Der Fluch von Pendle Hill / Oscar de Muriel

Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
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Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 104: Der Fluch von Pendle Hill / Oscar de Muriel
byMEP

Oscar de Muriel führt sein Ermittlerduo Frey & McGray im zweiten Fall noch tiefer in die Grauzonen zwischen Rationalität und Aberglauben. „Der Fluch von Pendle Hill“ ist zugleich viktorianischer Polizeithriller, Folk-Horror und Milieustudie über Medizin, Macht und Mythen – temporeich erzählt, atmosphärisch dicht und mit spürbarer Lust am Schauerroman, aus dem sich der Kriminalroman ja dann auch herausschälte.

Oscar de Muriel führt sein Ermittlerduo Frey & McGray im zweiten Fall noch tiefer in die Grauzonen zwischen Rationalität und Aberglauben. „Der Fluch von Pendle Hill“ ist zugleich viktorianischer Polizeithriller, Folk-Horror und Milieustudie über Medizin, Macht und Mythen – temporeich erzählt, atmosphärisch dicht und mit spürbarer Lust am Schauerroman, aus dem sich der Kriminalroman ja dann auch herausschälte.

Neujahr 1889: In der Irrenanstalt von Edinburgh gelingt einem Patienten die Flucht, eine Krankenschwester stirbt – und die sture, scharfzüngige Lokallegende „Nine-Nails“ McGray sowie der nüchterne Londoner Exilant Ian Frey nehmen die Verfolgung auf. Der Fall ist von Anfang an von Gerüchten über Okkultes umflort; die Spur führt schließlich über verschneite Landstriche hinweg in den Schatten von Pendle Hill, dem sagenumwobenen Schauplatz der Lancashire-Witchcraft-Prozesse.

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Dracula Lee

So viele kamen nach ihm. Sie waren schön und grausam, hässlich und traurig, unerbittlich und zerstörend, sanft und voller Sehnsucht. Sie alle waren gierig darauf, uns in ihre Visionen, ihren Bann, ihre alptraumhafte Unwiderstehlichkeit zu ziehen. Manchen gelang es mit Bravour. Manche vergaßen wir, weil der Morgen die launige Nacht einfach verschluckte. Egal. Es folgten, folgen andere. Blutsauger im Roman, im Film…im Kopf…die Palette ist gewaltig. Und trotzdem: Der erste, wahre, große Vampir, Quell einer Furcht, die unsere Phantasie bis in die fantastischsten Sphären hinein nährte, war er: Christopher Dracula Lee.

Der große, der eine Vampir hat ihn Lee weltberühmt gemacht. Unvergesslich ist dieses erste Bild von ihm. Wir warteten auf ihn mit der Gewissheit, dass die Sonne vorerst nicht aufgehen würde. Dass er uns Furcht einjagen würde. Dass es vernünftiger wäre, ihn nicht in unsere Gedanken zu lassen. Aber wir warteten. Wir, die schreiben würden, ahnten noch nicht, dass er uns diktieren könnte, wie so viele Schatten der Angst es in all den Jahren taten.

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Hier spricht Edgar Wallace

Phantastikon Journal

Edgar Wallace-Filme waren echte Leinwandmagneten. Dafür standen die Leute in den 1960er Jahren vor den Kinokassen Schlange. Dann wurden sie zu Straßenfegern. Ein Phänomen älterer Fernsehgeschichte. Die Wallace-Krimis trommelten in den 1970er Jahren mit ihren reißerischen Titeln wie Der schwarze Abt, Der Bucklige von Soho oder Der Mönch mit der Peitsche landesweit ganze Familien und Nachbarschaften vor den Bildschirm. Einmalig war das. Los geht es (meistens!) mit einem Mord.

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Willkommen auf Musgrave Hall

Während Nationen weltweit gute Literatur zu schätzen wissen und sie in allen Erscheinungsformen konsumieren, gibt es in unseren Breitengraden leider noch immer eine erstaunliche Unkenntnis und Ignoranz gegenüber einem Medium, das weltweit einzigartig ist. Und es sind die Leser selbst, die sich immer etwas wegzuducken scheinen, wenn es um den Heftroman geht, so als würden sie akzeptieren, dass man ihre Leidenschaft als etwas minderwertig betrachtet wird. Und nicht nur das, selbst Autoren versuchen einer völlig veralteten Ansicht über Realitäten Rechnung zu tragen, in dem sie den Unglauben herausstellen oder der Unmöglichkeit des Plots Rechnung tragen. Das führt zu einer Verzerrung, die als „typisch deutsch“ betrachtet werden kann, so als wisse man um sein Laster und hoffe auf das Verständnis für diese angebliche Schwäche. Das ist die einfachste Art, die Herkunft des Textes zu erkennen. Internationale Autoren hingegen interessieren sich nicht für eine wie auch immer geartete deutsche Apologetik, die bei Lesern und Autoren gleichermaßen mitschwingt – sie schreiben, als wäre das, was sie erzählen, das normalste auf der Welt. Weiß man um diesen Aspekt, erkennt man leicht, warum gerade durch dieses merkwürdige Verhalten und Understatement die Prophezeiung eines „minderwertigen Mediums“ dann eben doch erfüllt wird. Man bleibt unter sich und von Selbstbewusstsein ist in den meisten Fällen nichts zu merken. Man muss allerdings auch anmerken, dass der Großteil dieser Heftchen tatsächlich unterirdisch geschrieben wurden – was freilich an der schieren Masse liegt -, aber es hat sich im Laufe der Jahrzehnte herausgestellt, dass viele der Autoren, die sich diesem Bereich widmen, vielen „Taschenbuchautoren“ überlegen sind, denn beides ist richtig: Autoren sind heute in vielen Bereichen besser als noch vor Jahren, während gerade gesellschaftlich anerkannte Unterhaltungsschriftsteller, die Bücher schreiben, merklich an Qualität verloren haben oder einfach nur langweilen.

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Edgar Allan Poe ein Mörder?

Phantastikon Journal
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Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 100: Edgar Allan Poe ein Mörder?
byMEP

Edgar Allan Poe gilt als literarisches Genie und als einer der Väter der amerikanischen Literatur. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass er der Erfinder der Detektivgeschichte war. Zweifellos war Poe ein brillanter Geist, ein Schriftsteller, der wie kein anderer in der Lage war, verblüffende und raffinierte Plots zu entwerfen. Auf der Grundlage seines eigenen katastrophalen Lebens zeigte er die dunkelsten und kompliziertesten Aspekte der menschlichen Seele, die bei den Lesern, die mutig genug waren, sich auf seine Geschichten einzulassen, Gefühle der Angst, der Beklemmung und des Unbehagens hervorriefen.

Nah dran am wahren Mord

Edgar Allan Poe gilt als literarisches Genie und als einer der Väter der amerikanischen Literatur. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass er der Erfinder der Detektivgeschichte war. Zweifellos war Poe ein brillanter Geist, ein Schriftsteller, der wie kein anderer in der Lage war, verblüffende und raffinierte Plots zu entwerfen. Auf der Grundlage seines eigenen katastrophalen Lebens zeigte er die dunkelsten und kompliziertesten Aspekte der menschlichen Seele, die bei den Lesern, die mutig genug waren, sich auf seine Geschichten einzulassen, Gefühle der Angst, der Beklemmung und des Unbehagens hervorriefen.

Viele Leser wissen wahrscheinlich nicht, dass einige von Poes Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen. Da ist zum Beispiel „Das verräterische Herz“. Diese Geschichte ist inspiriert von dem Mord, der am 6. April 1830 an dem 82-jährigen Kapitän Joseph White, einem reichen pensionierten Schiffskapitän und Kaufmann in Salem, Massachusetts, verübt wurde.

Eine Illustration von 1853 für „The Mystery of Marie Rogêt“ von einem unbekannten Zeichner.

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Bela Dracula

Er war eine spektakulär gekleidete Leiche. Elegant, aber denkwürdig. Sollte so sein. Vielleicht regnete es ausnahmsweise in Kalifornien am 16. August 1956, und die aufgespannten Regenschirme waren solidarisch schwarz und glänzten wie sein Umhang. Wie der Lack seines Sarges. Vermutlich erklang düstere Trauermusik. Mozarts Requiem oder Wagners Schwere hätten gepasst. So schaurig gut. Das eine Lied, sein Lied wurde erst dreiundzwanzig Jahre nach Bela-Draculas Tod geschrieben. Hätte ihm (auch) gefallen.

The bats have left the bell tower, the victims have been bled, red velvet lines the black box… (Bauhaus, 1979, Bela Lugosi’s Dead)

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