Arthur Conan Doyle – Spiritist und Gentleman

Phantastikon Journal
Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
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Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 99: Arthur Conan Doyle – Spiritist und Gentleman
byMEP

Während der Schriftsteller und Arzt Sir Arthur Conan Doyle heute bei den meisten für seinen logisch denkenden Skeptiker Sherlock Holmes bekannt ist, wissen die Horrorbegeisterten aus aller Welt, dass er mit seiner bösartigen Mumie eine der besten Geistergeschichten der englischen Literatur verfasste und erkennen in ihm einen Vorfahren der Lovecraft unterstellten Weird Fiction. Tatsächlich ist Doyle für die Mumie das, was Stoker für den Vampir ist, und seine Geschichten von spitzhackenschwingenden Serienmördern, gespenstischen Folterinstrumenten, Geistern am sonnenlosen Nordpol, verfluchten Werwölfen, gelatineartigen Monstern am Himmel über uns und verunglückten Séancen, sind genauso kühl vorgetragen wie die Holmes-Abenteuer spannend sind. Der enorme Erfolg dieser Detektivgeschichten erlaubte es Conan Doyle, 1891 seine medizinische Praxis aufzugeben und sich dem Schreiben zu widmen. Sein Schaffen war breit gefächert: Theaterstücke, Verse, Memoiren, Artikel über Sport, Kurzgeschichten, historische Romane und schließlich Schauerromane und Schriften über Spiritualismus. Sein erfolgreichstes Werk blieb jedoch Holmes, sehr zu seiner späteren Frustration.

Arthur Conan Doyle

Während der Schriftsteller und Arzt Sir Arthur Conan Doyle heute bei den meisten für seinen logisch denkenden Skeptiker Sherlock Holmes bekannt ist, wissen die Horrorbegeisterten aus aller Welt, dass er mit seiner bösartigen Mumie eine der besten Geistergeschichten der englischen Literatur verfasste und erkennen in ihm einen Vorfahren der Lovecraft unterstellten Weird Fiction. Tatsächlich ist Doyle für die Mumie das, was Stoker für den Vampir ist, und seine Geschichten von spitzhackenschwingenden Serienmördern, gespenstischen Folterinstrumenten, Geistern am sonnenlosen Nordpol, verfluchten Werwölfen, gelatineartigen Monstern am Himmel über uns und verunglückten Séancen, sind genauso kühl vorgetragen wie die Holmes-Abenteuer spannend sind. Der enorme Erfolg dieser Detektivgeschichten erlaubte es Conan Doyle, 1891 seine medizinische Praxis aufzugeben und sich dem Schreiben zu widmen. Sein Schaffen war breit gefächert: Theaterstücke, Verse, Memoiren, Artikel über Sport, Kurzgeschichten, historische Romane und schließlich Schauerromane und Schriften über Spiritualismus. Sein erfolgreichstes Werk blieb jedoch Holmes, sehr zu seiner späteren Frustration.

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Die Anfänge der Schauerliteratur

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Episode 68: Die Anfänge der Schauerliteratur
byMEP

Gleich zu Beginn müssen wir zunächst über eine übersetzungstechnische Definition sprechen. Schauerliteratur meint hier Gothic Fiction. Das ist – wie so oft – kein adäquater Ersatz, soll uns aber hier vorerst genügen.

Was genau ist Schauerliteratur?  Und auch hier stellen wir fest, dass es keine konkrete Definition gibt, ob wir das Genre nun Gothic nennen oder nicht. Aber es gibt einige Elemente, die Schauergeschichten tendenziell gemeinsam haben. Aber nicht alle Schauermären, ob nun als Literatur oder als Film, enthalten all diese Elemente.

#schauerliteratur #gothic #geistergeschichten

Gleich zu Beginn müssen wir zunächst über eine übersetzungstechnische Definition sprechen. Schauerliteratur meint hier Gothic Fiction. Das ist – wie so oft – kein adäquater Ersatz, soll uns aber hier vorerst genügen.

Was genau ist Schauerliteratur?  Und auch hier stellen wir fest, dass es keine konkrete Definition gibt, ob wir das Genre nun Gothic nennen oder nicht. Aber es gibt einige Elemente, die Schauergeschichten tendenziell gemeinsam haben. Aber nicht alle Schauermären, ob nun als Literatur oder als Film, enthalten all diese Elemente.

Es verhält sich etwa so wie bei dem Wort „postmodern“. Es ist ein unglaublich schwer fassbarer Begriff, der sich einer strengen Definition und Kategorisierung entzieht und oft mehrere Dinge auf einmal bedeuten kann.

In der Schauerliteratur geht es weniger darum, welche Art von Handlung, Setting oder Figuren enthalten sind, sondern mehr um das Gefühl, das davon hervorgerufen wird. Wir verbinden die Schauerliteratur mit alten Burgen und Geistern, weil dies beliebte Elemente innerhalb des Genres sind – aber Autoren wie Mary Shelley, H.P. Lovecraft und Robert Louis Stevenson schrieben Schauergeschichten, die ohne diese Elemente auskamen.

Untersuchen wir doch einfach die Tropen, die das verbinden, was wir unter Gothic Fiction verstehen.

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Streifzüge durch die Unterwelt (2): Terry Pratchett und Neil Gaiman

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Episode 65: Streifzüge durch die Unterwelt (2): Terry Pratchett und Neil Gaiman
byMEP

Willkommen zum zweiten Teil unserer Reise durch die Unterwelt.

Wir reisen heute durch die endlosen Weiten des Raumes bis zum Rand des bekannten Universums und darüber hinaus. In eine scheibenförmige Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten ruht, die selbst vom Rücken einer riesigen Schildkröte getragen werden.

#terryprachett #neilgaiman #fantasy #unterwelt #hölle

Willkommen zum zweiten Teil unserer Reise durch die Unterwelt.

Wir reisen heute durch die endlosen Weiten des Raumes bis zum Rand des bekannten Universums und darüber hinaus. In eine scheibenförmige Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten ruht, die selbst vom Rücken einer riesigen Schildkröte getragen werden.

Wir sind ein paar Jahrhunderte weiter nach vorne gesprungen, haben die klassische Literatur hinter uns gelassen und sind in die Hölle eines modernen Meister der Fantasy gekommen.

Terry Pratchett hat immer sein eigenes Ding gemacht, und die Scheibenwelt-Version der Hölle ist etwas unbeschwerter als die bisher besuchten. Sicher, im Angesicht der Strafen ist auch diese Hölle ziemlich schrecklich, die Verdammten werden gestreckt, verbrannt, genagelt und so weiter. Aber die zentrale Aussage von Pratchetts Hölle ist die, dass die meisten der verdammten Seelen, die in ihr gefangen sind, herausgefunden haben, dass sie Geister sind, die keinen Schmerz fühlen können, wenn sie es nicht wollen.

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Streifzüge durch die Unterwelt (1): Dantes Inferno und Miltons verlorenes Paradies

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Episode 64: Streifzüge durch die Unterwelt (1): Dantes Inferno und Miltons verlorenes Paradies
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Die Natur des Jenseits fasziniert und erschreckt die Menschheit seit Zehntausenden von Jahren. Was wartet nach dem Tod auf uns, vorausgesetzt, es wartet überhaupt etwas auf uns? Gibt es mehr als einen Ort, an den man gehen kann? Und was passiert, wenn man am falschen Ort landet?

#unterwelt #hölle #dante #paradies #literatur #milton

Die Natur des Jenseits fasziniert und erschreckt die Menschheit seit Zehntausenden von Jahren. Was wartet nach dem Tod auf uns, vorausgesetzt, es wartet überhaupt etwas auf uns? Gibt es mehr als einen Ort, an den man gehen kann? Und was passiert, wenn man am falschen Ort landet?

Das Land der Toten ist zu groß, als dass man es durch eine einzige Reise erkunden könnte. Also werden wir uns auf die Hölle konzentrieren: Verdammnis, Verderben, Limbus, Fegefeuer, das Inferno, nennt es, wie ihr wollt. Begleitet mich auf eine Odyssee durch einige der besten Darstellungen dieses bösen fiktiven Ortes.

Die Mythologie sagt uns, dass es viele Ziele für böse oder unglückliche Seelen gibt. Diyu, Sheol, Hades, Hetgwauge. Einige davon sind Orte der Bestrafung für die Sünden im Leben und andere sind der eigentliche Ort, wo sich die Toten einfinden müssen.

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Eine Mythologie für England: J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe

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Episode 61: Eine Mythologie für England
byMEP

Es gibt sogar unter den gebildeten Leuten (oder gerade dort) die nie versiegenden Stimmen, die raunen, Tolkien habe sich bei seinem epochemachenden Werk vom zweiten Weltkrieg inspirieren lassen; dann kam John Garth und erklärte in seiner Tolkien-Biographie der Welt, es handle sich um den ersten Weltkrieg, den Tolkien da verarbeite. Tolkien selbst waren diese Verweise schon zu Lebzeiten suspekt – und das zu recht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Analyse eines Literaturwissenschaftlers mehr über den Analytiker aussagt als über das eigentliche Werk. Das ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass man sich in Mainstream-Kreisen den Erfolg eines Fantasy-Werkes irgendwie erklären muss, um sich ihm bedenkenlos widmen zu können.

#tolkien #fantasy #mittelerde #herrderringe #england #mythologie

Es gibt sogar unter den gebildeten Leuten (oder gerade dort) die nie versiegenden Stimmen, die raunen, Tolkien habe sich bei seinem epochemachenden Werk vom zweiten Weltkrieg inspirieren lassen; dann kam John Garth und erklärte in seiner Tolkien-Biographie der Welt, es handle sich um den ersten Weltkrieg, den Tolkien da verarbeite. Tolkien selbst waren diese Verweise schon zu Lebzeiten suspekt – und das zu recht. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Analyse eines Literaturwissenschaftlers mehr über den Analytiker aussagt als über das eigentliche Werk. Das ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass man sich in Mainstream-Kreisen den Erfolg eines Fantasy-Werkes irgendwie erklären muss, um sich ihm bedenkenlos widmen zu können.

Der Herr der Ringe

Selbstverständlich war Tolkien als Autor von Ideen inspiriert, die aus unserer Welt stammen, aber das ist eine Binsenweisheit, die nirgendwohin führt.

Und damit begrüße ich euch zu einer Sendung, die natürlich zu unseren Buchbesprechungen gehört, aber da es sich um „Der Herr der Ringe“ handelt, natürlich viel mehr ist. Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, das beinahe schon zu Tode besprochene Werk Tolkiens noch einmal aufzuwärmen, aber das Phantastikon würde seinen Namen nicht verdienen, wenn es auf dieses Epochemachende Werk aus welchen Gründen auch immer verzichten würde.

In einem Brief an seinen Freund, den englischen Jesuitenpater Robert Murray beschrieb Tolkien „Der Herr der Ringe“ einmal als „ein grundlegend religiöses und katholisches Werk, zunächst unbewusst gestaltet, aber in der Überarbeitungsphase dann bewusst ausgeführt“.

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Die Augen der Heather Grace / David Pirie

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Episode 60: Die Augen der Heather Grace
byMEP

Wir sind nie in den Genuss der bemerkenswerten Krimis gekommen, die David Pirie anfangs der 2000 für die BBC produzierte. Die zweiteilige Geschichte „Murder Rooms: The Dark Beginnings of Sherlock Holmes“ wird auf der Insel zu den besten Präsentationen gezählt, die das Fernsehen auf diesem Sektor je geschaffen hat. Allerdings muss man dazusagen, dass es zu dieser Zeit die Sherlock-Serie noch nicht gab, die erst 2010 ausgestrahlt wurde.

#sherlockolmes #conandoyle #davidpirie #literatur

Wir sind nie in den Genuss der bemerkenswerten Krimis gekommen, die David Pirie anfangs der 2000 für die BBC produzierte. Die zweiteilige Geschichte „Murder Rooms: The Dark Beginnings of Sherlock Holmes“ wird auf der Insel zu den besten Präsentationen gezählt, die das Fernsehen auf diesem Sektor je geschaffen hat. Allerdings muss man dazusagen, dass es zu dieser Zeit die Sherlock-Serie noch nicht gab, die erst 2010 ausgestrahlt wurde.

Insgesamt sollte es die Serie, die an die frühen Hammer-Filme und den amerikanischen Film Noir der 1940er Jahre erinnert, auf sechs Filme bringen. Dass sie trotz des Erfolges eingestellt wurde, ist nach wie vor eines der großen Rätsel, hat aber wohl mit BBC-Interna zu tun. Sie kam viele Jahre zu früh und würde heute ganz anders behandelt werden.

Die Informationen, die Pirie für die Filme als auch für die Bücher verwendet hat, und die eine der Grundlagen für die Entwicklung der Figuren Holmes und Watson (hier Bell und Doyle) bilden, basieren zum Teil auf den Briefen und Schriften des Dr. Joseph Bell, der Doyles Lehrer und Mentor war, als der junge Autor als Medizinstudent an der Universität Edinburgh eingeschrieben war.

Dr. Joseph Bell wird die Geburtsstunde der forensischen Wissenschaft zugeschrieben, da er bei seiner Arbeit wissenschaftliche Beobachtungstechniken einsetzte und diesen Aspekt erstmals in die Verbrechensbekämpfung einbrachte.

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