Das Swamp Thing ist eine Comicfigur, die von Len Wein und dem Künstler Bernie Wrightson erfunden wurde. “The Swamp Thing” erschien erstmals in “House of Secrets #92” (Juni-Juli 1971), ursprünglich als einzelne Horrorgeschichte gedacht. Zu diesem Zeitpunkt war die Figur bereits mehrfach überarbeitet worden, bis sie sich für einen eigenen Auftritt eignete. “Swamp Thing Vol. 1/1” erblickte im November 1972 das Licht der Welt. Die größte und endgültige Veränderung fand jedoch statt, als Alan Moore die Serie von 1983 bis 1987 übernahm. Für Moore war es das erste amerikanische Projekt und das erste für DC.
Für viele ist Swamp Thing aus dieser Zeit neben „The Dark Knight Returns“ und „Watchmen“ eines der besten und kreativsten Werke der Comic-Geschichte. Alan Moores Run übertraf alle Erwartungen und hat sich bis heute einen festen Platz unter den Klassikern verdient.
Das Ende des Comic-Codes
Als unbekannter Autor erhielt Moore ein Thema, das bereits ein Auslaufmodell war und eingestellt werden sollte. Niemand interessierte sich mehr dafür, also schaute auch niemand genauer hin. Moore nutzte die Gelegenheit und brachte neben einer moralischen Grauzone auch Mystik und Sexualität in die Serie ein. Damit war die Serie eine der ersten, die den Comic-Code aufgab und den Weg für die dunkleren, kantigeren Comics der 80er und 90er Jahre ebnete. Swamp Thing bewies eindrucksvoll, dass auch literarisch anspruchsvolle Comics nicht zwangsläufig zu Umsatzeinbußen führen müssen.

Ursprünglich war das Swamp Thing ein Wissenschaftler namens Alec Holland, der in den Sümpfen nahe der Stadt Houma, Louisiana, in ein Monster verwandelt wurde, nachdem sein Labor sabotiert und seine Frau Linda getötet worden war. Wes Craven folgte dieser Handlung mit seiner mäßig erfolgreichen Verfilmung, in der es um einen modernen Prometheus geht, der Gutes tut und um seine verlorene Liebe trauert.
Moore verband jedoch den Ursprung der Figur mit der Rache der Erde (Gaia). Es wurde enthüllt, dass Swamp Thing in Wirklichkeit ein von Alec Holland unabhängiges Wesen war, ein Pflanzenelementar, das Hollands Erinnerungen bei seiner feurigen Geburt aus der Asche des Labors übernommen hatte. Moores Ideen waren so verblüffend, dass sie die Comicserie retteten. Seither wurde die Serie von einer Reihe anderer bekannter Autoren fortgesetzt (Grant Morrison, Brian K. Vaughan, Mark Millar, Scott Snyder usw.). John Constantine entstand im Swamp Thing-Kosmos unter Moores Feder und wurde in eine eigene Serie namens “Hellblazer” ausgegliedert.
Schließlich traf Swamp Thing seine langjährige Liebe Abby Arcane-Cable. Sie bekamen eine Tochter namens Tefé, benannt nach einem Fluss in Brasilien. Und John Constantine war der leibliche Vater des Kindes. Das erste Vertigo-Revival der Swamp Thing-Serie durch Brian K. Vaughan konzentrierte sich auf Tefé als Hauptfigur; die folgende Serie verlagerte den Fokus wieder auf den Vater.
Die Stärke von Swamp Thing liegt darin, dass die Figur wie keine andere ist. Sie beginnt als Monster, entkommt ihren Peinigern, stellt ihre Menschlichkeit in Frage und wird im Laufe von Moores Run zu einer dominanten Naturgewalt, die sich selbst über den Globus, durch das Weltall und sogar über das Reich der Lebenden hinaus transportieren kann.
Neben einem relativ neuen Protagonisten konnte Moore auch Pläne für die Kreatur entwerfen, die frei von der Kontinuität des regulären DC-Universums waren. Während die DC-Ikonen Batman und Superman eine gemeinsame Welt teilen, ist das Swamp Thing mehr oder weniger außerhalb dieser Welt angesiedelt, existiert aber gleichzeitig in ihr. Figuren wie Batman, John Constantine, Etrigan (Der Dämon) und Spectre haben Gastauftritte, sind aber nicht integraler Bestandteil der Abenteuer.
Das Swamp Thing durch die Liebe gezähmt
Moore vermittelt hier einen starken Eindruck von der Wildheit und Wut der Kreatur, die in der ersten Hälfte des Runs nicht nachlässt. Und nur die Liebe kann diese Kreatur zähmen.
Die Liebe des Swamp Thing zu Abby Cable ist eines der charakteristischen Merkmale dieses kreativen Runs. Obwohl die Kreatur für den Geist des verstorbenen Alec Holland eigentlich nur “Gemüse” ist, weigert sich Abby Cable, die Menschlichkeit des Monsters aufzugeben. Sie ist oft der Anker, der es sowohl dem Swamp Thing als auch dem Leser ermöglicht, einen Einblick in die fantastische und bizarre Welt zu bekommen, die auf den Seiten zu sehen ist. Abby gibt “Alec” eine Daseinsberechtigung. Ohne sie würde die Kreatur einfach von der Natur verschlungen, in den Sternen verloren gehen oder von einem der vielen Feinde vernichtet werden.
Ein großer Reiz dieser Sammlungen liegt darin, zu sehen, welcher Wahnsinn dem Wesen und seinen Freunden als nächstes widerfährt. Wirkt die Faunenkreatur im ersten Teil der Serie noch recht seltsam und unheimlich, so ist sie nichts im Vergleich zu den kommenden Gegnern. Ein im wahrsten Sinne des Wortes furchterregender Affen-Dämon, Unterwasser-Vampire, übernatürliche organische Maschinen, Geister, böse Inkarnationen, ein Werwolf und dämonische Kulte gehören zu dieser unheimlichen Palette. Während Alec in der ersten Ausgabe noch wie eine brutale Kreatur wirkt, wird das wahre Ausmaß von Gut und Böse schnell deutlich, wenn einige dieser Feinde ans Licht kommen. Swamp Things‘ Wildheit lässt auch nach, als er seinen Platz in der Welt versteht und sich mehr und mehr in Abby verliebt.
Genauso entscheidend für das Buch wie Moore sind die Künstler, die seine Werke zum Leben erwecken. Stephen Bissette und John Totleben dominieren in den ersten Bänden des Runs. Sie kreieren dort einen unglaublichen Stil und eine ebensolche Stimmung. Emotionen und Action werden perfekt mit einem rauen, ursprünglichen Stil eingefangen, der die Kraft von Alan Moores Geschichte häufig noch erhöht.
Comic-Leser, die sich die Saga um das Swamp Thing noch nicht unter den Nagel gerissen haben, sei gesagt, dass sie eines der besten Werke der Comic-Kunst verpasst haben.