T. E. D. Klein – Botschafter des Grauens und der Romantik

Phantastikon Journal

Geschrieben von Frank Duwald

1.

QUAL DES SCHREIBENS

Die gesammelten Widersprüche des T. E . D. Klein

Wenn es in der zeitgenössischen Literatur einen Autor gibt, der sich dem Schreiben durch puren Masochismus verbunden fühlt und sich in seiner Qual trotzdem wegweisende Werke abringt, dann ist das wohl T. E. D. Klein, der Autor eines bemerkenswert schmalen aber wahrlich nicht unbedeutenden Œuvres.

„Ich bin einer dieser Leute, die alles tun würden, um dem Schreiben auszuweichen. Alles!”1,  sagt er. „Ich finde das Schreiben von Fiktion irrsinnig hart. Ich denke, ich bin ein extrem guter Lektor für anderer Leute Werke, […] aber es ist eine entsetzlich harte Arbeit für mich, irgendetwas Eigenes zu produzieren.“2

In einem Zeitraum (wir sprechen von mehr als 25 Jahren), in dem Stephen King ein ganzes Hochregallager mit seinen Büchern füllen kann, hat T. E. D. Klein einen Roman (The Ceremonies), fünf längere Erzählungen bzw. Novellen („The Events at Poroth Farm“, „Petey“, „Black Man With a Horn“, „Children of the Kingdom“ und „Nadelman’s God“) und etwas Kleinzeug (ein paar Kurzgeschichten, Essays und Rezensionen) zustande gebracht. Warum das so ist, erklärt er Carl T. Ford, dem Herausgeber des britischen Fanzines Dagon wie folgt:

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John Crowley und die Frauen

Phantastikon Journal

1. Und das Nachtragende …

“Mein Schreibmodell ist Shakespeare: nicht jeder Leser wird ein Buch von mir unmittelbar verstehen, aber es wird mit jedem Wiederlesen durchschaubarer.”1

Allein dieser Ausspruch dürfte ausreichen, eine Vielzahl von Lesern abzuschrecken. Das hört sich nach harter Arbeit und nicht gerade nach entspannender Lektüre an. Und doch liegt der entscheidende Vorteil dieses Schreibmodells auf der Hand: Ein Buch, das sich immer wieder lesen lässt, ist für die Ewigkeit gemacht. Was ist dagegen das kurze Vergnügen eines Reißers, den man kein zweites Mal lesen will?

John Crowley ist seit vielen Jahren so etwas wie eine graue Eminenz in der Literatur. Seine Bücher verleiten inzwischen insbesondere Schriftstellerkollegen zu euphorischen bis ehrfürchtigen Äußerungen. So ließ Peter Straub sich mit den Worten zitieren: “Crowley ist so gut, dass er jeden anderen im Staub zurückgelassen hat.”2

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Der Adept des Assassinen / Robin Hobb

Phantastikon Journal

Robin Hobbs Debütroman “Der Adept des Assassinen” erschien in seiner ersten Übersetzung 1999 bei Bastei-Lübbe, 2009 als “Der Weitseher” bei Heyne und 2017 als “Die Gabe der Könige” bei Penhaligon. Man sieht bereits daran, dass man die bekannte Methode, willkürlich mit Texten umzugehen, hier wieder bis zum Äußersten getrieben hat. Tatsächlich heißt der Roman “Assassin’s Apprentice”, und wie man sieht, hat Bastei hier den nötigen Respekt gezeigt. Nur beim dritten Band der ersten Trilogie um Fitz, den Weitseher, hat man mit “Die Magie des Assassinen” (Assassin’s Quest) eine Abwandlung des Originals vollzogen. Vielleicht wusste man auch nicht, was in Gottes Namen eine “Quest” ist. Wie dem auch sei, es ist das übliche Ärgernis, und man muss schon fast jede Buchbesprechung mit einem derartigen Einstieg versehen.

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