Als ich heute nach Hause kam, war ich erschöpfter als sonst. An jenem Morgen verließ ich meine Wohnung mit erhobenem Kopf, die Brust stolz herausgestreckt und den Rücken gerade. Doch der Tag war lang, und die Stunden fielen eine nach der anderen wie schwere Steine auf mich herab. So kehrte ich schließlich mit gesenktem Kopf, krummem Rücken und schlurfenden Schritten zurück.
Kaum öffnete ich die Tür, sah ich den düsteren Schwellenbereich meines Flurs, der nur von der Lichtquelle aus dem Treppenhaus beleuchtet wurde. Man konnte die Konturen meiner Mäntel erkennen, die leblos an der Garderobe hingen. Rechts daneben waren die Wände des Flurs in einem fahlen, aschgrauen Farbton gehalten, der sich in ein dunkles Loch verlor.
Sobald ich durch die Haustür eintrat, spürte ich eine bedrückende Schwere, als wäre ich an einem verbotenen Ort und meine Anwesenheit unerwünscht.
Ich öffnete meinen Mantel, zog ihn aus und hängte ihn schnell mit ausgestrecktem Arm an die Garderobe.
Meine Schuhe ließ ich an der Tür stehen und betrat den Flur. Mit eingeschaltetem Licht waren die Wände weiß; sie standen eng beieinander und ließen gerade genug Platz für eine Person. Der Flur erstreckte sich in große Tiefe, und die Decke war so hoch, dass mir schwindelig wurde.
Während ich ging, dachte ich nur daran, mich etwas auszuruhen, einen kalten Whisky zu trinken, mich in meinen Sessel zu setzen und etwas im Fernseher anzuschauen. Das war fast schon eine tägliche Routine; Oft schlief ich wegen der Müdigkeit und des Alkohols im Sessel ein und mit dem Whiskeyglas in der Hand. Nicht selten glitt es mir aus den Fingern, fiel zu Boden und zerbrach.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich eine niedrige Tür aus dunklem Holz, über der sich ein leerer Spalt bis zur hohen Decke zog.
Ich öffnete die Tür, schaltete das Licht ein und trat ein. Mein Wohnzimmer war ein kleiner, quadratischer Raum; es gab nur einen Fernseher, einen Sessel und rechts davon eine Hausbar. Aber diesmal war etwas anders: Mein Sessel, der normalerweise fest vor dem Fernseher stand, war nicht an seinem Platz, sondern schwebte schwerelos etwa drei Meter über seinem üblichen Standort.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Mein Verstand konnte nicht begreifen, was da vor sich ging. War das, was ich sah, real? Ich schloss die Augen, und als ich wieder hinsah, hing der Sessel noch immer in der Luft.
Angst überkam mich. War das nur die Erschöpfung, oder geschah hier etwas anderes? Schnell schaute ich nach der Whiskeyflasche, um zu sehen, ob auch sie durch den Raum schwebte, aber glücklicherweise stand sie an ihrem gewohnten Platz. Mit zitternden Händen und schnellem Atem nahm ich ein Glas, trank und fühlte den Schnaps meine Kehle hinunterlaufen: Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Magen aus. Nach einer Weile beruhigte ich mich, doch der Sessel war immer noch da, schwebend und den Gesetzen der Realität trotzend. Begann ich verrückt zu werden? Ich wusste es nicht.
Ich machte eine Runde durch das kleine Wohnzimmer und betrachtete den Sessel aus verschiedenen Winkeln; Er war hellbraun, fast rötlich, etwas abgenutzt, und an den Seiten zeigten sich leichte Flecken vom Whisky. Der Sessel schwebte nicht senkrecht zum Boden, sondern war leicht geneigt. An einem Punkt stellte ich mich auf die Zehenspitzen und streckte meinen Arm aus; Mit Mühe gelang es mir, mit den Fingerspitzen das Leder des Sessels zu berühren. Als ich ihn anfasste, bewegte er sich leicht in der Luft; Doch kurz darauf kehrte er in seine vorherige Position zurück.
Fassungslos schenkte ich mir ein weiteres Glas ein. Plötzlich überkam mich Müdigkeit. Ich beschloss, das Geschehen auf den nächsten Tag zu verschieben und schlafen zu gehen.
Frustriert verließ ich das Zimmer, da ich mich nicht ausruhen konnte. Als ich die Tür schloss, bemerkte ich, dass man von der vorstehenden Lücke zwischen Tür und Decke den oberen Rand des Sessels sehen konnte; Es schien, als würde er mich herausfordernd anblicken, und ich fühlte, wie er sich über mich lustig machte. Wütend drehte ich ihm den Rücken zu und ging zu meinem Schlafzimmer.
Ich erreichte die Tür des Schlafzimmers; Sie war groß, reichte bis zur Decke und war aus massivem Holz gefertigt. Sie wirkte wie ein großes Tor. Es war immer ein großer Kraftaufwand, Sie zu öffnen, doch an diesem Abend wurde es durch den Alkohol und die Erschöpfung noch schwieriger.
Ich lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür und drückte kräftig, bis sie plötzlich nachgab und mich mit einem Ruck in den Raum warf.
Ich richtete mich auf, und als ich mich umdrehte, um das Licht einzuschalten, bemerkte ich, dass das Zimmer bereits schwach beleuchtet war. Langsam drehte ich mich um und blickte hinein; Als ich die Lichtquelle sah, sprang ich instinktiv entsetzt zurück. Das Bett war mit hunderten kleiner Flammen bedeckt, die den gesamten Matratzenbereich einnahmen und miteinander tanzten. Es sah aus, als hätten kleine Teufel beschlossen, ein infernales Fest auf meinem Bett zu feiern.
Ich rannte ins Badezimmer, füllte ein Glas mit Wasser, eilte zurück und goss es über die Flammen. Das Wasser lief hindurch, hinterließ nur einen nassen Fleck auf der Matratze, aber die Flammen erloschen nicht.
Ich war außer Atem; es schien, als wären die Gesetze der Physik an diesem Tag außer Kraft gesetzt worden.
Ich sah genauer hin und stellte fest, dass sich das Feuer nicht über das Bett hinaus ausbreitete; Es verbrannte die Matratze nicht einmal. Es schien einfach nur auf ihr zu ruhen, ohne Rauch oder Geräusche zu verursachen.
Zitternd streckte ich meine Handfläche in Richtung der Flammen aus. Als ich näherkam, sprang eine Flamme auf mich zu. Ich spürte einen intensiven Hitzestoß und stieß einen stummen Schrei aus. Schnell zog ich die Hand zurück; zum Glück hatte ich keine Brandwunde, doch das Brennen auf meiner Haut hielt an. Die Flammen tanzten weiterhin unbeeindruckt vor sich hin, als ob nichts geschehen wäre.
Ich konnte dieses Schauspiel nicht länger ertragen und verließ das Zimmer.
Erschöpft lehnte ich mich mit meinem Rücken gegen die Wand des Flurs und ließ mich langsam zu Boden gleiten.
Verlor ich den Verstand? War es der Alkohol, die Müdigkeit? Ich konnte nicht mehr klar denken, konnte mich kaum bewegen. Ich hatte keine Kraft mehr, weder zum Weinen noch zum Schreien.
Ich wollte nur noch ausruhen.
Ich blieb am Boden sitzen, hockte mich zusammen und zog die Beine an meinen Körper.
Plötzlich begann der Boden unter mir sich aufzulösen, und ehe ich mich versah, stürzte ich in einen schwarzen Abgrund. Über mir verwandelte sich der schwach beleuchtete Flur in einen kleinen Punkt, der schnell in die Ferne rückte. Die Dunkelheit verschlang mich völlig; es gab weder Wind noch Geräusche, nur mich, die Finsternis und die Leere, die kein Ende zu nehmen schienen.
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