Die Welt bei Kerzenschein (Folklore und Legenden)

Phantastikon Journal
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 78: Die Welt bei Kerzenschein
byMEP

Folklore und Legenden sind Teil eines Vermächtnisses unserer ursprünglichen Ängste, die in der Morgendämmerung der Menschheit ihren Ursprung haben, als die Welt noch vom Übernatürlichen dominiert war: Wälder, Hügel, Berge und Flüsse waren der Lebensraum von alten, unsichtbaren Dingen. Leben bedeutete, im Schatten dieser Geheimnisse zu leben. Kerzen drückten die tiefe Angst des Menschen aus, nur in einem kleinen Lichtkreis inmitten einer riesigen, dunklen Welt zu leben.

Folklore und Legenden sind Teil eines Vermächtnisses unserer ursprünglichen Ängste, die in der Morgendämmerung der Menschheit ihren Ursprung haben, als die Welt noch vom Übernatürlichen dominiert war: Wälder, Hügel, Berge und Flüsse waren der Lebensraum von alten, unsichtbaren Dingen. Leben bedeutete, im Schatten dieser Geheimnisse zu leben. Kerzen drückten die tiefe Angst des Menschen aus, nur in einem kleinen Lichtkreis inmitten einer riesigen, dunklen Welt zu leben.

Dieses Motiv ist eine Konstante in fast jedem Mythos. Hrothgar, der König der Dänen, erbaute eine große Festhalle in den wilden Mooren Dänemarks und brachte damit das Licht und das Lachen der Menschen in die dunkle Landschaft seines Reiches. Grendel, einer der drei Gegenspieler des Beowulf, zahlt es den Eindringlingen in sein Gebiet heim, indem er sich nachts in die Halle schleicht und alle Anwesenden ermordet. Die goldenen Tapeten sind abgerissen, die Lichter der Halle erloschen, und das Moor liegt wieder still und leise da.

Einer der berühmtesten Gelehrten jener Geschichten bei Kerzenschein in der Folklore war der Brite JRR Tolkien. In seinem berühmten Aufsatz „Beowulf. The Monsters and the Critics“ vertritt er das Argument, dass Beowulf, abgesehen davon, dass er ein Artefakt alter germanischer Kultur ist, noch einen weitaus größeren Wert besitzt, dass die Geschichte von einem Mann, der gegen mächtige Urkräfte kämpft, nämlich auch einen literarischen Wert hat.

Weiterlesen

Innsmouth

Phantastikon Journal
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 69: Innsmouth
byMEP

Heute geht es um eine der berühmtesten von H.P. Lovecraft geschaffenen Städte. Eine der bekanntesten abgelegenen Ecken des so genannten Lovecraftschen Landes, Schauplatz einer seiner bekanntesten Kurzgeschichten. „Der Schatten über Innsmouth“.

Da gibt es eine offizielle Geschichte, aber es gibt auch eine geheime Geschichte, die etwas davon abweicht.

Im letzten Kapitel wagen wir dann einen Spaziergang durch Innsmouth.

#innsmouth #lovecraft #horrorgeschichten

Die offizielle Geschichte

Innsmouth wurde an der Quelle des Manuxet River an der Küste von Massachusetts gegründet. Lange Zeit beherbergte die Stadt einen geschäftigen Hafen, doch im späten 20. Jahrhundert befanden sich die Stadt und der Handel im Niedergang.

Die 1643 gegründete Stadt entwickelte sich schnell von einem bescheidenen Fischerdorf zu einem bedeutenden maritimen Handelszentrum. Die Docks von Innsmouth waren überfüllt mit Schiffen aus weit entfernten Ländern. Sie luden exotische Waren und dunkelhäutige Seeleute aus unbekannten Ecken der Welt an den Kais ab. Seltsame Sprachen und Akzente waren in den überfüllten Straßen zu hören. Die Schiffe von Innsmouth befuhren ferne Meere und brachten von ihren langen Reisen Gewürze mit, die das Vermögen reicher lokaler Kaufleute begründeten.

Weiterlesen

H.P. Lovecraft: Verkünder des Erhabenen

Phantastikon Journal

Die meisten Menschen wissen, dass Grimms Märchen nicht das verwässerte Zeug sind, das uns Walt Disney gegeben hat. Sie sind viel düsterer, viel grimmiger. Wenn ich darüber nachdenke, kommen mir zwei Fragen in den Sinn: Erstens, wozu dienten die echten Geschichten? (Sie wurden von Generation zu Generation weitergegeben, und ich habe gehört, dass ihre Wurzeln so tief reichen, dass sie geradezu prähistorisch sind), und zweitens, warum wurden sie verschlimmbessert? Wir können nicht alles auf den armen Walt schieben.

Die Zensur des 19. Jahrhunderts

Der Reformimpuls des 19. Jahrhunderts hat viel Schaden angerichtet. Das ist ein großes Thema, aber im Moment konzentriere ich mich darauf, wie die Verwalter der Literatur den Geschmack kleiner Mädchen zu einem Nadelöhr machten, durch das alles passieren konnte. Der Haushalt, einst eine politische und wirtschaftliche Institution, wurde durch die industrielle Revolution und den Aufstieg des Wohlfahrtsstaates seiner Funktionen beraubt. Aber seine Befürworter interpretierten ihn neu und verwandelten ihn in den sicheren Hafen, den wir heute kennen, einen Ort der Gefühle und der Zärtlichkeit, einen Kult um Heim und Herd. Und Geschichten von Kindern, die zerstückelt und in Töpfe geworfen wurden, wollte man nicht mehr hören. (Nicht nur die Volksmärchen litten unter dem Messer, sondern auch die Bibel. Man weiß nicht, wie viele Jungen in der kirchlichen Sonntagsschule wegen der Flanellbilder verloren gingen. Mark Twain war einer davon.). Aber wenn Dinge, die einen vergessenen Zweck erfüllen, verloren gehen, kehren sie in neuer Form zurück.

Weiterlesen

Necronomicon – Das gefährlichste Buch der Welt

Phantastikon Journal
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen

Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 28: Necronomicon – Das gefährlichste Buch der Welt
byMEP

In den dunklen Winkeln alter Zivilisationen, versteckt zwischen Schriftrollen mit verbotenem Wissen, liegt ein Buch, das viele Menschen in seinen Bann gezogen hat. Es ist bekannt als das Necronomicon, das Buch der Toten. Seine Ursprünge sind geheimnisumwittert und von Geschichten unaussprechlichen Grauens umgeben. Schon die bloße Erwähnung seines Namens jagt denjenigen, die es wagen, sich in seine verbotenen Seiten zu vertiefen, Schauer über den Rücken.

Alles lag an diesem Buch, das, einmal aufgeschlagen, alles verschlang, was es zu verschlingen gab. Hatte ihn das Buch dermaßen in seinen Bann gezogen, dass er eingeschlafen war und jetzt mit den letzten Eindrücken der Zeilen in seinem eigenen Traumgebilde umherirrte?

Er hatte den alten Folianten zunächst in einem Antiquariat für seltene Bücher entdeckt und dieses wiederum nur durch einen Zufall ausfindig gemacht. Das war an einem dieser frühen Abende bei einem seiner Spaziergänge gewesen. Jetzt erinnerte er sich, wie er sich gewundert hatte, denn er kannte alle Buchläden in der Stadt, doch diesen kannte er nicht.

Inspiriert von den Werken Lovecrafts fertigt der Künstler Zorano fiktive Seiten aus dem Necronomicon an, die in seinem Shop auf Etsy gekauft werden können.
Inspiriert von den Werken Lovecrafts fertigt der Künstler Zorano fiktive Seiten aus dem Necronomicon an, die in seinem Shop auf Etsy gekauft werden können.

Weiterlesen

Yuggoth und die Mi-Go

Phantastikon Journal

Zahlreiche Texte, die dem chaotischen Universum von Lovecrafts Cthulhu-Mythos gewidmet sind, sprechen von der geheimnisvollen Welt Yuggoth, aus der die Mi-Go gekommen sein sollen, um die Erde zu kolonisieren.

Pluto

Für viele ist Yuggoth der transneptunische Himmelskörper, der als Pluto bekannt ist. Er wurde 1930 von Astronomen entdeckt, im selben Jahr zum neunten Planeten des Sonnensystems erhoben und 2006 zum Zwergplaneten im Kuipergürtel degradiert. Pluto ist je nach Umlaufbahn zwischen 2,6 und 4,7 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt.

Weiterlesen

Wolfgang Hohlbein – Die Spur des Hexers

Heute geht es um Wolfgang Hohlbein und seinen Hexer von Salem. Das war eine Roman-Serie, die von 1985 bis 1987 im Bastei-Verlag erschien, vorher aber schon im legendären Gespenster-Krimi startete, auch wenn es dort nur zu sechs Ausgaben kam. Später wurde die Serie im Taschenbuch weitergeführt und zum Schluss wurden 24 überarbeitete Bücher daraus. Hohlbein musste sich in vielen kindischen Kommentaren der Kritik aussetzen, dass er sich ordentlich bei Lovecraft bedient hat. Interessanterweise ist das genau der Sinn der Sache, aber im Gegensatz zu den Vielen, die heutzutage versuchen, wie Lovecraft zu klingen oder sogar Lovecraft zu sein, spinnt Hohlbein eine ganz eigene Variante im kosmischen Horror zusammen, die natürlich auf Unterhaltung abzielt – auf was denn sonst? Ich möchte mir an dieser Stelle die Serie eine Zeitlang anschauen und beginne mit dem Buch Die Spur des Hexers. Hohlbein hat erst 1990 den eigentlichen Beginn seiner Geschichte veröffentlicht. In diesem Prequel treffen wir Robert Craven nur am Rande an, denn er ist dort erst drei Jahre alt. Hauptakteur ist demnach dessen Vater Roderick Andara.

Weiterlesen