefährlicher machte: Das eine Opfer war der Leibwächter von »Gentleman« Johnny Marcone, dem Kopf des organisierten Verbrechens in der Stadt. Ich wollte auf keinen Fall zwischen die Fronten eines Mafiakrieges geraten. Leider blieb mir keine Wahl, und am Schluss war ich dankbar für jeden Funken Magie, der noch in mir steckte.

Harry Dresden ist zweifellos einer der besten Detektive aller Zeiten. Dass er auch noch Magier ist, mag ihm dabei helfen, tut es aber nicht. Jim Butcher hat Harry ins Leben gerufen, ohne zu ahnen, dass er damit die beste und erfolgreichste Urban-Fantasy-Serie aller Zeiten zu Papier gebracht hat. Inzwischen wurde sie zigfach kopiert, und ein Ende ist nicht in Sicht.

Hierzulande hat die Veröffentlichungspolitik dieser über alle Maßen erfolgreichen Bücher leider einen unglücklichen Weg genommen, der nun aber beendet zu sein scheint. Die ersten Bände erschienen noch bei Knaur, bevor der Verlag das Interesse verlor und Harry zu Feder & Schwert wechselte. Wäre der Verlag nicht in Konkurs gegangen, hätte er es fast geschafft, alle 17 Bände zu veröffentlichen.

Die Neuauflage bei Blanvalet

Seit dem 23. November 2022 wird die Serie nun endlich von Blanvalet neu aufgelegt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir diesmal in den Genuss des Gesamtwerks kommen werden. Die Cover sind vielleicht nicht ganz so schick wie seinerzeit die von Feder & Schwert, aber auf keinen Fall so unterirdisch, wie es bei uns fast schon Mode zu sein scheint. Den Anfang machten an diesem Tag die beiden Bände „Sturmnacht“ und „Wolfsjagd“.
Man hat also auch die alten Titel stehen lassen, was nicht immer der Fall ist.

Die Dresden-Files von Jim Butcher sind eine perfekte Mischung aus hartgesottenem Krimi und Urban Fantasy.
Als einziger „beratender Zauberer“ der Welt muss sich Harry Dresden mit einer Vielzahl von Wesen – darunter Geister, Vampire, Werwölfe und andere Monster – auseinandersetzen und Fälle für menschliche und nichtmenschliche Klienten sowie für die Sonderermittlungseinheit der Polizei von Chicago übernehmen.
Gegenüber dem Strand Magazine, dem Magazin, das durch die Veröffentlichung zahlreicher Sherlock-Holmes-Geschichten Legendenstatus erlangte, sagte der Autor:

„Mir wurde klar, dass Zauberer und Privatdetektive genau das Gleiche tun. Sie spielen dieselbe Rolle und haben nur unterschiedliche Hüte auf. Ob sie nun in die kriminelle Unterwelt Chicagos oder in die buchstäbliche Unterwelt wie im Herrn der Ringe eintauchen, beide sind Menschen, die sich an dunkle Orte begeben und eine Bedrohung darstellen, nicht unbedingt wegen dem, was sie alles zu tun vermögen, sondern hauptsächlich wegen dem, was sie wissen. Als mir klar wurde, dass Zauberer und Privatdetektive auf demselben Konzept beruhen, wurde es ganz einfach.“

Mittlerweile gibt es viele dieser Dresden-Klone, ob es sich nun um Kevin Hearnes Eisernen Druiden oder Ben Aaronovitchs Peter Grant handelt, aber Harry Dresden ist für die Urban Fantasy das, was der Herr der Ringe für die High Fantasy ist.

Sturmnacht

Sturmnacht beginnt mit einem ganz normalen Tag, an dem die potenzielle Kundin Monica Sells bei Harry vorbeischaut. Sie macht sich Sorgen um ihren Mann Victor und befürchtet, dass er sich zu sehr in die Welt der Magie verstrickt hat und möchte, dass Harry herausfindet, was mit ihm los ist.

Zur gleichen Zeit bittet die Polizistin Karrin Murphy von der Chicagoer Polizei Harry Dresden um Hilfe bei der Aufklärung eines Mordes. Das tut sie regelmäßig, wenn es um Fälle geht, die mit dem Übernatürlichen zu tun haben könnten. Harry arbeitet als Berater für die Polizei von Chicago und wird für seine Arbeit bezahlt.

Als Harry die Fälle untersucht, wird ihm klar, dass sie miteinander zusammenhängen und er sie unter einen Hut bringen muss, aber er muss auch Murphy bei Laune halten, ohne ihr alles zu erzählen, während er versucht, beide Fälle zu lösen. Ein abtrünniger Zauberer und ein Dämon müssen bekämpft werden. Harry will Murphy nicht mit hineinziehen, um sie nicht in Gefahr zu bringen.

Im Laufe des Buches lernen wir Charaktere kennen, die nicht nur in dieser Geschichte eine Rolle spielen, sondern auch im weiteren Verlauf der Serie. Wir erfahren, wie Harry und Karrin Murphy miteinander umgehen und wie sie zusammenarbeiten. Wie es sich für einen ersten Band gehört, werden wir in dieser Geschichte in gewisser Weise mit Murphy bekannt gemacht.

Wir lernen den Gangsterboss und gelegentlichen Gentleman Johnny Marcone kennen, und wie er in diese Geschichte verstrickt ist. Marcone spielt in der gesamten Serie eine Rolle und Harry muss sich immer wieder mit ihm und seiner Bande auseinandersetzen.

Wir erhalten auch bereits Hinweise auf den Weißen Rat der Zauberer und lernen dessen Wächter Donald Morgan kennen, der Dresden gerne auf frischer Tat ertappen würde. Harry wird wegen seiner Vergangenheit, die auch in die Geschichte einfließt, an die kurze Leine genommen. Morgan soll dafür sorgen, dass Harry sich an die Regeln und die strengen Gesetze hält, was ihm nicht leicht fällt. Morgan würde nichts lieber tun, als Harry dabei zu erwischen, wie er gegen eines der Gesetze der Magie verstößt, um ihn vor den Weißen Rat zu bringen und hinrichten zu lassen.

Auch Susan Rodriguez hat in dieser Geschichte ihren ersten Auftritt. Sie ist Reporterin bei der Zeitung Arcane, die über übernatürliche und magische Dinge berichtet. Susan betrachtet Harry als ihre wichtigste Kontaktperson und nervt ihn ständig mit den neuesten Gerüchten. Susans Geschichte beginnt hier, und ihre und Harrys Beziehung entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einer beruflichen zu einer freundschaftlichen und schließlich zu einer Liebesbeziehung. Am Ende hat Susan einen großen Einfluss auf die gesamte Serie und auch auf Harry.

In einem Kellerlabor haust Harrys Assistent Bob, ein alter, kluger Geist, der in einem Totenschädel gefangen ist und diesen nur mit Harrys Erlaubnis verlassen kann. Bob hilft Harry beim Zaubern und Brauen von Zaubertränken und bringt ihm neue magische Techniken bei. Natürlich versucht er jede Gelegenheit zu nutzen, den Schädel zu verlassen, und von Zeit zu Zeit lässt ihn Harry für 24 Stunden heraus. Die Beziehung zwischen Harry und Bob ist unterhaltsam und entwickelt sich im Laufe der Serie weiter.

Wir lernen auch Mac und seine Taverne McAnally’s kennen, die ein lokaler Treffpunkt für Harry und andere aus dem magischen Reich ist. Mac ist der starke, stille Typ, der einen neutralen Ort bietet, an dem sich alle treffen können. Er ist ein Teil von Harry und hilft ihm oft, wenn er in Schwierigkeiten steckt.

Eines der magischen Geschöpfe, denen wir in dieser Geschichte begegnen, ist eine Tautropfenfee namens Toot Toot. Er ist manchmal Harrys Helfer und erledigt Aufgaben für ihn, wenn er dafür eine Pizza bekommt. Er taucht immer mal wieder in der Serie auf und hier sehen wir ihn zum ersten Mal.

Eine groß angelegte Serie wie die Dresden-Files braucht eine kluge Einführung, und die bekommen wir hier. Trotzdem wird die Geschichte der Sturmnacht abgeschlossen und aufgelöst, so dass auch diejenigen, die nicht weiter in diese fantastische Welt eintauchen wollen, nicht frustriert sein werden. Alle sehen hier die Protagonisten, die im weiteren Verlauf eine wichtige Rolle spielen. Wir lernen Harrys magisches System kennen und erfahren etwas über seine Vorgeschichte, seinen Mentor und seine Familie, die später in der Serie ebenfalls eine Rolle spielen wird.

Allen, die dranbleiben, kann ich versprechen, dass sie ein Höllenritt erwartet, der seinesgleichen sucht.

Das geht hier nicht.