Ice Cream Man: Eiscreme, Wahnsinn und Verderben

Comics

„Ice Cream Man” ist eine laufende Horror-Anthologie-Reihe, die seit 2018 bei Image Comics erscheint. Geschrieben wird die Serie von W. Maxwell Prince, für die Zeichnungen ist Martín Morazzo verantwortlich und Chris O’Halloran ist für die Kolorierung zuständig.

Im Zentrum steht eine auf den ersten Blick harmlos wirkende Figur: ein fröhlicher Eisverkäufer namens Rick – der titelgebende „Ice Cream Man”. Doch Rick ist weit mehr als ein gewöhnlicher Verkäufer süßer Leckereien. Er ist ein übernatürliches Wesen, das wie ein Trickster, Dämon oder gar Gott agiert. In jeder Ausgabe begegnet er anderen Menschen in verschiedenen Kleinstädten Amerikas und bringt Chaos, Tod, Wahnsinn und metaphysischen Horror mit sich.

Image Comics

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Constantine und seine Derivate

Phantastikon Journal

Während das DC-Universum seit jeher eine Vielzahl dunkler und dämonischer Wesenheiten beherbergt, sehen die Helden, die mit dem Kampf gegen diese Monstrositäten betraut sind, eher unscheinbar aus. Das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein, wenn es um DCs ersten magischen Antihelden geht, denn John Constantine wäre die unscheinbarste Figur, wenn sein eigenes Aussehen nicht so ikonisch geworden wäre. Aber auch der Hellblazer selbst hat im Laufe der Jahre eine Menge Konkurrenz bekommen, darunter einige Magierkollegen, die eigens dafür geschaffen wurden, ihn zu ersetzen.

Swamp Thing #27
Swamp Thing 37, (c) DC

Obwohl John Constantine seit seinem Debüt in Swamp Thing #37 von 1985 (von Alan Moore und Rick Veitch) eine Ikone der DC Comics ist, war er nicht immer ein Teil des DC-Universums. Bei seinen ersten Auftritten war Constantine derjenige, der Swamp Thing mit ominösen Hinweisen auf verschiedene Bedrohungen versorgte, die überall auf der Welt auftauchten. Schließlich stellte sich heraus, dass all dies Teil von Constantines Versuch war, seine Mithelden auf die Ereignisse der damals drohenden Crisis on Infinite Earths vorzubereiten. Nach dem Crossover, das das Multiversum veränderte, verließ Constantine die Seiten von DC Comics und wechselte zum kantigeren Vertigo-Imprint des Verlags. Diese Entwicklung hatte unter anderem zur Folge, dass der Hellblazer den DC-Comics-Autoren der damaligen Zeit einfach nicht zur Verfügung stand, wenn sie einen Trenchcoat-tragenden englischen Magier für ihre Geschichten brauchten, so dass sie gezwungen waren, eine eigene Figur zu erfinden, um diese Lücke zu füllen.

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Comics und Philosophie

Comics

Comics offenbaren tiefe Wahrheiten über die menschliche Natur. Durch sie ist einiges über Metaphysik zu lernen und selbstverständlich über Ethik. Eine Sache, die Comics also können, ist, anschauliche Gedankenexperimente aufzustellen. Einige Gedankenexperimente aus philosophischen Texten klingen bereits so, als wären sie direkt aus Comics entsprungen. Rene Descartes stellt sich vor, dass seine Wahrnehmungen von einem bösen Genie kontrolliert werden – eine Prämisse, die auch in der Miracleman-Serie von Alan Moore auftaucht! Donald Davidson stellt sich eine Kreatur namens Swampman vor, die ein Cousin von Moores Swamp Thing sein könnte. (Moores Swamp Thing wird aus einem gewöhnlichen Mann namens Alec Holland erschaffen, als Kräfte eine ungewollte Verwandlung an seinem Körper vornehmen, während Davidsons Swampman eine exakte Kopie von Davidson selbst ist, der entsteht, als ein Blitzschlag die Moleküle eines toten Baumes neu anordnet).

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Black Hammer: Vergessene Helden

Comics

Dass Black Hammer in fast jeder Rezension mit Alan Moores Watchmen verglichen wird, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Liest man den Comic, wird auch schnell klar, warum das so ist. Und doch ist es falsch. Black Hammer hat mit Watchmen nicht viel zu tun, auch wenn hier ebenfalls auf einer Metaebene die Geschichte der Superheldencomics kommentiert wird. Vergleiche sind in diesem Medium oft unerlässlich und nicht zuletzt eine Last, die zu Missverständnissen führen kann. Aber Black Hammer kann tatsächlich neben Watchmen im Regal stehen.

Vergessene Helden
(c) Splitter

Jeff Lemire liebt seine Superheldencomics, und wer weiß, wie Black Hammer ausgesehen hätte, wenn es 2008 erschienen wäre, als er die ersten Skizzen dafür anfertigte. Es ist eben ein Unterschied, ob man sich in der Superhelden-Timeline befindet oder ob man einen Kommentar zum Genre schreibt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Metaebene jemals eine größere Rolle gespielt hat als heute, wo Referenzen das Salz in der Suppe sind. Man kann keine neuen Geschichten erzählen, heißt es. Aber was sich immer ändern wird, ist die Art, wie wir sie erzählen. Ja, es wird immer eine Heldenreise geben, und wir haben auch schon die letzte Intrige aufgedeckt, aber die Tatsache, dass überhaupt eine Geschichte erzählt wird, ist ein Zeichen dafür, dass wir ohne Geschichten nicht überleben können.

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Das Lied der Krähen / Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen

Heist Fantasy ist relativ selten. Und wenn man es mit ihr zu tun bekommt, dann fällt einem als erstes Locke Lamora ein, die kongeniale Diebesschöpfung von Scott Lynch. Aber auch Artemis Fowl gehört dazu.

Tatsächlich kann „Das Lied der Krähen“ die lange Wartezeit auf den nächsten Teil des Gentlemen-Ganoven überbrücken, der wahrscheinlich nie erscheinen wird. Und bei aller Ähnlichkeit: Leigh Bardugo hat keineswegs abgeschrieben. Angesprochen auf die Ähnlichkeit mit Locke Lamora gab sie an, Scott Lynch erst nach der Fertigstellung ihrer „Crows“ gelesen zu haben. Das ist möglich, und wir wollen ihr glauben, vor allem, weil ihr Erfolg gar nicht davon abhing. Den hatte sie bereits mit ihrer „Grisha-Trilogie“, und in dieser Welt sind auch die beiden bisher erschienenen „Krähen-Bücher“ angesiedelt. Auch ist Kaz Bregger ein weniger sympathischer Zeitgenosse als Locke. Mehr noch als zu Lynch führen die Spuren wohl zu Ocean‘s Eleven, wobei es bei Bardugo „nur“ sechs sind, die sich für eine unmögliche Aufgabe zusammenschließen. Laut eigener Aussage kam ihr die Idee zu ihrem Roman, als sie in Los Angeles eine Plakatwand sah, die für den Film „Monuments Men“ warb. George Clooney war darauf zu sehen, aber Bardugo erinnerte sich sofort an Ocean’s Eleven und hatte von da an nur noch ihre Fantasy-Heist-Story im Kopf.

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The Penguin (HBO)

Immer wieder wurde versucht, Film- und Fernsehproduktionen mit Bezug zu Gotham City ohne Batman zu gestalten – ob nun Pennyworth, Birds of Prey oder Joker. Nun gesellt sich mit The Penguin eine weitere Serie hinzu. Die achtteilige HBO-Produktion spielt etwa eine Woche nach den Ereignissen aus Matt Reeves‘ The Batman, in dem der Riddler kurz davorstand, eine Schreckensherrschaft zu errichten.

Die Serie konzentriert sich auf Oswald „Oz“ Cobblepot, gespielt von Colin Farrell, und zeigt seinen Aufstieg in der kriminellen Unterwelt von Gotham nach dem Tod von Carmine Falcone. Ohne die Präsenz von Batman bietet sie eine tiefgründige Charakterstudie sowie eine realistische Darstellung von Machtkämpfen und moralischer Ambiguität.

Colin Farrell spielt Oswald „Oz“ Cobb mit einem der überzeugendsten Make-ups der Film- und Fernsehgeschichte. Er verwandelt sich so gründlich in einen glatzköpfigen, vernarbten, goldzahnigen und klumpfüßigen Kriminellen, dass der schneidige Schauspieler völlig in seiner Rolle verschwindet. Mit seinem New Yorker Akzent und seinem nach außen hin respektvollen Auftreten, das seine tödliche Gerissenheit verbirgt, ist Oz ein mittelmäßiger Gangster. Er lässt sich nicht gefallen, dass man auf ihn herabblickt, und nutzt die niedrige Meinung anderer über ihn zu seinem Vorteil.

Colin Farell als Oz; HBO Max
Colin Farell als Oz; (c) HBO Max

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