
In manchen Genres neigen Leser dazu, den sogenannten „Hollywood-Pitch“ anzuwenden, bei dem ein Werk mit anderen berühmten Werken verglichen wird, die sich in gewisser Weise ähneln. Bei Mark Lawrence und dem Auftakt seiner dritten Trilogie mit dem Titel „Buch der Ahnen“ treffen wir auf die mittlerweile sehr bekannten Zutaten der Akademie, in der hier junge Nonnen unter anderem zu mörderischen Assassininnen ausgebildet werden und einer brutalen Winterwelt, die sich seit Martins „Lied von Eis und Feuer“ etabliert hat.
Die Handlung ist fast schon akademisch, denn die Geschichte von Nona ist weniger eine Richtungsgeschichte als vielmehr eine Geschichte im Stil von Rip Van Winkle von A nach B, in der sich die „Handlung“ nur wenig bewegt, während sie und die anderen Figuren mit sorgfältiger und langsamer Handwerkskunst geformt werden und wachsen. Ich würde es eher als eine von den Charakteren gesteuerte Erzählung bezeichnen, denn als eine von der Handlung. Es beginnt mit einem ausgezeichneten Aufhänger im ersten Absatz des Prologs (der einen Kampf zwischen 1 und Hunderten einleitet) und dem ersten richtigen Kapitel, in dem wir Nona am Ende ihrer Kräfte treffen. Lawrence versteht es meisterhaft, durch subtile Einschübe bewusster Gedanken, durch winzige Details wie Schmerzen und Juckreiz und durch Hell-Dunkel-Kontraste Spannung aufzubauen und eine Atmosphäre zu schaffen. Vor allem aber versteht er es, ein großes emotionales Drama zu erzeugen, indem er über Dutzende von Seiten hinweg Dutzende von wichtigen Puzzleteilen aneinanderreiht.




