Guy de Maupassant

Phantastikon Journal
Guy de Maupassant

Maupassant kümmerte sich nicht um die Ansprüche des Bürgertums, um ein geordnetes Leben, das für ihn voller Fäulnis war. Er entlarvte bewusst den Schein und die Täuschung der bürgerlichen Etikette, sowohl in seiner Prosa als auch in seiner Persönlichkeit. Doch das kostete ihn auch das Leben. Er starb 1893, geistig umnachtet, im Alter von 43 Jahren. Zu Lebzeiten hatte er den zweifelhaften Ruf eines skrupellosen Frauenverführers, der jeden zu seinem Vorteil zu manipulieren wusste. War Maupassants Haltung ironisch, pessimistisch oder einfach nur schockierend?

Er wurde 1850 geboren und hatte zeitlebens eine Abneigung gegen jede moralische Etikette. 1857 standen Flaubert und Baudelaire vor Gericht, weil sie mit Büchern wie „Madame Bovary“ und „Die Blumen des Bösen“ den öffentlichen Anstand verletzt hatten. Später nahm Flaubert den jungen Maupassant unter seine Fittiche und lehrte ihn die sanfte Kunst des bürgerlichen Benehmens. Sie besuchten ein Bordell, und der junge Guy, vom Sex besessen, brauchte keine weitere Belehrung. Flaubert, der sich jeden Gedanken verbot, der ihn von der Muse ablenken könnte, versuchte, seinen Freund zurückzuhalten, aber seine endlosen Ratschläge über die mönchische Rolle des Künstlers stießen bei Maupassant auf taube Ohren.

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Bruno Schulz

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Bruno Schulz drückt die Sache so aus: Das Unwirkliche ist das, was man untereinander nicht teilen kann. Was auch immer aus dieser Gemeinsamkeit herausfällt, das fällt aus dem Kreis menschlicher Angelegenheiten, geht über die Grenzen des menschlichen Theaters, über die Grenzen der Literatur hinaus.

Das Problem mit Bruno Schulz ist: jeder weiß, dass er ein Genie ist, jeder spricht über seinen enormen Einfluss, kommt es aber hart auf hart, bleiben diese Aussagen auf Banalitäten beschränkt, als wäre das Maß dichterischer Größe abhängig von einer Gemeinschaft populärer Entscheidungen. Auf der anderen Seite ist das auch nicht sonderlich überraschend.

Selbstporträt von ca. 1933, Bleistift, Kohle, Papier; 11,4 × 9,6 Adam-Mickiewicz-Literaturmuseum in Warschau

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Jorge Luis Borges

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Jorge Luis Borges
Borges

Die Bedeutung von Borges für die Literatur ist nicht zuletzt eine stilistische, denn alle Autoren, ob sie ihn anerkennen oder nicht, haben von ihm die praktische Anwendung jener stilistischen Ökonomie gelernt, die zu jener beeindruckenden Dichte führt, die dem Leser das Gefühl gibt, die endgültige Formulierung eines Gedankens vor sich zu haben, die nicht mehr verändert oder ergänzt werden kann. Im Weltkanon der spekulativen Literatur nimmt Borges den ersten Platz ein.

Der größte Autor des 20. Jahrhunderts

Wenn wir heute von der Literatur des 20. Jahrhunderts sprechen, ist es unmöglich, nicht sofort an Jorge Luis Borges zu denken, den Mann, dem seit vielen Jahrzehnten alle Schriftsteller der nachfolgenden Generationen bis heute die größten literarischen Erneuerungen verdanken.

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Anna Kavans Bazooka

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Anna Kavans unverkennbarer, markanter Stil wurde von so unterschiedlichen Autoren wie Brian Aldiss, J.G. Ballard, Doris Lessing und Anais Nin bewundert.

Sie wurde als „Helen Woods“ in Cannes, Frankreich am 10 April, 1901 als Tochter wohlhabender Britischer Auswanderer geboren. Anna verbrachte ihre Kindheit in verschiedenen Europäischen Ländern, in Kalifornien und England. Sie heiratete Donald Ferguson und lebte eine geraume Zeit in Burma. Die Ehe scheiterte, aber es war dies die Zeit, in der sie mit dem Schreiben begann.

Anna Kavan heiratete noch einmal. Aufzeichnungen über diese zweite Ehe existieren nicht. Erneut lebte sie in verschiedenen Europäischen Ländern, bevor sie sich in England niederließ. Es erschienen in dieser Zeit einige Bücher von ihr, die sie unter dem Namen Helen Ferguson veröffentlichte. Zunächst waren das noch traditionelle Erzählwerke. Erst später entwickelte sie ihren einzigartigen und anspruchsvollen Stil.

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