Die blaue Stunde / Paula Hawkins

Seit ihrem Durchbruch 2015 mit „The Girl on the Train“ hat sich Paula Hawkins als meisterhafte Erzählerin psychologischer Spannungsromane etabliert. „Die blaue Stunde“ bleibt dieser Linie treu und bietet eine Geschichte, die sich langsam entfaltet, dabei aber zunehmend an Intensität gewinnt. Es ist kein klassischer Krimi oder Thriller, sondern vielmehr ein atmosphärisch dichter Roman, der einer kunstvoll geknüpften Intrige gleicht: Man weiß, dass man irgendwann das Zentrum erreichen wird, doch was einen dort erwartet, bleibt lange ungewiss.

Die Inspiration für den Schauplatz des Romans kam Paula Hawkins während eines Urlaubs, als sie wegen einer Verletzung ans Bett gefesselt war. Sie sah eine Insel und begann darüber nachzudenken, welche Geschichten sich dort abspielen könnten. Ihre Liebe zur Kunst spielte ebenfalls eine große Rolle bei der Entwicklung der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander.

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Das Rätsel um Mozarts Requiem

Seltsame Begebenheiten
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 29: Das Rätsel um Mozarts Requiem
byMEP

Wenige Geschichten in den Annalen der Musikgeschichte sind so von Geheimnissen und Intrigen umwoben wie die Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem.

Wenige Geschichten in den Annalen der Musikgeschichte sind so von Geheimnissen und Intrigen umwoben wie die Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem. Das in den letzten Monaten von Mozarts Leben komponierte Werk ist nicht nur ein Meisterwerk, sondern auch ein ergreifendes Symbol für sein vorzeitiges Ableben. Die Umstände seiner Entstehung – geprägt von Geheimniskrämerei, Misstrauen und schließlich Tragödie – haben das Requiem als ein Werk von unvergleichlicher Schönheit und mythischer Anziehungskraft unsterblich gemacht.

Das Jahr 1791 war für Wolfgang Amadeus Mozart wie eine dunkle Dämmerung, in der sich das Licht des Lebens mit flüsternder Dringlichkeit verabschiedete. Wien pulsierte im Glanz seiner Vergnügungen, doch hinter den verschlossenen Fenstern seines Hauses kämpfte Mozart gegen unsichtbare Lasten – Krankheit, Schulden und die unausweichliche Vorahnung des Todes. In dieser Phase der Verzweiflung trat eine Gestalt in sein Leben, die ebenso fremd wie unheimlich war und die ohnehin brüchige Grenze zwischen Wirklichkeit und Mysterium völlig auflöste.

CIRCA 1989: William James Grant (1829-1866)

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Malet / Tardi – Die Brücke im Nebel

Comics

Die Brücke im Nebel ist einer der Romane, in denen Léo Malet als sein Alter Ego Nestor Burma am meisten von sich selbst und seiner Jugend verarbeitete. Von seinen Erinnerungen an anarchistische Milieus getrieben, begibt sich der Detektiv zusammen mit einer jungen, schönen Zigeunerin auf die Suche nach dem Mörder eines seit langem bekannten Trödlers. Es handelt sich um einen der düstersten Romane Malets, in dem die Nostalgie nie zu kurz kommt.

Den Schauplatz an der Tolbiac-Brücke wiederzufinden, ist angesichts der Veränderungen, die das dreizehnte Arrondissement seit dem Bau der Bibliothèque François Mitterrand in den 1990er Jahren erfahren hat, eine Herausforderung. Es ist quasi ein neues Viertel am Ufer der Seine, das heute Universitäten, Wohnungen und Geschäfte beherbergt.

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Léo Malet / Tardi – 120, Rue de la Gare

Comics

„120, Rue de la Gare“ ist ein Roman von Léo Malet aus dem Jahr 1943. Hier stellt uns der Autor seine Figur Nestor Burma vor, die aus dem Wunsch entstand, einen hartgesottenen Detektiv nach amerikanischem Vorbild mit einem Hauch englischer Detektivgeschichten zu schaffen. Malet hatte nämlich unter dem englischen Pseudonym Frank Harding mit amerikanischen Figuren und Schauplätzen in den USA zu schreiben begonnen, bevor er auf die Idee kam, einen französischen Roman zu schreiben, der in Frankreich spielt und in dem französische Figuren auftreten.

120 Rue de la Gare

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Swamp Thing (Der Champion des Grün)

Comics

Das Swamp Thing ist eine Comicfigur, die von Len Wein und dem Künstler Bernie Wrightson erfunden wurde. “The Swamp Thing” erschien erstmals in “House of Secrets #92” (Juni-Juli 1971), ursprünglich als einzelne Horrorgeschichte gedacht. Zu diesem Zeitpunkt war die Figur bereits mehrfach überarbeitet worden, bis sie sich für einen eigenen Auftritt eignete. “Swamp Thing Vol. 1/1” erblickte im November 1972 das Licht der Welt. Die größte und endgültige Veränderung fand jedoch statt, als Alan Moore die Serie von 1983 bis 1987 übernahm. Für Moore war es das erste amerikanische Projekt und das erste für DC.

Für viele ist Swamp Thing aus dieser Zeit neben „The Dark Knight Returns“ und „Watchmen“ eines der besten und kreativsten Werke der Comic-Geschichte. Alan Moores Run übertraf alle Erwartungen und hat sich bis heute einen festen Platz unter den Klassikern verdient.

Das Ende des Comic-Codes

Als unbekannter Autor erhielt Moore ein Thema, das bereits ein Auslaufmodell war und eingestellt werden sollte. Niemand interessierte sich mehr dafür, also schaute auch niemand genauer hin. Moore nutzte die Gelegenheit und brachte neben einer moralischen Grauzone auch Mystik und Sexualität in die Serie ein. Damit war die Serie eine der ersten, die den Comic-Code aufgab und den Weg für die dunkleren, kantigeren Comics der 80er und 90er Jahre ebnete. Swamp Thing bewies eindrucksvoll, dass auch literarisch anspruchsvolle Comics nicht zwangsläufig zu Umsatzeinbußen führen müssen.

Swamp Thing von Len Wein und Kelley Jones
Swamp Thing von Len Wein und Kelley Jones

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Spirou (Der Page im roten Kostüm)

Comics
Spirou (c) Dupuis
Spirou (c) Dupuis

Die Figur des Spirou wurde erstmals 1938 von dem Künstler François Robert Velter (besser bekannt unter seinem Pseudonym „Rob-Vel“) gezeichnet. In dem phantasievollen ersten Comic läuft Spirou buchstäblich vom Blatt, als er auf eine Stellenanzeige als Page antwortet. (Im Laufe der Zeit wechselte Spirou den Beruf und wurde Reporter, aber seine kultige rote Pagenuniform legte er nie ab.) Velters Comics über Spirou und sein Eichhörnchen Pips konzentrierten sich im Allgemeinen auf alberne Gags und verzichteten auf ernsthafte Dramen. Sie erwiesen sich als recht populär, und der Verlag Dupuis bekundete Interesse, die Comics herauszugeben. Für die damalige Zeit ungewöhnlich, verkaufte Velter die Rechte an den Figuren, so dass seither andere Geschichten für Spirou schreiben und zeichnen konnten – und es auch taten! Bis heute haben sich mehr als 20 Autoren und Künstler daran versucht. Am bekanntesten sind André Franquin (der den Comic von 1947 bis 1969 führte) und das Team Philippe ‚Tome‘ Vandevelde und Jean-Richard.

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