Interview mit Vincent Voss

P: Lieber Vincent, wir begrüßen dich recht herzlich. Gleich die erste Frage. Was ist deiner Meinung nach so interessant an Zombies? Du nimmst dich dieser Spezies ja nicht ungerne an. Was hat ein Zombie drauf, was – sagen wir – ein Vampir nicht drauf hat?

VV: Ich finde, Vampire sind personifiziert, wohingegen Untote das als Gefahr selten sind. Deshalb kann man sie gut als Metapher und/oder als eine Art Urangst nutzen. Zum einen sind sie als Urangst ziemlich roh und ehrlich. Und im Gegensatz zum Bild, das wir von Vampiren haben, auch wirklich ekelerregend, ohne dabei ihre Menschlichkeit einzubüßen, wie zum Beispiel ein Ghoul oder Werwolf. Zombies funktionieren, weil wir Angst vor dem Tod haben. Angst davor, selbst mal verwesen zu müssen. Zombies sind zahlreich und daher auch wie eine Naturgewalt, eine Welle. Dazu können über Zombies auch eine Gesellschaft oder deren Werte kritisiert werden. Wie verhalten wir uns untereinander, wenn so etwas passiert? Wie sozial gehen wir miteinander um, bzw. können wir miteinander umgehen und natürlich die Frage, wie nahe sind wir den Untoten in manchen Wesenszügen nicht schon. Kurzum hat ein Zombie eigentlich viel weniger und doch so viel mehr drauf.

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Interview mit Faye Hell

Phantastikon: Hallo, Faye, Danke vorweg für Deine Zeit. Und für ein Buch, das jetzt vorläufig ins gute Regal kommt, damit es griffbereit bleibt. Durchgelesen in einem optimalen Zug, durchgeatmet in mehreren verdammt tiefen Zügen. Ganz normale Reaktion auf „Keine Menschenseele“ ?

Faye Hell: Hallo Karin, es ist mir eine Freude, mit dir in dieser dunklen Stunde über mutwillig Unerfreuliches, also meine literarischen Visionen, sprechen zu dürfen.

Ein vertrauter Freund will mir immer weismachen, die Daseinsberechtigung eines Buches wäre einzig und allein dessen guter Unterhaltungswert. Ich denke nicht, dass mein Roman gut unterhält, eher fordert er böse heraus. Inhaltlich, formal, emotional. Nicht jeder will sich dieser Herausforderung stellen, diejenigen, die es tun, die müssen schon das eine oder andere Mal durchatmen. Bevor sie das Geschriebene verdauen können, bevor sie weiterlesen wollen. Mein liebstes Zitat hierzu stammt aus einer Bücherbörse, dort hat jemand mein Buch verkauft, weil es ihm selbst zu düster und zu hoffnungslos wäre.

Gut so. Ich will nicht unterhalten, ich will auch keine Hoffnungen machen, auf ein schönes Ende, auf ein leichtes Leben. Meine Worte sollen wehtun. Ein klein wenig, mit Gefühl. Sie sollen an dir nagen, während du liest, und sich festbeißen, wenn du das Buch zur Seite legst. In dein gutes Regal. Griffbereit.

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Interview mit Wilfried A. Hary

Phantastikon: Hallo, Wilfried, schön, dass Du Zeit für uns hast. Verrätst Du uns, bei welchem Geniestreich wir Dich grad unterbrechen?

Wilfried A. Hary: Ich arbeite an Band 4 der neuen Serie SKULL. Arbeitstitel: „Ein Fluch kommt selten allein“.

Phantastikon: Deine Vita ist beeindruckend. Blutjung angefangen, e-book erfunden, Serien gestartet…hattest Du immer schon soviel Power?

Wilfried A. Hary: Das täuscht. In Wahrheit bin ich das, was man einen faulen Hund nennt. Der Trick dabei: Ich mache nur, was mir Spaß macht. Dann klappt es auch. Aber nur dann eben. *lacht*

Phantastikon: Was sagst Du als alter Hase über die aktuelle SF-Horror-Show?

Wilfried A. Hary: Ich finde es grundsätzlich gut, wenn die Leute Neues probieren. Auch dann, wenn es mir nicht gefällt. Denn nur, wenn ständig Neues probiert wird, entsteht nun einmal auch wirklich gutes Neues am Ende.

Daher: Weitermachen mit Neuem und endlich aufhören mit Wiederkäuen!

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Interview mit Malte S. Sembten

Malte S. Sembten ist vieles: Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber, Illustrator.  Hardy Kettlitz nennt ihn in seinem Vorwort zu Maskenhandlungen “ein Klasse für sich”. Für das PHANTASTIKON war er vor allem eins: ein intelligenter Gesprächspartner. Wir freuen uns, das Interview mit ihm in voller Länge präsentieren zu können.

Bild von Malte S. Sembten

MP: Wie fühlt man sich, wenn eine Persönlichkeit wie T. S. Joshi schreibt, dass man einer der wenigen lebenden deutschsprachigen Verfasser unheimlicher Literatur sei, deren Erzählungen wiederholtes Lesen lohnen? Das ist ja eigentlich ein Ritterschlag.

MSS: Ich weiß, worauf du anspielst. Aber Joshi hat die aus drei dicken Bänden bestehende Enzyklopädie Supernatural Literature of the World ja nur mitherausgegeben. Verfasst wurde sie von einem Kollektiv aus siebenundsechzig Fachleuten. Joshi kann meines Wissens auch gar kein Deutsch. Die beiden Einträge, in denen ich vorkomme, stammen von den deutschen Phantastik-Experten Marco Frenschkowski und Robert N. Bloch.

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Interview mit Thomas Ligotti

Interview geführt von Matt Cardin, Juli 2006, Erschienen in The Teeming Brain und in The New York Review of Science Fiction, Issue 218, Vol. 19, No. 2 (October 2006). Gedruckt erschienen in Matt Cardin: Born to Fear (Interviews mit Thomas Ligotti)

Übersetzt von Michael Perkampus, mit freundlicher Genehmigung von Matt Cardin.

Anmerkung: Dieses Interview übersetzte ich im Dezember 2014, als ich begann, unter einer ähnlichen Problematik zu leiden wie Thomas Ligotti. Im Grunde war es für mich eine Art Trostpflaster. Daraus resultierte dann das Magazin PHANTASTIKON.

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