Die Geschichte von Arkham Horror beginnt eigentlich schon 1981, als das Rollenspiel Call of Cthulhu erschien, das natürlich nach H.P. Lovecrafts gleichnamiger Story benannt ist. Das Spiel wurde bis 2014 immer wieder neu aufgelegt und verbessert. 1987 wurde auf dieser Basis das Brettspiel „Arkham Horror“ veröffentlicht und als bestes Fantasy-Spiel des Jahres ausgezeichnet. Es hatte sich mühelos gegen eine Menge anderer Lovecraft-Basierter Spiele durchgesetzt, die es nicht mal zur Veröffentlichung gebracht haben. Und auch dieses Spiel wird ständig erweitert und verbessert. Um eine Spielwelt noch lebendiger werden zu lassen, liegt es natürlich nahe, Romane und Geschichten in Buchform zu veröffentlichen, so dass sich die Spieler alles noch besser vorstellen können. Im günstigsten Fall interessieren sich auch Leser für die Bücher, die sich ohnehin gern in Lovecrafts Kosmos bewegen.
Bei Cross Cult gibt es bereits die Romane „Das letzte Ritual“ und „Litanei der Träume“, die in diesem Universum angesiedelt sind. Im Dezember 2022 erscheint dann bereits „Der Kult der Spinnenkönigin“. Aber heute habe ich „Dunkle Ursprünge“ vorliegen. Die gesammelten Novellen Band 1; was natürlich vermuten lässt, dass es auch hier mehrere Ausgaben mit kürzeren Geschichten geben wird.
Wie im Spiel auch, reisen wir mit den unterschiedlichsten Protagonisten in Lovecrafts fiktive Stadt Arkham in Massachusetts im Jahre 1926. Es versteht sich von selbst, dass uns die Romane und Novellen unserer Arkham Horror-Files weit weg von den geschützten Ufern führen, direkt hinein in das dunkle Unbekannte. Alle vier Geschichten dieser Sammlung, die von Dave Gross, Greame Davis, Richard Lee Byers und Chris A Jackson geschrieben wurden, tauchen mit einer Mischung aus Pulp-Action und übernatürlichem Horror tief ein in die Geheimnisse unter der Oberfläche unserer bekannten Realität. In Arkham sind die wilden Zwanziger nicht ganz so verlaufen, wie wir das in Erinnerung zu haben glauben. Natürlich gibt es auch hier Flappers und Jazz, die Prohibition, Schwarzbrenner und Mafiosi. Aber es gibt auch weitaus seltsamere Dinge. Menschen sind verschwunden. Andere berichten, dass sie unbeschreibliche Kreaturen gesehen haben. Und die Luft verdichtet sich mit einem Gefühl der Vorahnung, das wie ein böser Nebel durch die Straßen zieht. Etwas Uraltes beginnt sich zu rühren.
Natürlich muss man sich die Frage nach der Qualität der vier hier gesammelte Erzählungen stellen. Dave Gross war Redakteur von Zeitschriften wie Dragon, Star Wars Insider und Amazing Stories. Er ist jemand, der die Welt der Pulp Magazine versteht. Abgesehen davon bringt er es auf 10 Romane, bei uns ist er jedoch völlig unbekannt. Er eröffnet mit „Die Nacht der Jägerin“.
Greame Davis studierte Archäologie, was für ein Lovecraft-Setting immer von Vorteil ist, schrieb aber von 1986 an bei Game Workshop das gefeierte Warhammer-Rollenspiel mit. Tatsächlich hat er danach an zahllosen weiteren Tabeltop- und Videospielen mitgearbeitet. Von ihm bekommen wir die Geschichte „Das Klagelied der Vernunft“.
Richard Lee Byers schreibt für die Reihe der Forgotten Realms an einer anderen legendären Fantasy-Welt mit. Beeinflusst ist er von den richtigen Leuten, nämlich logischerweise Lovecraft und Robert E. Howard, aber auch von Karl Edward Wagner und Jack Vance. Seine Geschichte trägt den Titel „Der Zorn der Leere“.
Chris A Jackson ist von Beruf Seemann. Auch er hat einen starken Hang zu den bisher genannten Spielen, obwohl er sich mit dem Schreiben von Piratengeschichten einen Namen gemacht hat. Mit seinen Weapon of Flesh Romanen über einen magischen Attentäter landete er mehrmals auf der Kindle-Bestseller-Liste. Seine Geschichte heißt „Das Tor in der Tiefe“.
Vielleicht erkennt man bereits an dieser Vorstellung, dass es sich bei vorliegenden Geschichten um eine Menge Spaß handelt. Vor allem jene Leser, die sich über die eher unterhaltsame Ausrichtung lovecraft’scher Welten beschweren, sollten auch hier eher nicht zugreifen, um ihre Nerven zu schonen. Doch Lovecrafts Welten sind sozusagen für alle da. Eine echte Leseempfehlung kann ich allerdings nur an die richten, die ihre Spielwelt mit reichlich Hintergrundmaterial ausstatten wollen. Das bedeutet nicht, dass die hier gebotenen Geschichten schlecht sind, aber nach dem lesen hat man sie dann doch schnell wieder vergessen. Eine Bereicherung der Spielwelt sind sie aber dennoch.
Entdecke mehr von Phantastikon
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Kommentare sind deaktiviert.