Heute war Alfredo Moros großer Tag. Heute würde er Unsterblichkeit erlangen, wenn er das nicht schon längst gewesen wäre. In einer Stunde würde seine Privataudienz beim Papst beginnen. Eine unglaubliche Ehre für einen einfachen Priester.
Doch Alfredo Moro war kein einfacher Priester. Man konnte den gutaussehenden gebräunten Mittdreißiger mit den pechschwarzen nach hinten gekämmten Haaren und dem gewinnenden Lächeln getrost als höchst außergewöhnlich bezeichnen.
Das außergewöhnlichste an ihm war, dass von seinem Werdegang vor diesem denkwürdigen Tag, dem Samstag, den 6. Juni nichts bekannt war. Man wusste nur durch entsprechende Aufzeichnungen, dass Alfredo Moro bis vor vier Jahren das Priesterseminar in Augsburg besucht hatte. Niemand aus seinem Jahrgang konnte sich später an den Mann erinnern, obwohl sein angenehmes, verbindliches Auftreten eigentlich hätte im Gedächtnis bleiben müssen.