Während meine Großmutter Matzeknödelsuppe kochte, spielte ich auf dem großen gelben Feld. Sie summte vor sich hin und beobachtete mich vom Fenster aus. Sie hatte es mir schon einmal gesagt: Geh nie in diesen Wald! Als sie sich umdrehte, ging ich dennoch weiter auf dem verbotenen Weg. Bäume, einst fern am Horizont, wuchsen über mich hinweg. Ich verlor mich in den Geräuschen eines flötenden Baches und dem tiefen Summen von Hornissen. Die Sommerblätter färbten sich goldgelb und schimmerten im Sonnenlicht. Gefesselt von der Schönheit bemerkte ich kaum die Steine, die aus dem Boden ragten. Ich stolperte und fiel in eine grüne Masse, die mit leuchtendem Chicorée bedeckt war. In der seltsamen Form entdeckte ich Augen und Lippen, die in die Erde gekerbt waren. Das Gesicht und der Körper eines Mannes waren zu einem Teil des Waldes geworden. Ich schrie und grub, suchte nach seinem Herzen, aber alles, was ich fand, war ein mit Schlamm und Dreck gefüllter Rippenkäfig. Warum war er hier? fragte ich ihn wieder und wieder. Aber alles war still. Ich blieb und wartete auf ein Lebenszeichen, aber der Mann bewegte sich nicht. Meine Großmutter rief in der Ferne: „Katarina! Katarina!“ Ich wollte nicht weggehen, weil ich ihn sonst nie wieder finden würde. „Katarina! Katarina!“ Ich kehrte ins kanariengrüne Gras zurück und rannte auf die vertraute Tür des Hauses zu. Ich hielt nur einmal inne, um einen Blick auf den Horizont zu werfen, aber der Wald hinter mir war verschwunden.
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