Das Rätsel der Blechtrommel im Okkulten

Phantastikon – Magazin der Tausend Fiktionen
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Das PHANTASTIKON ist ein Kultur- und Literaturpodcast, der interessante Geschichten aufspürt. Wo immer sich also eine interessante Geschichte verbirgt, versuchen wir sie zu finden.

Episode 67: Die Blechtrommel im Okkulten
byMEP

Es gibt Bücher, die sich dem Leser öffnen wie eine klareLandschaft: man erkennt Flüsse, Wälder, Häuser, die Menschen sind vertraut, die Geschichten leicht nachzuvollziehen. Und es gibt Bücher, die sind wie ein Spiegelkabinett. Jeder Schritt hinein verzerrt die Perspektive, die Dinge scheinen gleichzeitig vertrautund fremd, und ehe man sich versieht, blickt man nicht mehr in die Welt, sondern in die Abgründe des eigenen Bewusstseins.

Eines dieser Bücher ist Günter Grass’ „Die Blechtrommel“, erschienen 1959, mitten in einer Epoche, in der Deutschland noch in den Scherben seiner Vergangenheit stand. Dochdas Buch ist weit mehr als ein Nachkriegsroman. Es ist ein okkultes Rätsel, ein Text, der sich mit jeder Lektüre neu verwandelt und der uns auf eine Reise in das Reich des Geheimnisvollen führt.

Manche Menschen finden Zuflucht nur in einem Irrenhaus. Von seinem weiß emaillierten Krankenhausbett aus, unter dem wachsamen, wenn auch verwirrten Auge von Bruno, seiner Pflegekraft, macht sich Oskar Matzerath mit Hilfe eines Familienfotoalbums auf den Weg, um nicht nur seine Geschichte, sondern auch die seines Landes zu erzählen. Dabei entscheidet er sich zu einem Wechsel der Erzählperspektiven zwischen erster Person und dritter Person. Trommeln ist seine Art, sich von seiner Familie und den Ereignissen um ihn herum zu lösen. Er zertrümmert jede neue Trommel, und der Ersatz lässt einige Tage auf sich warten. So entfaltet sich der Wahnsinn der Geschichte; so bedrückend schildert er die Realität, der er zu entkommen beabsichtigt.

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