Das Kriegspferd (Blitz-Verlag)
Es ist etwas merkwürdig, ein Buch in den Händen zu halten, für das man selbst so wenig getan hat (außer natürlich einige Geschichten beizusteuern, worum es ja eigentlich geht). Aber ohne den Einsatz der Herausgeberin – Silke Brandt – wäre das Buch gar nicht erst entstanden. Ich hatte bereits zum Erscheinen meines Bandes „Mummenschanz in großen Hallen“ gesagt, dass ich gar keinen großen Wert auf Veröffentlichungen lege. Das erklärt auch die relativ wenigen Bücher, die von mir in den letzten 35 Jahren erschienen sind. Man kann meine Texte nicht so leicht an den Mann (und die Frau) bringen.

Die Leserschaft scheint immer mehr vom immergleichen zu wollen, und ich kann das nicht so recht bieten. Interessanterweise habe ich mich selbst als Leser durch die Weltliteraturen gearbeitet, um am Ende bei der sogenannten Genre-Literatur hängen zu bleiben, weil ich die literarische Fiktion für Augenwischerei und oft genug für Gequatsche halte. Ich würde jede Wette eingehen, dass Genre-Literatur mehr Leben gerettet und mehr Seelen mit Balsam eingerieben hat als irgendeine dieser Pseudo-Größen. In den sogenannten phantastischen Geschichten (sogenannt, weil ich jede Geschichte für phantastisch halte, manche versuchen das nur zu verschleiern) geht es tatsächlich um etwas Wichtiges.
Es geht darum, dass unsere Vorstellung von der Welt eine andere sein könnte. Es geht darum, dass es eine Realität nicht gibt, oder aber, dass sie reine Definitionssache ist. Mein Problem als Schriftsteller ist zweigeteilt. Einerseits weiß ich, dass überall um uns herum Schatten lauern, gegen die die Wissenschaft machtlos ist, andererseits arbeite ich mit Sprache, also mit Magie in ihrer Reinform. Gieße ich beides in eine Geschichte, entsteht etwas äußerst Seltsames. Ich suche das Unbekannte auf. Das wirkt manchmal kompliziert, weil wir alle davon ausgehen, dass wir alles schon kennen. Als Dichter hat mich schon immer beschäftigt, wie man etwas beschreibt, das nicht zu beschreiben ist. Die Metapher ist eine der ältesten Möglichkeiten, das zu tun, aber das sind nur Ausweichmanöver.
#“Ihr Mund so rot wie eine Kirsche“, hört sich schön an, aber warum kann ein Mund nicht so rot sein wie ein … Mund? Oder noch besser: „Eine Kirsche, so rot wie ein Mund“? Rot wie ein – ist die Metapher. Vergleichen. Damit kommt man allerdings nirgendwo hin. Wenn ihr meine Geschichten gelesen habt (oder eines Tages lesen werdet), dann werden euch nicht die Metaphern auffallen, sondern dieser unbestimmte Ton, der in meinen Sätzen liegt. Das Unheimliche (ganz im Freud’schen Sinne) rührt genau daher. Am Ton und an den Szenen, die für mich große Macht durch ihre Symbolik besitzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass aus meinem Geschwafel niemand wirklich schlau wird; und eigentlich wollte ich mich tatsächlich nur bei Silke Brandt bedanken. Und auch bei Jens Weber, der ein wirklich gelungenes Cover gestaltet hat. Ich kann mir denken, dass auch Sami Salamé, der sich dieses Buch mit mir teilt, recht zufrieden mit dem Ergebnis ist. Natürlich braucht man für all das einen Verlag. Tatsächlich freue ich mich, dass dieses Buch jetzt im Blitz-Verlag erschienen ist.

Das Phantastikon entwickelte sich im Laufe der Jahre immer mehr in Richtung Spannungsliteratur. Buchbesprechungen, interessante Geschichten und Hintergründe zu den Genres Krimi und Thriller im Magazin und im Podcast sind das bevorzugte Format. Es gibt im deutschen Sprachraum nichts Vergleichbares.
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