Fallanalyse: Die Nacht des Hexers

Mit dem Roman Die Nacht des Hexers beginnt 1973 nicht nur die literarische Karriere John Sinclairs, sondern auch die Entwicklung eines einzigartigen Erzählkosmos innerhalb der deutschen Populärkultur. Als erster Band der Reihe »Gespenster-Krimi« führt der Text den Ermittler in eine Welt ein, die gleichermaßen von Kriminalität und Okkultismus durchdrungen ist. Bereits hier werden Motive etabliert, die sich durch die gesamte Reihe ziehen: das Spiel mit dem Übernatürlichen, der Kampf gegen das personifizierte Böse, die allmähliche Verwandlung des rationalen Ermittlers in eine mythisch überhöhte Figur, denn John Sinclair ist nichts weniger als der Sohn des Lichts.

Der Roman spielt in der fiktiven englischen Stadt Middlesbury, in der sich eine Reihe unerklärlicher Todesfälle ereignet. Die Opfer weisen Spuren auf, die auf übernatürliche Einflüsse schließen lassen. John Sinclair, damals noch ein klassischer Scotland-Yard-Ermittler ohne besondere Kenntnisse des Okkulten, wird mit dem Fall betraut. Seine Ermittlungen führen ihn zu Professor Ivan Orgow, einem brillanten, aber gefährlich abgedrifteten Wissenschaftler, der sich der Nekromantie verschrieben hat. Orgow experimentiert mit der Wiedererweckung von Toten und hat mit Hilfe eines Mediums eine Armee von Zombies erschaffen, mit deren Hilfe er seine Macht festigen will. Sinclair gelingt es schließlich, Orgow zu besiegen, doch der Roman endet mit dem unheilvollen Versprechen einer zukünftigen Rückkehr des Bösen.

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Das popkulturelle Phänomen John Sinclair

Phantastikon Ikonen

Es ist gar nicht so einfach, etwas zu John Sinclair zu schreiben, vor allem, weil man gar nicht wirklich weiß, wo man beginnen soll. Zumindest war es nicht ganz so einfach wie über Larry Brent als erste Gruselserie zu schreiben. Viele Leser kennen die Serie aus unterschiedlichen Perspektiven und sie lesen sie aus unterschiedlichen Gründen, wobei es … Weiterlesen

Das Schloss der Dämonen

Als der erste Professor Zamorra am 2.7.1974 in Heftform erschien, wusste noch niemand, dass hinter dem Sammelpseudonym Robert Lamont in Wahrheit Susanne Wiemer steckte, die damit den Grundstein für eine der langlebigsten Heftserien legte, natürlich nicht, ohne dass Helmut Rellergerd, Vater von John Sinclair, sich das Format ausgedacht haben soll. Zwar wird ihm die Erfindung von Zamorra angedichtet, allerdings kann sich weder er noch der Verlag daran erinnern, dass das wirklich so gewesen ist, und so bleibt das bis heute reine Spekulation.

Susanne Wiemer, die später noch eine Handvoll anderer Zamorras schreiben sollte, zeigt hier, dass sie die Hälfte ihrer männlichen Kollegen locker an die Wand zu schreiben vermochte, nicht nur was die Qualität ihrer Sprache betrifft. Nebenbei ist Das Schloß der Dämonen auch noch ein fein komponierter Gruselroman und einer der besten Erstlinge überhaupt. Es war die gute alte Zeit der gemalten Cover; auf der anderen Seite der großen Teiches machte sich gerade ein Mann daran, zur Legende zu werden, indem er mit einem Buch über ein Mädchen mit telekinetischen Kräften debütierte: Carrie; auf der Straße dominierten Mädchen in Miniröcken, kurz: die Welt war noch in Ordnung.

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