Das Amulett der Mumie (Hörspiel)

Bram Stokers Original: The Jewel of Seven Stars von 1903, das dem Subgenre der Gothic Fiction angehört, genauer: dem Gothic Horror, einer Vermischung der Schauergeschichte mit der Romantik, und vom Bastei Verlag 1981 unter dem Titel Die sieben Finger des Todes verlegt wurde, erschien sechs Jahre nach Veröffentlichung seines heutigen Bestsellerromans Dracula. Wenn auch den Kennern und Liebhabern der Phantastik bekannt, zählt der Roman hierzulande doch zu seinen weniger bekannten Werken. Schon zu seiner Zeit reagierte die englische Leserschaft eher verhalten. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Original unzähligen Verfilmungen als Vorlage oder Inspirationsquelle diente und bis heute noch dient. Bekannteste Adaptionen sind: Seth Holts Blood from the Mummy’s Tomb / Das Grab der blutigen Mumie (1971), Mike Newells The Awakening / Das Erwachen der Sphinx (1980) und Jeffrey Obrows Bram Stoker’s Legend of the Mummy (1997).

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Das Phantom der Oper (Hörspiel)

Phantom der Oper

Seit 1986 immer wieder aufgeführt, fällt einem eher der Name Andrew Lloyd Webber ein, als jener des tatsächlichen Urhebers. Der da hieß: Gaston Louis Alfred Leroux. Der ein französischer Schriftsteller und Journalist war, der seinen Roman Le fantôme de l’opéra 1910 schrieb. Der große Durchbruch dieses Werkes ist jedoch nicht allein Webber zu verdanken, der es gemeinsam mit Richard Stilgoe im Her Majesty’s Theatre in London zum ersten Mal auf die Bühne brachte, sondern auch Rupert Julian, der es schon 1925 über die Leinwand laufen ließ. Weitere Verfilmungen folgten bis heute. Veröffentlicht wurde das Das Phantom der Oper zum ersten Mal in Fortsetzungen in der Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910. Zudem existieren 4 Bühnenfassungen des Stücks.

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Die Phantome des Franz Hellens

Phantastikon Journal

Von Franz Hellens ist heute kaum noch mehr als dieses traurige Gemälde zu finden, das Modigliani gemalt hat, der als Künstler bekannter ist als sein Modell. 1881 in Brüssel geboren, und für den Dienst an der Waffe für untauglich befunden, ließ er den ersten Weltkrieg in Nizza vorbeiziehen, wo er auch Modigliani begegnete, und seiner zukünftigen Frau Maria Marcovna. In einem späteren Buch voller Aufsätze und Erinnerungen mit dem Titel Geheime Dokumente, erzählt Hellens, wie Modiglini das Portrait in ein paar wenigen Stunden aufs Papier geschleudert hatte, während, unterbrochen von gelegentlichen Spaziergängen an der frischen Luft, drei Liter Wein durch seine Kehle rannen. Hellens und Maria waren von dem Portrait nicht begeistert. Er beschreibt seinen Eindruck in einer seiner besten Geschichten, Der Hellseher:

„… es war lebendig, lebhaft; ‚es sprach‘, wie manche Kenner sagen würden. Aber es hatte wirklich keine Ähnlichkeit.
Es muss gesagt werden, dass der Maler nicht für einen einzigen Augenblick daran dachte, dem Gesicht, das er vor sich hatte, zu schmeicheln. Es war seltsam in die Länge gezogen; das Oval des Gesichts derart zu strecken hebt ohne Zweifel eine charaktervolle Schlankheit hervor, einen Charakter aber, der nicht dem meinen entspricht. Außerdem hatte er die Schultern völlig weggelassen, so dass das wenige, das auf dem Portrait vom Körper zu sehen ist, noch weiter zum Fehlen des Volumens beiträgt, wie es nicht von dem, der ihm saß, stammen konnte. Letztlich sind die wenigen Falten, die damals bereits mein Gesicht zierten, übertrieben dargestellt worden. Das Portrait atmet eine geistige und körperliche Erschöpfung, gerechtfertigt durch das schwierige Leben, das ich bis dahin gelebt hatte. Trotz allem war ich am meisten von diesem jugendlichen, sogar kindlichen Ausdruck beeindruckt, genauso unverhältnismäßig und paradox wie der Rest, der sich aus der absichtlichen Fragilität der Konstruktion ergibt. Da war auch noch etwas anderes, das ich allerdings nicht erklären konnte.“

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Untot unter der Erde

Lebendig begraben zu werden muss per se grauenvoll sein. Um sich das vorstellen zu können, genügt den wirklich Phantasievollen unter uns eine geschlossene Liege im Solarium. Oder die Röhre im Krankenhaus. Augen zukneifen, Atem anhalten, jedes weltliche Geräusch ignorieren, die Arme eng an den Körper pressen, die Beine steif machen. Fest daran glauben, dass man allein ist. In einer Kiste liegt. Irgendwo unten. Dass die Luft eigenartig riecht, nach der man schnappt. Das das irgendwann nicht mehr geht. Dass man da nie wieder rauskommt.

So geht das. Ansatzweise. Vielleicht.

Detailliert in ihrem ganzen Grauen kommt die Szene natürlich nicht rüber. Tatsächlich muss das auch nicht sein. Zu wissen, dass es passieren könnte, reicht aus, um ein definitiver Angstmacher zu sein. Es ist bei weitem nicht so wahrscheinlich, wie einem zu begegnen, der schlitzt, sägt, beißt, brennt, auseinanderreißt, zerstückelt, verbrüht, seziert, verdammt, verflucht oder sonst was Übles im Sinn hat. Aber es ist im Bereich des realistisch denkbaren Horrors, der nach uns packt. Schwarze Klauen in absoluter Finsternis. Man sieht sie nicht, man spürt sie nur. Es wird heiß. Und dann entsetzlich kalt.

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Teatro Oscura

Der für PHANTASTIKON ausgewählte Auszug fiel zum Teil der Zusammenführung beider Texte zum Opfer, da die dort geschilderte Begegnung aus zwei verschiedenen Perspektiven dargestellt wurde. Er erscheint daher an dieser Stelle exklusiv.

Als Erich Stern in den Ruinen eines norditalienischen Klosters das Tagebuch seines Landsmannes Ernst Heinrichs findet, ahnt er nicht, dass dieses Entdeckung sein Leben verändern wird. Vor der surrealen Kulisse Venedigs durchlebt er Heinrichs bizarre Abenteuer und macht bald Entdeckungen, die ihn zum unfreiwilligen Protagonisten im TEATRO OSCURA machen.

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Interview mit Faye Hell

Phantastikon: Hallo, Faye, Danke vorweg für Deine Zeit. Und für ein Buch, das jetzt vorläufig ins gute Regal kommt, damit es griffbereit bleibt. Durchgelesen in einem optimalen Zug, durchgeatmet in mehreren verdammt tiefen Zügen. Ganz normale Reaktion auf „Keine Menschenseele“ ?

Faye Hell: Hallo Karin, es ist mir eine Freude, mit dir in dieser dunklen Stunde über mutwillig Unerfreuliches, also meine literarischen Visionen, sprechen zu dürfen.

Ein vertrauter Freund will mir immer weismachen, die Daseinsberechtigung eines Buches wäre einzig und allein dessen guter Unterhaltungswert. Ich denke nicht, dass mein Roman gut unterhält, eher fordert er böse heraus. Inhaltlich, formal, emotional. Nicht jeder will sich dieser Herausforderung stellen, diejenigen, die es tun, die müssen schon das eine oder andere Mal durchatmen. Bevor sie das Geschriebene verdauen können, bevor sie weiterlesen wollen. Mein liebstes Zitat hierzu stammt aus einer Bücherbörse, dort hat jemand mein Buch verkauft, weil es ihm selbst zu düster und zu hoffnungslos wäre.

Gut so. Ich will nicht unterhalten, ich will auch keine Hoffnungen machen, auf ein schönes Ende, auf ein leichtes Leben. Meine Worte sollen wehtun. Ein klein wenig, mit Gefühl. Sie sollen an dir nagen, während du liest, und sich festbeißen, wenn du das Buch zur Seite legst. In dein gutes Regal. Griffbereit.

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