Spuk im Stanley Hotel

Seltsame Begebenheiten
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
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Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 03: Spuk im Stanley Hotel
byMEP

Wer seinen Glauben an Geister oder übersinnliche Phänomene auf die Probe stellen will oder seinen Skeptizismus in einem tiefen Ozean versinken lassen will, der kann sich hier überdas Stanley Hotelinformieren.

Musik

Intro: Rafael Archangel

Kevin MacLeod / Walking Along
Gregor Quendel / Music Sketches
My Sins alone will wake the Dead
Rafael Archangel / Persistence

Im Herbst 1974 befanden sich Stephen King und seine Frau auf der Durchreise nach Estes Park, einer Stadt in Colorado, 80 Kilometer von Denver entfernt, ein beliebter Sommerurlaubsort und der Sitz des Rocky Mountain National Park, der am Big Thompson River liegt.

Stanley Hotel

Wegen der zunehmend verschneiten Straßen waren sie gezwungen, sich eine Unterkunft zu suchen. Das Stanley, das einst zu den großen alten Damen des Westens gehörte, hatte schwere Zeiten hinter sich und war nur noch ein Schatten der Edwardianischen Zeit, um nicht zu sagen, es war alt und heruntergekommen. Als die Kings ankamen, erfuhren sie, dass das Hotel für den Winter geschlossen war – die Saison hatte ohnehin nicht viel hergegeben – und nur noch eine Notbesatzung war übrig, die den sanften Puls des Gebäudes in Betrieb halten sollte. Zahlende Gäste konnte man jedoch unter keinen Umständen ablehnen, und schon gar nicht, wenn es sich um jemanden handelte, der die Aura einer mächtigen Zukunft ausstrahlte Das Paar wurde als einzige Gäste in der Präsidentensuite einquartiert, dem heute berühmten Zimmer 217.

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Urbane Legenden, wahre Verbrechen, und was beides verbindet

Phantastikon Journal

Hören Sie mir zu. Was ich Ihnen erzählen möchte, ist dem Freund des Cousins meines Cousins tatsächlich passiert. Das war vor Jahren, lange bevor wir das Internet oder Mobiltelefone hatten, das muss man bedenken. Und es ist in den Staaten passiert – Sie wissen ja, dass die da draußen große Häuser haben, Häuser mit großen Gärten, die weit von der Straße zurückgesetzt sind. Wie auch immer. Dieses Mädchen, sie ist sechzehn, passt auf die Kinder der Nachbarn auf. Es ist spät, die Kinder sind schon im Bett, und sie sitzt da und macht Hausaufgaben, als das Telefon klingelt – jemand ruft auf dem Festnetz an. Sie geht ran, in der Erwartung, dass ein Elternteil sich danach erkundigt, ob alles in Ordnung ist, aber alles, was sie hört, ist eine Männerstimme. Sie kennt sie nicht. Der Mann sagt: „Haben Sie schon nach den Kindern gesehen?“. Unser Mädchen legt den Hörer auf, verärgert und ein wenig erschrocken über den Scherzanruf. Sie geht zurück an ihre Arbeit. Und dann, ein paar Minuten später, ein weiterer Anruf. „Haben Sie schon nach den Kindern gesehen?“ Diesmal beschimpft sie ihn mit allen möglichen Namen, aber außer schwerem Atmen ist von ihm nichts weiter zu hören. Nach dem dritten Anruf legt sie den Hörer auf und ruft die Polizei an. Die Polizei ist skeptisch, aber zu ihrer Beruhigung erklären die Beamten ihr, dass beim nächsten Mal den Anruf zurückverfolgen werden. Unser Mädchen wartet mit einer Mischung aus Angst und Wut, gespannt darauf, ob sich der Anrufer wieder meldet. Das tut er, und nachdem das Mädchen aufgelegt hat, klingelt das Telefon erneut und die Polizei ist dran. Jetzt klingen die Beamten nicht mehr so skeptisch. „Sie können dort nicht bleiben“, sagen sie ihr. Die Anrufe kommen aus dem Inneren des Hauses, in dem Sie sich befinden“.

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Gehört das Paranormale in Krimis?

Phantastikon Journal

In der guten alten Zeit waren Krimis einfach Krimis. Sherlock Holmes, der rationalste aller Detektive, warf das Licht der Vernunft auf ein scheinbar teuflisches Phänomen wie den Hund von Baskerville und erhellte die prosaische Wahrheit mit einem abschätzigen „Elementar, mein lieber Watson“. (Ich weiß, ich weiß! Er hat es nie gesagt. Ich will damit nur ausdrücken, dass Holmes immer eine rationale Erklärung fand.) Ich kann mich nicht daran erinnern, dass irgendein Klient Nero Wolfe einen angeblichen Fluch angetragen hätte, aber wenn es einer getan hätte, wäre Wolfes Antwort zweifellos „Pfui!“ gewesen. Gespenster und Flüche blieben dem Reich des Schauerromans vorbehalten, Werwölfe und Vampire der Horrorliteratur und Elfen und Zauberer der Fantasy. Die Erben von Agatha Christie und Raymond Chandler wurden streng von den Erben Bram Stokers und Tolkiens getrennt. Heutzutage mischen viele Schriftsteller die Genres in ihren Kesseln und bringen dabei einige überraschend schmackhafte Mischungen hervor. Insbesondere Krimis und paranormale Phänomene lassen sich erstaunlich gut miteinander kombinieren, unabhängig davon, ob die übernatürlichen Elemente auf der Seite der Guten oder der Bösen oder auf beiden Seiten zu finden sind.

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Blutiges Echo / Joe R. Lansdale

Joe R. Lansdale braucht wahrscheinlich keine allzu große Einführung. Er hat eine Menge Preise gewonnen (u.a. sechsmal den Bram Stoker Award) und lieferte die Vorlage für den Kultfilmklassiker Bubba Ho-Tep. Vorliegender Roman stammt von 2007 und lautet im Original „Lost Echos“, erschien 2013 in Übersetzung bei Golkonda und 2015 – man höre und staune – im Suhrkamp-Verlag. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass ich mit der Übersetzung des Titels wieder einmal nicht einverstanden bin, und das keineswegs, weil ich eine originalgetreue Übersetzung um jeden Preis fordere. Wenn aber der Titel – eigentlich „verlorene“ oder „vergessene“ Echos – ganz präzise das wiedergibt, was im Buch geschieht, und von Verlagsseite nur auf die Knalligkeit Wert gelegt wird, erregt das meinen Unmut.

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Geistermode: Warum tragen Gespenster Kleidung?

Phantastikon Journal

„Geister erscheinen gewöhnlich in demselben Kleid, das sie zu Lebzeiten trugen, obwohl sie manchmal ganz in Weiß gehüllt sind; aber das sind vor allem die Gespenster des Kirchhofs.“ (Francis Grose, 1787)

Geister
„Wie erklären Sie sich die Kleidung der Geister – sind diese etwa ebenfalls Geister?“ (Saturday Review, 19. Juli 1856)

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Tiefe Schatten und lichter Schrecken: Auftakt zu „Echos aus dem Hades“

Die Frage, ob ich den Horror gefunden habe oder ob der Horror mich gefunden hat, ist eine sehr langlebige, und trotz vieler Überlegungen bin ich einer endgültigen Antwort nicht näher gekommen. Vielleicht gibt es keine. So oder so hat sich der Horror zweifellos schon früh und mit unauslöschlicher Macht in meine Welt eingeschlichen.

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