The Crow (Liebe, die zu Wut wurde)

Stell dir vor, du bist verliebt, und es ist diese alles verzehrende Liebe, die dich völlig durchdringt. Stell dir die Freiheit vor, die damit einhergeht, dass es jemanden gibt, der dich vollständig kennt, und die damit verbundene erstaunliche Offenbarung, dass dein Gegenüber dich für all die Dinge liebt, die dich ausmachen.

Nun stell dir vor, dass diese Liebe im Nu gewaltsam von dir genommen wurde. Du hast von einem Augenblick auf den nächsten alles verloren. Was würdest du tun? Würdest du verzweifeln? Drogen und Selbstzerstörung über dich stülpen? Jeden, den du triffst, deinen Hass spüren lassen? Oder würdest du etwas anderes machen? Dich etwa in Kunst ausdrücken?

The Crow
Bild von ARIELAkris

Sein Name ist James, und ihr Name war Bethany. 1978 wurde sie von einem Fahrzeug erfasst und getötet. Laut dem Archiv einer James O’Barr / The Crow-Fanseite war „Beth allein auf einem Bürgersteig in Detroit unterwegs, als ein betrunkener Fahrer in einem Lieferwagen sie erfasste und sie durch mehrere Vorgärten schleifte.“ Dieses Ereignis prägte James O’Barr so gewaltig, dass das Ergebnis Comicgeschichte geschrieben hat und bei all jenen auf Widerhall stieß, die ein Exemplar des Comics The Crow von 1989 besitzen oder den gleichnamigen Film von 1994 sahen oder, wenn alles gut läuft, dem Neustart des Films in naher Zukunft entgegenfiebern. Über all die Jahre hat es fünf Filme über The Crow gegeben, und lange schon kursieren Gerüchte über einen weiteren. Das Projekt, das jetzt von Regisseur Corin Hardy (Hallow) geleitet wird, sichtete für die Rolle der zentralen Figur Eric Draven bereits eine Menge möglicher Darsteller.

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Dr. Mabuse (Superhirn des Bösen)

Dr. Mabuse ist eine vielschichtige Figur, die seit 1920 die Fantasie von Lesern und Zuschauern anregt. Er ist ein Superschurke, ein angesehener Arzt, ein Meister der Verkleidung und der Hypnose, ein Utopist und ein Wahnsinniger. Er ist der Schöpfer und das Opfer seiner eigenen Welt, die er nach seinen Plänen gestaltet oder zerstört.

Die Geburt des Dr. Mabuse

Norbert Jacques war der Schöpfer von Dr. Mabuse. Der Autor wurde 1880 in Luxemburg geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn wurde er Journalist und Weltreisender. Seine Erfahrungen führten ihn zum Schreiben von Reiseberichten und Abenteuerromanen. War Norbert Jacques ein Autor von Groschenromanen? Er selbst würde das wahrscheinlich bestreiten. Immerhin wurden seine Geschichten in respektablen Tageszeitungen veröffentlicht. Und Jacques war kaum ein Schmierfink, wenn man bedenkt, dass sogar Thomas Mann seine Fähigkeiten als Schriftsteller lobte. Trotzdem haben viele seiner Werke einen gewissen Ruf. Dies gilt insbesondere für den Roman, der Jacques berühmt machen sollte, „Dr Mabuse, der Spieler“, der zwischen dem 25. September 1921 und dem 29. Januar 1922 in der Zeitung Berliner Illustrierte Zeitung veröffentlicht wurde.

Dr Mabuse
Rudolf Klein-Rogge als Dr. Mabuse in Dr. Mabuse, der Spieler (1921)
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Soylent Green: Menschenfleisch

Das Hauptnahrungsmittel der zukünftigen Normalbevölkerung ist eine Mogelpackung. Darauf steht Plankton, darin ist Menschenfleisch.

Soylent
(c) id-iom

So läuft das in in Soylent Green, und damit wäre Wesentliches gesagt für diejenigen, die diesen wahrlich betagten Film nicht kennen und auch nicht gedenken, ihn sich anzuschauen. Die Aufklärung erfolgt (natürlich) zum Schluss. Bis dahin wird, wenn man sich denn auf das Abenteuer einlässt, geguckt, gefiebert, mitgelitten. Mit gewürgt. Vielleicht. Denn was da auf den Tisch kommt…gleichwohl, so soll das auch sein. Immer noch.

Es gibt etliche Filme, die so wahnsinnig gut verblüffend enden, dass man sich ärgert, sie schon gesehen zu haben. Wäre doch großartig, man würde in The Sixth Sense den kleinen Cole zum ersten Mal „Ich sehe tote Menschen“ flüstern hören. Ohne zu wissen, warum Bruce Willis die ganze Zeit so verdammt einsam ist. Norman Bates könnte sich in Psycho noch einmal die Perücke aufsetzen, und wir würden vor Schreck Colaflasche und Popcorn fallen lassen wie unsere Mütter, Väter, Großeltern. Sie im Petticoat, er mit Haartolle, schwer verliebt und völlig erstarrt. Stellen wir uns mal so vor.

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Patrick Bateman: American Psycho

Da mordet jemand recht munter, sehr wohl böse und unverfroren, und während man zuschaut, denkt man sich, dass das nun wirklich grundsätzlich kein Popcorn-Kino ist. Trotzdem knistert es in der Tüte. Weil es zum Entertainment gehört. Vielleicht friert man dabei ein bisschen. Ein bisschen mehr vielleicht. American Psycho verlangt diesen gewissen frostigen Schauer im Kopf. Es bleibt eine ganze Weile kalt.

Verdammt kalt. Und das ist auch das brutal Gescheite an dem genialen Horror-Yuppie-Streifen aus dem Jahr 2000, gedreht von Mary Harron, die erfreulicherweise auf Christian Bale in der Rolle des chic durchgeknallten Wallstreet-Killers in den 1980ern setzte und nicht auf die gleichsam Gehandelten Leonardio Di Caprio oder Edward Norton: Beide phantastisch, aber anders.

Anders als Bale-Bateman, der den legendären Meisterpsychopathen Norman Bates, der in ihm die wirren Gedanken zu sortieren versucht, zum Paten hat. Die Namensgebung kommt nicht von ungefähr, den Blick des irren Beaus teilen sie, und vielleicht hätte sogar Hitchcock sein persönliches Interesse gehabt am zwanghaft wilden Töten, dessen Sinn sich zwar elegant verschlüsselt, aber denn doch auf die simpelst durchdachte Art ergibt:

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Wahr und böse: „Sawney“ Bean

Die wahre Geschichte ist noch irrsinniger, böser und länger als die erfundene. Die erfundene und gleichsam irrsinnige und böse Geschichte wird in Filmen erzählt: Wrong Turn handelt von Verrückten im finsteren Dickicht. Im Tunnel der lebenden Leichen verfallen Verschüttete dem Wahnsinn. Eine geisteskranke Sippe tobt sich in The Hills Have Eyes aus. Gemeinsamkeit: Allesamt sehen zum Totfürchten aus, schlachten vorbeikommende Leute ab und fressen sie auf.

So weit, so gut zu den Filmen. Vorerst wird das Augenmerk auf die wahre Geschichte gerichtet, die dahinter steckt. Die ist derart abgrundtief schaurig, dass man es trotz zutiefst dunkler Neigung schon wohltuender fände, wenn Alexander „Sawney“ Bean und seine verfressene Brut vielleicht doch nur eine Legende mit dem klassischen Wahrheitskern für den kleinen Nervenkitzel wären.

Sawney Bean

Mehr als nur ansatzweise wird das alles schon richtig sein, man hört und sieht ja viel. Zumal „Sawney“ im englischen Volksbuch, Klatschpresse des 18. Jahrhunderts, als einer der echten Kriminellen auftaucht, der zur Zeit der Hungersnot in Schottland gelebt haben soll. Fälle von Kannibalismus sind da belegt.
Es mag natürlich mit Skepsis vernommen werden, dass eine ganze Familie 1000 Menschen auf diese Weise geschafft hat, wenn auch in immerhin fünfundzwanzig Jahren. Ins unnötige Straucheln bringt es uns nicht.

Wie es denn geschrieben steht, trieb der Bean-Clan im 15. Jahrhundert in abgeschiedener Ecke irgendwo in der Nähe von Galloway County ( South Ayrshire) sein Unwesen. „Sawney“, seine Frau, die „Schwarze Agnes Douglas“, nebst insgesamt 46 Kindern und Enkeln hausten in einer Höhle, betrieben Inzest in grotesker Vollendung und überfielen, beraubten und ermordeten Durchreisende. Die Getöteten schleppten sie in ihre unterirdische Behausung, beinten sie aus, bereiteten ihre Mahlzeiten zu, legten Reste in Salz und Essig ein oder räucherten Leichen als Vorräte.

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Psycho: Wie, wer, was, warum?

Alfred Hitchcock hat gemacht, was war und Psycho ist. Da nickt und schwärmt und schaudert sich gern zum wievielten ungezählten Mal der Cineast.

Robert Bloch ebenfalls. Auch (ein) Psycho. Ein literarischer.

Der Mitte der 1950er in vertraut dunklen Leserkreisen schon populäre Bloch (heute berühmt als einer der Besten) war es, der zuerst nach dem Schlachtermesser griff. Nur auf dem Papier, er war ja prinzipiell normal soweit. Das war recht bald, nachdem Ed Gein aus Plainfield in Wisconsin als (echter!) Serienmörder mit dem etwas anderen Faible für die Anatomie Ruhm der ganz besonders scheußlichen Art zuteil wurde. Gein grinste ständig, hockte auf einem mit Fleisch gepolstertem Stuhl und löffelte seine Suppe aus der oberen Hälfte eines Schädels. Ansonsten war er von unauffälligem Gemüt, ein etwas einfältiger Junggeselle von 51 Jahren, der allein auf einer abgelegen Farm lebte, wo er sich seine stumme Gesellschaft aus menschlicher Haut bastelte. Weiblicher.

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Das Gelächter des Teufels

Wenn es den Teufel wirklich gibt, dann lauert er weder in dunklen Ecken, noch lauert er den Unvorsichtigen auf, noch heckt er unvorstellbar böse Pläne aus. Wenn es den Teufel wirklich gibt, dann lacht er. Er bietet ein pikantes Geheimnis an und wartet nicht darauf, ob Sie in Versuchung geraten, sondern will wissen wie sehr. Er will sehen, ob dies die eine Versuchung ist, die sich schließlich als unwiderstehlich erweist. Was auch immer nötig ist, damit Sie der Versuchung nachgeben, was auch immer den Wendepunkt markiert – das ist der Teufel.

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Dario Argentos Suspiria

Über 40 Jahre alt glauben viele Cineasten, dass das Original ein heiliges Kunstwerk ist, dem man nicht das Wasser reichen kann. Die satten Farben, die höhlenartigen Sets, der haarsträubende Soundtrack und der erschreckende Ton des Films machen ihn zum Zentrum eines wahrhaftigen Kults. Für mich ist SUSPIRIA ohnehin einer der besten Filme aller Zeiten.

Suspiria
©Gloria

Drehbuchautor und Regisseur Dario Argento hat, um es gelinde auszudrücken, eine ungewöhnlich entsetzliche Lebenseinstellung, und die kraftvollsten Momente seines Films lassen einen über eine Operation am offenen Herzen nachdenken.

Erstens ist der visuelle Charakter des Films unglaublich. Die lebendigen Farben sind weit entfernt von den üblichen dunklen und düsteren Szenen, die wir aus vielen Horrorfilmen gewohnt sind. Jedes Set ist üppig und hell ausgeleuchtet, aber die verwendeten Farben sind meist beunruhigende Schattierungen der Grundfarben – tiefe Rottöne, dunkles Gelb und sattes Blau.

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Das Phantom der Oper (Titania Medien)

Phantom Oper

Seit 1986 immer wieder aufgeführt, fällt einem eher der Name Andrew Lloyd Webber ein, als jener des tatsächlichen Urhebers. Der da hieß: Gaston Louis Alfred Leroux. Der ein französischer Schriftsteller und Journalist war, der seinen Roman Le fantôme de l’opéra 1910 schrieb. Der große Durchbruch dieses Werkes ist jedoch nicht allein Webber zu verdanken, der es gemeinsam mit Richard Stilgoe im Her Majesty’s Theatre in London zum ersten Mal auf die Bühne brachte, sondern auch Rupert Julian, der es schon 1925 über die Leinwand laufen ließ. Weitere Verfilmungen folgten bis heute. Veröffentlicht wurde das Das Phantom der Oper zum ersten Mal in Fortsetzungen in der Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910. Zudem existieren 4 Bühnenfassungen des Stücks.

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Guy de Maupassant

Guy de Maupassant

Maupassant kümmerte sich nicht um die Ansprüche des Bürgertums, um ein geordnetes Leben, das für ihn voller Fäulnis war. Er entlarvte bewusst den Schein und die Täuschung der bürgerlichen Etikette, sowohl in seiner Prosa als auch in seiner Persönlichkeit. Doch das kostete ihn auch das Leben. Er starb 1893, geistig umnachtet, im Alter von 43 Jahren. Zu Lebzeiten hatte er den zweifelhaften Ruf eines skrupellosen Frauenverführers, der jeden zu seinem Vorteil zu manipulieren wusste. War Maupassants Haltung ironisch, pessimistisch oder einfach nur schockierend?

Er wurde 1850 geboren und hatte zeitlebens eine Abneigung gegen jede moralische Etikette. 1857 standen Flaubert und Baudelaire vor Gericht, weil sie mit Büchern wie „Madame Bovary“ und „Die Blumen des Bösen“ den öffentlichen Anstand verletzt hatten. Später nahm Flaubert den jungen Maupassant unter seine Fittiche und lehrte ihn die sanfte Kunst des bürgerlichen Benehmens. Sie besuchten ein Bordell, und der junge Guy, vom Sex besessen, brauchte keine weitere Belehrung. Flaubert, der sich jeden Gedanken verbot, der ihn von der Muse ablenken könnte, versuchte, seinen Freund zurückzuhalten, aber seine endlosen Ratschläge über die mönchische Rolle des Künstlers stießen bei Maupassant auf taube Ohren.

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