Interview mit Wilfried A. Hary

Phantastikon: Hallo, Wilfried, schön, dass Du Zeit für uns hast. Verrätst Du uns, bei welchem Geniestreich wir Dich grad unterbrechen?

Wilfried A. Hary: Ich arbeite an Band 4 der neuen Serie SKULL. Arbeitstitel: „Ein Fluch kommt selten allein“.

Phantastikon: Deine Vita ist beeindruckend. Blutjung angefangen, e-book erfunden, Serien gestartet…hattest Du immer schon soviel Power?

Wilfried A. Hary: Das täuscht. In Wahrheit bin ich das, was man einen faulen Hund nennt. Der Trick dabei: Ich mache nur, was mir Spaß macht. Dann klappt es auch. Aber nur dann eben. *lacht*

Phantastikon: Was sagst Du als alter Hase über die aktuelle SF-Horror-Show?

Wilfried A. Hary: Ich finde es grundsätzlich gut, wenn die Leute Neues probieren. Auch dann, wenn es mir nicht gefällt. Denn nur, wenn ständig Neues probiert wird, entsteht nun einmal auch wirklich gutes Neues am Ende.

Daher: Weitermachen mit Neuem und endlich aufhören mit Wiederkäuen!

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Bruno Schulz

Phantastikon Journal

Bruno Schulz drückt die Sache so aus: Das Unwirkliche ist das, was man untereinander nicht teilen kann. Was auch immer aus dieser Gemeinsamkeit herausfällt, das fällt aus dem Kreis menschlicher Angelegenheiten, geht über die Grenzen des menschlichen Theaters, über die Grenzen der Literatur hinaus.

Das Problem mit Bruno Schulz ist: jeder weiß, dass er ein Genie ist, jeder spricht über seinen enormen Einfluss, kommt es aber hart auf hart, bleiben diese Aussagen auf Banalitäten beschränkt, als wäre das Maß dichterischer Größe abhängig von einer Gemeinschaft populärer Entscheidungen. Auf der anderen Seite ist das auch nicht sonderlich überraschend.

Selbstporträt von ca. 1933, Bleistift, Kohle, Papier; 11,4 × 9,6 Adam-Mickiewicz-Literaturmuseum in Warschau

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Das Scheitern der Furcht

Die Protagonisten sind weder angehende Hollywood-Größen noch durch Gymnastik gestählte Körper, die im Film in unterschiedlichen Phasen der Nacktheit gezeigt werden: es sind alltägliche Leute, die den Hauptteil des Films in Parkas rumlaufen. Das Dokumentarfilm-Motiv ist mittlerweile selbst zu einem Klischee verkommen, aber wir sehen noch immer die gleichen jungen Stahlkörper, die in Scheiben geschnitten und zu Würfeln gepresst werden, auf ihrem unvermeidlichen Weg in das nächste Sequel. Nicht wirklich beängstigend. Genauso wenig wie die literarische Seite der Gleichung – selbst durch die versiertesten Händen (und ich glaube, dass wir eine kleine Renaissance des Genres erleben) – gelingt es kaum, mich zu verunsichern.

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Die „Seltsame Geschichte“

Wir hören in letzter Zeit viel über die steigende Popularität der Weird Fiction. (Anm. Ich behalte hier die Originalbezeichnung bei, weil der Begriff in seiner eigentlichen Bedeutung nicht ins Deutsche übertragen werden kann, ohne fälschlich behandelt zu werden. Die häufigen und gebräuchlichen Übersetzungsfehler „Literatur der Angst“, „Unheimliche Literatur“ usw. führen hierbei nur in eine Sackgasse.)

Wie viel oder wie wenig dieses neue Aufkommen mit der New Weird-Bewegung von vor einigen Jahren zu tun hat, überlasse ich den Diskussionen der Gelehrten. Über kurz oder lang kann man sagen, dass uns alle paar Jahre ein neues Konzept als das neue große Ding der Horrorliteratur präsentiert wird, und im Moment ist es ein Stamm unheimlicher Erzählungen, die ihre Inspiration hauptsächlich (wenn auch nicht immer offensichtlich) von Lovecraft, aber auch von Chambers, Howard, Ligotti und so weiter beziehen. Sie wird mit anderen Genres kombiniert, verdünnt und in verschiedenen Formen verzerrt, aber am Ende des Tages, im Hier und Jetzt, ist die „Weird Fiction“ König.

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Der Blutstein / Karl Edward Wagner

Der zweite Roman um Kane ist für viele auch der beste. Wir begegnen Kane hier voll und ganz mit seiner Schurken-Rolle beschäftigt. Er selbst ist der Schlüssel zur Wiedererweckung einer gigantischen außerirdischen kristallinen Intelligenz, die bis in die Morgendämmerung der Menschheit zurückreicht (dem Blutstein). Was macht er damit? Im Grunde das Gleiche wie in jedem Roman: er will die Welt erobern.

Die erste Hälfte des Buches beschreibt, wie Kane versucht, den Blutstein an sich zu bringen, der in der Mitte eines von echsenhaften Kreaturen verseuchten Sumpfes, in der niedergegangenen Stadt Arellarti versteckt liegt. Die Protagonistin der zweiten Hälfte des Buches ist mehr oder weniger Teres, Tochter des Herrschers einer jener Stadtstaaten der südlichen Länder, die Kane zu manipulieren versucht. Teres ist eine Krieger-Prinzessin mit der scharfen Intelligenz eines Grauen Mauser, der Kampfkraft einer Jirel of Joiry, und dem sexuellen Hunger einer Belit (aus Conan).

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Jorge Luis Borges

Phantastikon Journal
Jorge Luis Borges
Borges

Die Bedeutung von Borges für die Literatur ist nicht zuletzt eine stilistische, denn alle Autoren, ob sie ihn anerkennen oder nicht, haben von ihm die praktische Anwendung jener stilistischen Ökonomie gelernt, die zu jener beeindruckenden Dichte führt, die dem Leser das Gefühl gibt, die endgültige Formulierung eines Gedankens vor sich zu haben, die nicht mehr verändert oder ergänzt werden kann. Im Weltkanon der spekulativen Literatur nimmt Borges den ersten Platz ein.

Der größte Autor des 20. Jahrhunderts

Wenn wir heute von der Literatur des 20. Jahrhunderts sprechen, ist es unmöglich, nicht sofort an Jorge Luis Borges zu denken, den Mann, dem seit vielen Jahrzehnten alle Schriftsteller der nachfolgenden Generationen bis heute die größten literarischen Erneuerungen verdanken.

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