
Heist Fantasy ist relativ selten. Und wenn man es mit ihr zu tun bekommt, dann fällt einem als erstes Locke Lamora ein, die kongeniale Diebesschöpfung von Scott Lynch. Aber auch Artemis Fowl gehört dazu.
Tatsächlich kann „Das Lied der Krähen“ die lange Wartezeit auf den nächsten Teil des Gentlemen-Ganoven überbrücken, der wahrscheinlich nie erscheinen wird. Und bei aller Ähnlichkeit: Leigh Bardugo hat keineswegs abgeschrieben. Angesprochen auf die Ähnlichkeit mit Locke Lamora gab sie an, Scott Lynch erst nach der Fertigstellung ihrer „Crows“ gelesen zu haben. Das ist möglich, und wir wollen ihr glauben, vor allem, weil ihr Erfolg gar nicht davon abhing. Den hatte sie bereits mit ihrer „Grisha-Trilogie“, und in dieser Welt sind auch die beiden bisher erschienenen „Krähen-Bücher“ angesiedelt. Auch ist Kaz Bregger ein weniger sympathischer Zeitgenosse als Locke. Mehr noch als zu Lynch führen die Spuren wohl zu Ocean‘s Eleven, wobei es bei Bardugo „nur“ sechs sind, die sich für eine unmögliche Aufgabe zusammenschließen. Laut eigener Aussage kam ihr die Idee zu ihrem Roman, als sie in Los Angeles eine Plakatwand sah, die für den Film „Monuments Men“ warb. George Clooney war darauf zu sehen, aber Bardugo erinnerte sich sofort an Ocean’s Eleven und hatte von da an nur noch ihre Fantasy-Heist-Story im Kopf.