Black Hammer: Vergessene Helden

Comics

Dass Black Hammer in fast jeder Rezension mit Alan Moores Watchmen verglichen wird, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Liest man den Comic, wird auch schnell klar, warum das so ist. Und doch ist es falsch. Black Hammer hat mit Watchmen nicht viel zu tun, auch wenn hier ebenfalls auf einer Metaebene die Geschichte der Superheldencomics kommentiert wird. Vergleiche sind in diesem Medium oft unerlässlich und nicht zuletzt eine Last, die zu Missverständnissen führen kann. Aber Black Hammer kann tatsächlich neben Watchmen im Regal stehen.

Vergessene Helden
(c) Splitter

Jeff Lemire liebt seine Superheldencomics, und wer weiß, wie Black Hammer ausgesehen hätte, wenn es 2008 erschienen wäre, als er die ersten Skizzen dafür anfertigte. Es ist eben ein Unterschied, ob man sich in der Superhelden-Timeline befindet oder ob man einen Kommentar zum Genre schreibt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Metaebene jemals eine größere Rolle gespielt hat als heute, wo Referenzen das Salz in der Suppe sind. Man kann keine neuen Geschichten erzählen, heißt es. Aber was sich immer ändern wird, ist die Art, wie wir sie erzählen. Ja, es wird immer eine Heldenreise geben, und wir haben auch schon die letzte Intrige aufgedeckt, aber die Tatsache, dass überhaupt eine Geschichte erzählt wird, ist ein Zeichen dafür, dass wir ohne Geschichten nicht überleben können.

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Das Lied der Krähen / Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen

Heist Fantasy ist relativ selten. Und wenn man es mit ihr zu tun bekommt, dann fällt einem als erstes Locke Lamora ein, die kongeniale Diebesschöpfung von Scott Lynch. Aber auch Artemis Fowl gehört dazu.

Tatsächlich kann „Das Lied der Krähen“ die lange Wartezeit auf den nächsten Teil des Gentlemen-Ganoven überbrücken, der wahrscheinlich nie erscheinen wird. Und bei aller Ähnlichkeit: Leigh Bardugo hat keineswegs abgeschrieben. Angesprochen auf die Ähnlichkeit mit Locke Lamora gab sie an, Scott Lynch erst nach der Fertigstellung ihrer „Crows“ gelesen zu haben. Das ist möglich, und wir wollen ihr glauben, vor allem, weil ihr Erfolg gar nicht davon abhing. Den hatte sie bereits mit ihrer „Grisha-Trilogie“, und in dieser Welt sind auch die beiden bisher erschienenen „Krähen-Bücher“ angesiedelt. Auch ist Kaz Bregger ein weniger sympathischer Zeitgenosse als Locke. Mehr noch als zu Lynch führen die Spuren wohl zu Ocean‘s Eleven, wobei es bei Bardugo „nur“ sechs sind, die sich für eine unmögliche Aufgabe zusammenschließen. Laut eigener Aussage kam ihr die Idee zu ihrem Roman, als sie in Los Angeles eine Plakatwand sah, die für den Film „Monuments Men“ warb. George Clooney war darauf zu sehen, aber Bardugo erinnerte sich sofort an Ocean’s Eleven und hatte von da an nur noch ihre Fantasy-Heist-Story im Kopf.

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The Penguin (HBO)

Immer wieder wurde versucht, Film- und Fernsehproduktionen mit Bezug zu Gotham City ohne Batman zu gestalten – ob nun Pennyworth, Birds of Prey oder Joker. Nun gesellt sich mit The Penguin eine weitere Serie hinzu. Die achtteilige HBO-Produktion spielt etwa eine Woche nach den Ereignissen aus Matt Reeves‘ The Batman, in dem der Riddler kurz davorstand, eine Schreckensherrschaft zu errichten.

Die Serie konzentriert sich auf Oswald „Oz“ Cobblepot, gespielt von Colin Farrell, und zeigt seinen Aufstieg in der kriminellen Unterwelt von Gotham nach dem Tod von Carmine Falcone. Ohne die Präsenz von Batman bietet sie eine tiefgründige Charakterstudie sowie eine realistische Darstellung von Machtkämpfen und moralischer Ambiguität.

Colin Farrell spielt Oswald „Oz“ Cobb mit einem der überzeugendsten Make-ups der Film- und Fernsehgeschichte. Er verwandelt sich so gründlich in einen glatzköpfigen, vernarbten, goldzahnigen und klumpfüßigen Kriminellen, dass der schneidige Schauspieler völlig in seiner Rolle verschwindet. Mit seinem New Yorker Akzent und seinem nach außen hin respektvollen Auftreten, das seine tödliche Gerissenheit verbirgt, ist Oz ein mittelmäßiger Gangster. Er lässt sich nicht gefallen, dass man auf ihn herabblickt, und nutzt die niedrige Meinung anderer über ihn zu seinem Vorteil.

Colin Farell als Oz; HBO Max
Colin Farell als Oz; (c) HBO Max

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The Flash (Geschwindigkeit ist alles)

Phantastikon Ikonen
Jay Garrick, (c) DC
Jay Garrick, (c) DC

Obwohl er nicht zur berühmten Trias Batman, Superman und Wonder Woman gehört, ist der Flash insgeheim die wichtigste Figur im DC-Universum. Und das hat nichts mit Geschmack zu tun. Natürlich gibt es immer Geschichten, die nicht den persönlichen Vorlieben entsprechen, aber über die Bedeutung der Figur wird wohl niemand ernsthaft diskutieren wollen. Sie war die treibende Kraft hinter so vielen Innovationen und Markenzeichen, die heute fester Bestandteil des DC-Universums und der Comicwelt insgesamt sind. Es ist durchaus legitim und möglich, die Geschichte der DC-Comics (und in geringerem Maße auch die der Mainstream-Superheldencomics) mit dem roten Blitz als Maßstab darzustellen.

Der Flash erschien im Januar 1940 als dritter der bekanntesten DC-Charaktere im Goldenen Zeitalter der Comics. Er wurde nach Batman, aber kurz vor Green Lantern geschaffen. Außerdem war er ein ganz anderer Charakter als der, den man aus der aktuellen Flash-Comicserie oder sogar aus der Fernsehserie kennt (auf die wir weiter unten eingehen werden). Der erste Flash war ein Typ namens Jay Garrick.

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Constantine (Der Hellblazer)

Phantastikon Ikonen

Trust the Police

Constantines Herkunft scheint so willkürlich und lächerlich, wie die Figur selbst beständig und mürrisch ist. Die Hauptverantwortlichen für seine Erschaffung machen unterschiedliche Aussagen über seine Eigenschaften, aber alle sind sich einig, dass er wie Sting aussieht.

Constantine
(c) Glenn Fabry

Constantine erschien zum ersten Mal auf den Seiten der Comic-Saga Swamp Thing im Juni 1984, kurz nach dem Ende der Welttournee von Police für ihr Album Sincronicity. Swamp Thing stammte damals aus der Feder des britischen Autors Alan Moore, der noch zwei Jahre davon entfernt war, mit Watchmen zum Comic-Superstar zu werden. 1984 war er noch ein relativ unbekannter britischer Autor, der mit seiner dekonstruktivistischen und mystischen Sicht auf Swampy einen Kulterfolg landete. Ihm zur Seite standen die amerikanischen Künstler Stephen Bissette und John Totleben. Beide waren von Sting besessen.

Bissette sagt, er habe Moore gebeten, eine Figur zu schaffen, die Sting ähnlich sieht. Karen Berger, die Redakteurin der Serie, erzählte, dass es Totleben war, der von Stings Darstellung eines möglicherweise dämonischen Betrügers im Film Brimstone and Treacle von 1982 begeistert war. Moore erzählte dem Comics Journal, dass er die Wünsche der Künstler nur zum Spaß erfüllte. Und so tauchte in einer Szene von Swamp Thing No. 25 eine namenlose Figur auf, die Sting ähnelte. Das hätte das Ende sein können.

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Peacemaker Staffel 1

James Gunn beschreibt Peacemaker als „Superheld, Superschurke und größtes Arschloch der Welt“. Er ist die Hauptfigur der Peacemaker-Serie von HBO Max, einem Spin-off und einer Fortsetzung von Gunns DC-Superheldenfilm The Suicide Squad aus dem Jahr 2021. Die Serie folgt den Nachwirkungen des Films. Peacemaker (alias Christopher Smith) ist nicht mehr im Gefängnis, sondern Mitglied eines Teams, das ihn bei seinem Streben nach Frieden unterstützt („egal wie viele Männer, Frauen und Kinder“ dabei sterben müssen).

John Cena, Peacemaker, Staffel 1 (c) HBO Max
John Cena, Peacemaker, Staffel 1 (c) HBO Max

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